Ne, ich brauch keine Szenarien.
Ich finde es dennoch hilfreich, daß mein Hund kein Draufgänger ist, sprich, keiner, der auf jeden Menschen zustürmt, sich sofort von jedem sofort mit irgendwas füttern läßt, der jedes Kind sofort von oben bis unten beschnuppert. Er soll an meiner Seite bleiben und so meinen Klienten die Möglichkeit geben, ihn wahrzunehmen, zu beobachten und sich selbst ein Bild von ihm zu malen.
Ich denke mal, unsere Arbeitsbereiche weichen voneinander ab. Ich bin Familienhelfer, ich arbeite in Familien mit Kindern im Auftrag der Jugendämter. Das sind Familien mit sozialen und psychischen Problemen, Überforderungssituationen, Vermüllungs-Syndrom bis zum Messiestatus. Familien mit Suchthintergrund und vielem mehr. Dazwischen Kinder in allen Altersklassen, die in diesem Umfeld aufwachsen. Manchmal in Verhältnissen leben, die sich viele nicht vorstellen wollen, Müll, Dreck, keine Tagesstruktur, unangemessenes Verhalten der Eltern, unzureichende Ernährung, Hygiene und und und. Oft haben sie selber Tiere, Hunde, Katzen oder Kaninchen.
Da komme ich in diesen Haushalt mit meinem Hund und nun stell Dir die Situation vor.
Wenn ein Hund in diesen Krisensituationen dabei ist, gibt es Regeln. D.h. es werden keine Türen geknallt, es wird nicht gebrüllt, es fliegen keine Gegenstände rum, es muß sich geeinigt werden, wer den Hund in welcher Reihenfolge anfassen und streicheln darf.
Ich hatte ihn erst 2 Wochen mit zur Arbeit, da war ich in einer Familie mit einem 6 Monate alten Baby. Das Kind sitzt auf dem Fußboden.
Mein Hund legt sich etwa 2 m vor dem Baby hin und bleibt liegen. Er will hin und das Baby versucht, zu ihm zu krabbeln, schafft es aber nicht.
Mein Hund (ich dachte, ich kuck nicht richtig) rutscht auf dem Bauch zum Baby und bleibt liegen. Er ist nicht aufgestanden, da wäre er größer als das Kind gewesen. Er ließ sich vom lachenden und kreischenden Kind ins Gesicht patschen, in die Nase und die Augen. Er war völlig ruhig, es war unglaublich. Das hat ihm keiner beigebracht.
Wenn ein Hund dabei ist, der streßresistent ist und gehorsam, immer auf mich achtet und auch auf nonverbale Zeichen von mir, dann ist er eine immense Bereicherung.
100 % Vertrauen, nein, das geht nicht. Nicht mit meinen Klienten. Ich lasse ihn nicht mit Kindern in einem Raum, nicht mal mit erwachsenen Klienten. Dazu ist er zu distanziert, was rassetypisch ist wie gesagt. Das ist auch gut so. Dieser Hund ist mein Mitarbeiter und so soll er gesehen werden und sich verhalten. Er ist kein Spielzeug auch wenn er noch so hübsch und kuschlig ist (was natürlich auch ein Vorteil in der Arbeit mit Kindern und Behinderten ist).
So, erstmal Pause dazu.
Ich will nochmal eine Stunde mit ihm raus solange die Sonne scheint. Das tut uns beiden gut und er soll ja schließlich auch "Hund sein dürfen".
Kannst Du was mit meinen Beschreibungen anfangen?