Hallo,
unser Rüde, 16 Monate, bei uns Zweithund, hat in seinem kurzen Leben schon einige Stationen hinter sich gebracht, bis wir ihn vor 6 Monaten aus dem Tierschutz übernommen haben. Wir sind mindestens der dritte, evtl. sogar der vierte Besitzer.
Er hat ziemlich lange gebraucht, bis er bei uns wirklich angekommen war und uns geglaubt hat, er jetzt da bleiben darf. Mittlerweile ist aber eine recht gute Bindung entstanden. Er hat noch etwas sehr junghundhaftes an sich und selbst seine welpenhafte Optik verliert sich erst jetzt langsam; unsere Hundetrainerin meint, er sei dadurch, dass er bisher kein stabiles Zuhause hatte, etwas entwicklungsverzögert.
Im Haus haben wir mit ihm keine nennenswerten Probleme, die wir nicht schon in den ersten Wochen in den Griff bekommen hätten.
Das große Problem besteht darin, dass er im Prinzip alles angeht, was uns draußen zu nahe kommt: Menschen zu Fuß, auf dem Fahrrad, joggend, Autos etc. Gehen wir allerdings direkt zu jemanden hin, den wir kennen, ist er mit wenigen Ausnahmen (grauhaarige, kräftige Leute) sehr freundich und will die Menschen überschwänglich begrüßen. Bei Hunden rastet er schon von Weitem richtig gehend aus, bellt, springt in die Leine und kann sich auch nachdem der Hund außer Sichtweite ist, kaum beruhigen.
Unser Training sah bisher so aus, dass wir versucht haben, ihm klar zu machen, dass wir die Sache für ihn regeln und er sich raushalten soll. Auch bleiben wir normalerweise in einer Reizentfernung, die er aushalten kann, also eine Art Desensibilisierung mit gezieltem Üben auf Parkplätzen, an Straßen...
Soweit der Plan. Leider kommt es in der Praxis oft anders. 1. Habe ich das Gefühl, dass er uns nicht wirklich abnimmt, dass wir die Dinge für ihn regeln und 2. kommen wir doch sehr oft ungewollt in Situationen, in denen die Reizentfernung zu gering ist und er anfängt zu grölen und sich kaum wieder beruhigt und dann gleich alles ankläfft, was ihm in die Quere kommt. Das macht das Ganze sicher nicht besser.
Wir hatten den Eindruck, es würde langsam besser, allerdings sieht es jetzt wieder mehr nach Rückschritten aus.
Es ist ganz eindeutig, dass er sehr unsicher ist, denn außerhalb seines vertrauten Reviers gähnt er dauernd, schüttelt sich und hat offensichtlich Stress. Sein Weg ist dann das Pöbeln nach vorne.
Wir wissen nicht genau, was er erlebt hat, was er kennen gelernt hat. Bei manchen Dingen ist er sehr locker und auch neugierig, aber Sozialkontakte sind einfach schwierig.
Ich würde mich sehr freuen, wenn die, die dieses Problem kennen, mir noch ein paar Tipps geben könnten, was es noch für Möglichkeiten gibt, an diesem Problem zu arbeiten. Vielleicht ist ja ein Weg dabei, der besser zu unserem Angstpöbler passt und wir langsam zu einem entspannten Hundeleben kommen können.
Viele Grüße,
Nikisuma (mit zwei Schweizern)