Wie alt ist dein Hund und wielange war er bei den Vorbesitzern ?
Ich geh einfach mal davon aus, daß sie die Welpenzeit hinter sich hat und bisher keine besonders guten Erfahrungen sammeln konnte, bzw wenn sie „unterging“ auch keinen wirklichen Bezug zum Menschen hatte (der Flohbefall spricht nicht dafür).
Seit 2 Wochen ist der Hund in einer vollkommen neuen Umgebung, bei fremden Menschen, fremden Regeln und vor allem : Bei Menschen die etwas von ihm wollen !!! Bisher sah ihr Leben so aus, daß sie einfach nur da war und sich die Zeit mit bellen vertrieben hat – extrem ausgedrückt. Wie lange ging das so ? Wochen, Monate, Jahre ??
Überleg dir mal, du bist ab morgen in einer mongolischen Familie – fremde Menschen, Land, Kultur, Sprache. Einer sagt „Shrolum“ zu dir und schaut dich erwartungsvoll an. Zwei Sekunden später wirst du ohne Essen weggesperrt, weil du nicht pünktlich am Tisch warst. Am nächsten Morgen stehst du singend am Fenster (weil das früher immer dein Zeitvertreib war) jemand ruft im Hintergrund „Alkahama“, du nimmst es gar nicht war, beziehst es nicht auf dich und im nächsten Moment haut man dir eine runter ! Wie würdest du sich fühlen ? Du wärst verunsichert und würdest beim nächsten Mal zusammenzucken.
Wär es nicht viel einfacher und angenehmer, man würde dich an der Hand nehmen, dir Schritt für Schritt die Bedeutung der Worte erklären und dir zeigen, daß das Zusammenleben – wenn man gewissen Regeln einhält – Zufriedenheit, Sicherheit und Geborgenheit bedeutet !? Dir die Chance geben zu lernen, dich anzulächeln und zu nicken wenn du es verstanden hast und dir zu helfen, wenn du auf dem falschen Weg bist ?
Ich vermute mal, Kimi ist dein erster Hund und ihr habt beide vollkommen unterschiedliche Vorstellungen. Du hast Erwartungen an den Hund, die dieser noch gar nicht erfüllen kann. Denk mal ernsthaft darüber nach, was sie in diesen 2 Wochen schon alles gelernt hat, was selbstverständlich geworden ist und in wievielen Dingen ihr euch schon einschätzen könnt ! Das vergißt man nämlich leicht, wenn man an Grenzen/Probleme stößt.
Gib ihr Zeit, deine Welt zu verstehen und dir, deinen Hund zu lesen und ihre Reaktionen zu deuten. Du mußt herausfinden, was sie gerne mag, wo ihre Stärken sind, ihre Schwächen, wie und ob sie gerne spielt (Quietschspielzeug ist für Hunde die nie gelernt haben zu spielen sehr interessant). Setzt das „Hier“ nur dann ein, wenn sie auf dem Weg zu dir ist und einen Zusammenhang sieht. Nimm ihren Napf in die Hand, ruf freudig „Hier“ und sobald sie kommt gehst du noch ein paar Schritte lobend rückwärts. Bei vielen Hunden sieht man deutlich diesen AHA-Effekt wenn sie etwas verstanden haben. Nutze jedes Verhalten was sie von sich aus zeigt, um ein Kommando daraus zu machen.
Wenn sie auf die Couch springt um aus dem Fenster zu schauen und zu bellen gib ihr ein „Hopp“, lob sie und befördere sie sanft mit einem „Runter“ wieder auf den Boden. Manche verstehen es beim 3ten Mal, andere brauchen 20 Wiederholungen. Auch lernen will gelernt sein – bring mal einem Senior eine Fremdsprache bei …
Wenn sie kläfft (gib dich nicht der Illusion hin, das hast du in 2 Stunden im Griff), leb ihr das vor, was du von ihr erwartest. Geh zum Fenster, schau dir den Nachbarn an, sag seelenruhig „Ach so, der …laß man gut sein“ dreh dich rum und geh mit ihr weg. Versuch ihr auf freundliche, aber bestimmte Art klarzumachen, daß dies bei dir nicht gewünscht wird. Bedenke aber, daß sie es vorher immer durfte. Manche Hunde akzeptieren Kommandos einfach, andere (so ein Exemplar habe ich auch) fragen nach dem Warum. Sprich doch mal 3 Sätze mit deinem fensterputzendem Nachbarn. Sie muß erstmal begreifen, daß sie bei dir in Sicherheit ist, daß sie sich auf dich verlassen kann und sich keine Sorgen machen braucht. Kläffen ist bei vielen Hunden Unsicherheit und Stressbewältigung und den wird sie nach der Umstellung noch haben. Wander viel mit ihr, mach auch mal einfach nix ausser fröhlich neben ihr herzutraben, denn wie bereits geschrieben, sie kannte es bisher weder dass sie beachtet wird, noch dass jemand etwas von ihr will (blödes Beispiel: bisher warst du einer von vielen Schülern, ab morgen sollst du Sprecher der Schule sein – ganz schön stressig, oder ?)
In diesem Sinne, viel Geduld, Konsequenz, aber noch mehr Spaß und schöne Stunden mit deinem neuen Traumpartner ! :wink:
Und bitte bitte, vergiß die Tiernanny …