Beiträge von Wonder2009

    Wie gesagt, in der Schutzhundearbeit macht das Sinn, weil ich da eben gestellte Situationen für einen kleinschrittigen Aufbau hab. Außerdem kann ich das X beliebig oft immer wiederholen.


    Mir fehlt bei der Jagd einfach die Planbarkeit dieser Situation. Im Schutzdienst kann der Helfer eben eher statisch dastehen für wenig Ablenkung und dann immer dynamischer werden. Der Hase aber rennt, wenn er halt rennt.


    Jetzt mal am Beispiel vom Downpfiff.

    Wie soll das genau ablaufen? Angenommen der Hund kennt den Downpfiff soweit, dass er sich am bewegten Objektiv ablegen lässt, also Ball oder so. So ne Vorarbeit ist da. Dann geh ich ins Revier. Nun brauch ich ja erstmal nen Hasen, der relativ langsam und in großem Abstand flüchtet. Den Abstand bekomm ich noch geregelt, indem ich vielleicht nen fertigen Hund einen Hasen hochmachen lass und der Ausbildungshund sich das aus Entfernung anschaut. Ist die Entfernung groß genug und der Reiz damit klein genug wird der Hund sich ablegen lassen. Und dann? Ich kann den jungen Hund doch nicht freigeben zum unkontrollierten hetzen des Hasen? Wenn ich ihn nur für die Spur freigebe zum Suchen, hat er sein Triebziel aber nicht bekommen. Triebziel ist ja hetzen, nicht suchen. Also fruste ich den Hund und er wird beim nächsten Mal gleich hetzen wollen. Daran muss ich ihn hindern. Wenn der Hund jetzt eine Situation nicht ableisten konnte, probiere ich das ein zweites Mal. Zwei mal nicht ableisten können heißt kurze Pause und einen Schritt zurück. Also müsste ich jetzt entweder die Distanz erhöhen oder dem Hasen sagen, er soll langsamer wegrennen. Distanz erhöhen ist je nach Gelände schwierig, Hase langsamer rennen lassen unmöglich.

    Und was passiert wenn der Hund aus guter Entfernung nen Hasen sieht, sich grad so ins Platz legen lässt und in diesem Moment geht nen anderer viel näherer Hase hoch?


    Das wichtigste am positiven Aufbau ist die planbare kleinschrittige Arbeit. Da ich bei der Jagd im echten Leben trainiere, ist das da nicht umsetzbar. Für den positiven Aufbau braucht’s sehr viele Wiederholungen, bis der Hund nachhaltig lernt.

    Mit richtig eingesetztem Zwang geht das sehr viel schneller. Da der Hund dabei niemals so oft Frust schiebt, ist es auch für den Hund stressfreier, weil er nur ganz ganz wenige Fehlversuche hat.

    Das ist sogar ein sehr gutes Beispiel, dass rein motivierend arbeiten schon im Familienalltag oft scheitert und zu teils sogar lebenslangem „Leinenknast“ führt

    Dieses Prinzip kann ich im Bereich der Schutzhundearbeit gut nachvollziehen. Mein Hund will absolut gern den Helfer beißen. Um dahin zu kommen, muss er vorher beispielsweise apportieren und als Belohnung darf er dann beißen gehen. In diesem Bereich ist das nicht unüblich, so auszubilden.


    Ich stell mir das im jagdlichen Bereich allerdings schwierig vor, da ich diese statisch gestellten Situationen nicht habe. Sagen wir Triebziel vom Hund ist es, den flüchtenden Hasen zu hetzen. Dann müsste ich eine Übung im Gehorsam verlangen und als Belohnung darf er dann den Hasen hetzen. Das würde theoretisch funktionieren. Nur habe ich genau im richtigen Moment einen flüchtenden Hasen? Und ist das tierschutzgerecht ausgebildet für den Hasen? Sicher beides NEIN. Und da bei nem Jagdhund immer das eigentliche Triebziel das flüchtende Wild ist, werde ich da mit einer Ersatzbelohnung nicht weit kommen, weil eben genau beim flüchtenden Wild Schluss ist.

    Gestern hatte ich ein richtig gutes Training mit dem Chris von Kynotec. Da hat uns extrem geholfen.

    Arielle wird bisher zu oft (eigentlich fast immer) fürs finden bestätigt und das ja auch recht hochwertig mit Ball. Wenn sie dann mal nicht gleich findet, pusht sie sich so sehr hoch und stresst sich rein, dass sie ja finden will.

    Also rufe ich sie jetzt viel öfter beim suchen raus und bestätige das. Dann wird sie ruhiger im suchen. Außerdem soll sie deutlich deutlich mehr Leersuchen machen. Eigentlich mehr Leersuchen, als dass sie was findet.

    Als Bestätigung bekommt sie erstmal nur Futter.


    Video kann ich euch nicht verlinken 😂 die Musik im Hintergrund war absolut nicht jugendfrei 😂

    OK dann ein Beispiel:

    Ich fixiere den Hund an einer Flexi. In dem Moment wo er das Wild sieht und sich anspannt, noch bevor er losrennen will, vertreibe ich ihn mittels Körpersprache. Als Meinungsverstärker der Körpersprache schieße ich den Hund mit nem Gegenstand ab. Das variiert und reicht von Taschentuchpäckchen bis PET Flasche mit Steinen drinnen. Dieses "Abschießen" wiederhole ich mit sehr druckvoller Körpersprache bis der Hund stark ins Meiden geht.

    Dann verlasse ich diese Situation wieder.


    Das wäre ein rein aversiver Abbruch des Jagdverhaltens. Richtig gemacht, führt es dazu, dass der Hund nach wenigen Wiederholungen (vielleicht 3 Mal an einem Wochenende) bei Wildsichtung bissl ins meiden geht und lieber den Kontakt zum Besitzer sucht. Dies belohne ich. So lernt der Hund, dass Wild nicht so geil ist.


    Bei nem Jagdhund macht man das natürlich nicht. Der soll ja jagen. Da muss einfach jedes Kommando so sehr im Gehorsam sein, dass er einfach tut, was verlangt wird.


    Was mir noch einfällt. Klassisches Konditionieren entspricht ja eher einem nicht ganz positiven Aufbau. wir sind da ja eher in einem Gemisch aus negativer und positiver Verstärkung. Der taktile Reiz, welcher das gewünschte Verhalten auslöst ist dabei mehr oder weniger stark unangenehm. Baue ich meine Kommandos so auf, wird das Verhalten eher reflexartig abgespult.

    Wenn ich instrumentell oder operant konditioniere, bin ich mehr im positiven Aufbau über reine Motivation. Hier eine Strafe wäre der Entzug der Motivation oder eben eine positive Strafe bei Fehlern. Hier habe ich doch aber eher vom Hund ein abwägen, was sich für ihn mehr lohnt? Er ist motivierend ausgebildet, dann kommt eine Verleitung, die noch motivierender für ihn ist und dann kommt eine Strafe, die so unangenehm ist, dass der Hund den Verleiter doch nicht mehr so motivierend findet. Aber im Endeffekt wägt der Hund immer ab, wo ist sein größter Vorteil, wo ist sein größter Widerstand.

    Bei klassischer Konditionierung wird's eher reflexartiger Gehorsam und ich bin belohnungsunabhängig.

    Ich weiß aber auch nicht, weil das konstant unbeantwortet bleibt, in welchem Rahmen der aversiven Reize wir uns eigentlich bewegen bei der Arbeit auf Distanz. :ka:

    Was erwartest du da? Ein konkretes Beispiel?

    Das ist doch so sehr individuell, da der Hund bestimmt, wie stark der Reiz sein muss.

    Nem Hund erklärt man das ja nicht auf Distanz, dass er nicht jagen soll. Das findet zu allererst an der Leine statt, wo ich immer eingreifen kann.

    Ich glaube auch, was hier noch unterschieden werden sollte: Hunde brauchen die Einzelzeit mit ihren Menschen sicher nicht. Die sind glücklich unter sich. Aber ich bin für mich so egoistisch, dass ich einen Hund halte, um mich aktiv mit ihm zu beschäftigen. Damit meine ich nicht zuschauen, wie die Hunde interagieren. Ich mag mit meinem Hund was zusammen machen. Und da das für mich viel Wert hat, habe ich Hunde, die das sehr schätzen und davon eben nicht zu viele.


    Ich denke das ist ein Unterschied in der Denkweise.