Hallo Lena (?),
nein ich bin kein Hundetrainer. Bei meinem ersten Hund (leider verstorben) hatte ich überhaupt keine Probleme, als ich mir Chica holte war ich so blauäugig zu glauben, ich hätte ja Hundeerfahrung und würde auch diesen Problemhund hinbekommen. Weit gefehlt, sie hat mich eines besseren belehrt und mir ziemlich deutlich gezeigt, daß ich eigentlich überhaupt keine Ahnung habe. Mit unseren Hundeschulen vor Ort bin ich keinen Schritt weiter gekommen, hatte mich schon fast damit abgefunden meinen Hund niemals frei laufen zu lassen und nur in abgelegenen Gegenden zu wandern. Ich hab damals den Hundetrainern vertraut, die Chica als aggressiven Kampfhund abgestempelt haben, der weder resozialisierbar noch erziehbar ist. Irgendwann hab ich beschlossen, das es das nicht gewesen sein kann, hab angefangen zu lesen, Seminare und Workshops zu besuchen, zum Training zu namhaften Trainern zu reisen und mußte erfahren, daß unsere Beziehung nur aus Mißverständnissen bestand. Mein erster Schritt zur Einsicht !
Ich habe meine Grundeinstellung zum Hund geändert, an mir gearbeitet, immer versucht sie zu verstehen und das für mich wichtigste beim Hundeverhalten ist immer die Frage „Warum macht er das ?“ geblieben. Kein Hund tut etwas ohne Grund und da wir sehr eng zusammenleben ist er immer ein Spiegel meiner selbst. Mache ich etwas falsch, folgt die Antwort unverblümt auf den Fuß, mache ich etwas richtig, gebe dem Hund die Sicherheit, den Rückhalt den er braucht und führe ich ihn liebevoll konsequent durchs Leben, habe ich einen glücklichen, sorglosen und vertrauensvollen Hund an meiner Seite.
Mit Toby zog ein Malinoismix hier ein, eine wunderbare Rasse, wenn man bereit ist täglich mit dem Hund zu arbeiten und ihm eine Aufgabe zu geben. Eine ganz neue Herausforderung, dieses Powerpaket. Mittlerweile haben wir ganz Deutschland bereist und aus dem „Hobby“ Hund ist eine Lebensaufgabe geworden. Ich arbeite ehrenamtlich für diverse Vereine, besuche interessante Seminare, lerne neue Trainer kennen und werde trotzdem niemals alles wissen – aber ich versuchs ;-)
Daher habe ich vollstes Verständnis für die Probleme, die andere mit ihren Hunden haben, empfinde aber tiefste Mißachtung für die, die uneinsichtig sind, keine Hilfe annehmen und alles ihrem Hund in die Schuhe schieben.
Hundeschulen kann ich nur empfehlen, aber eine gute zu finden ist verdammt schwer. Ich liebe die Trainer, mit denen ich eine Stunde zusammenarbeite und die ausschließlich mich korrigieren, niemals den Hund. Für manche Probleme braucht man einfach jemand, der neutral beobachtet und erklärt, warum wieso weshalb etwas passiert ist, manchmal ist man selber ziemlich blind.
Bla bla bla, ich verliere mich in anderen Dingen …
Zu deinen Fragen: Da hilft dir nur ein 100% Abrufkommando. Wenn ich bei meinen merke es könnte schief gehen, kommt ein belanglosen „Komm, wir gehen weiter“ meist sind sie dann froh aus der Situation rauszukönnen, ohne ihr Gesicht zu verlieren (Chica würde sich niemals unterwerfen!). Dann folgt der „Ich würde dich töten, muß aber leider weg“ - Blick und sie traben hinterher. Wenn Toby zu heftig wird, ruf ich ihn ab, manchmal brauchts auch da ein zweites oder drittes „Hey, jetzt reichts, komm her“ bis er abläßt, aber es wird langsam. Das kann man nur üben, üben, üben und wenn er nicht hört sich dazwischenstellen und mal kurz an mich erinnern (nur durch meine Anwesenheit und entsprechenden Blick/Gestik – keine Handgreiflichkeiten). Es gibt auch Hundeschulen, die Spielgruppen anbieten, vielleicht kannst du da mitarbeiten und dann auf dem Platz mit ein, zwei, dann drei passenden Hunden das Abrufen aus dem Spiel üben.
Wenn sie im Auto super warten kann, gibt’s doch bestimmt einen letzten Satz von dir, bevor du aussteigst. Bei mir ist das „Wartet mal schön, bin gleich wieder da“, das gibt’s im Auto wie auch zuhause und sie kennen die Bedeutung sehr gut. Meine verbringen viel Zeit im Auto, sind sie doch fast immer dabei. Wenn wir auf Seminaren sind kommts vor, daß sie zwischendurch 2-3 Stunden warten müssen, also das halbe Wochenende im Auto verbringen. Dazwischen gibt’s natürlich ausreichend Bewegungsmöglichkeiten und Beschäftigung. Dramatisch find ich das nicht, zumal sie im Auto besser aufgehoben sind, als im vollen „Hörsaal“. Da meine aber problemlos zuhause bleiben, ist das die Ausnahme, sonst haben sie es in der Wohnung besser als im Auto, zumal ich sie ungern irgendwo parke, wo ich sie weder sehen noch hören kann. Wenn du irgendwo hin mußt, wo sie im Auto warten müßte, nimm sie mit wenn sie da weniger Stress hat als in der Wohnung, aber das „allein zuhause sein können Training“ sollte das nicht ersetzen. Gerade bei dem Wetter hab ich meine seltener mit, Schattenparkplätze sind Mangelware und es wird verdammt schnell heiß im Auto.
Trabt sie in der Wohnung ständig hinter dir her oder bleibt sie, egal wo du bist, an einem Platz liegen ? Wo hat sie ihren Schlafplatz ? Toby hat mich anfangs immer verfolgt und saß winselnd vor der verschlossenen Badezimmertüre. Dann hab ich ihm jedesmal die Türe vor der Nasse zugeknallt, wenn ich das Zimmer gewechselt hab, also wenn ich kurz ins Schlafzimmer ging, oder in den Keller. Irgendwann lag er nur noch erwartungsvoll hinter der Türe, mittlerweile bleibt er entspannt im Wohnzimmer liegen – hat aber auch gedauert.