Ich versuchs mal an einem Punkt zu beschreiben.
Ein normal veranlagter 9 Wochen alter Riese findet Menschen super, tut er das nicht, dann zeigt er eigentlich immer Angst. Da hilft daran gewöhnen über Schönfüttern, mal irgendwo auf den Schoß setzen und ihn merken lassen, dass er nicht gefressen wird, und so weiter.
Mein X-er tat das, was alle seine näheren Verwandten tun, er ignorierte Fremde. Sprechen die ihn aber an, sahen ihn mehr als nur einen Augenblick an oder versuchten gar ihn anzufassen, dann ging er in diesem zarten Alter sofort nach vorne und die Löcher waren tief.
Das kann so nicht bleiben, also bearbeiten wir das, war der Plan.
Erste Aktion, der Hund kommt mit ins Vereinsheim und auf die Veranda, er läuft dort frei und alle ignorieren ihn.
Die erwartete Unsicherheit zeigt er gar nicht, statt dessen legte er sich mitten zwischen die Beine fremder Leute und hakte voll rein, wenn ihn dann unter dem Tisch zufällig jemand berührte. Ausgewichen ist er keinen mm.
Ok, so wird das nichts. Jetzt wird schöngefüttert. Soll ihm doch jeder mal etwas zuwerfen oder ihm die Hand mit Wurst wie zufällig vor der Nase baumeln lassen. Toller Plan, die einzige Erkenntnis war, dass der Zwerg die Verweigerung von angebotenem und gefundenem Futter perfekt beherrscht. Er nimmt es erst, wenn ich es freigebe...
Aber "sein Problem", das hatte sich verschlimmert. Während Fremde vorher ignoriert wurden, wenn sie sich neutral verhielten, waren Fremde jetzt böse. Schließlich hatte ich durch die ganze Arbeit an dem "Problem" ungefähr den Impuls gegeben, den ein leinenaggressiver Hund bekommt, wenn man bei Hundesichtung die Leine verkürzt.
Also alles wieder auf Anfang. Menschenfreundlichkeit wird nicht mehr bearbeitet.
Eine Weile später hatten wir wieder den Status, dass Menschen ignoriert werden, außer...
Und so ist es heute noch. Wir haben es lediglich bei seinen Anlagen belassen und regeln die wenigen Momente, wo man eingreifen muss, über Gehorsam. Menschen sind weiterhin alle Feinde, aber wenn ich sie nicht als Bedrohung sehe, dann ignoriert er sie, so lange er sich nicht anfassen lassen muss. Er bewegt sich locker und unauffällig in überfüllten Zügen, geht gelassen am Wochenende durch Amsterdam-Mitte.
Und all das hätten wir einfach so haben können, das haben wir uns durch das Training beinahe kaputt gemacht.
Ein Riese, der Fremde essen möchte, wird das aber nur über Gewöhnung und das Lernen, das Fremde nett sind, lassen oder über Gehorsam. Der wird nie entspannt durch die Menge laufen, weil ich entspannt bin, sondern weil er im Kommando steht.
LG
das Schnauzermädel