Nach 12 Jahren der Hundelosigkeit surfte ich immer mal wieder durch die Tierschutz-Seiten des In- und Auslands. Und eines Tages sah ich dieses Bild:
Ich kann es kaum beschreiben, aber es war nichts klarer, als dass dies mein Hund war. Der arme Kerl saß in einer portugiesischen Auffangstation mit 250 anderen Hunden und sein Blick - fand ich - sagte alles. Er war das Unglück pur. Ich telefonierte mit einer jungen Frau im Pfälzischen, die sich seinerzeit privat für diese Station einsetzte und bat sie um mehr Informationen zu "Grey". Sie erzählte, dass sie ihn persönlich kennen gelernt hatte, er ein überaus zurückhaltender und ruhiger junger Mann von ca. 2-3 Jahren sei, etwas unter kniehoch, vom TA für gesund befunden - und im übrigen Katzen sehr zugetan.
Sie bot mir an, den Buben 4 Wochen später aus Portugal mitzubringen.
"Grey" - heute Gizmo - kam bei mir Zuhause an, wedelte sich durch meine Katzenbande (die dieses struppige Ungeheuer zwar als gewöhnungsbedürftig, jedoch relativ ungefährlich einstuften) - und fing in den nächsten Wochen prompt an zu wachsen. Er war zum Zeitpunkt seiner Ankunft gerade mal gute 7 Monate alt
Ebenfalls während der ersten Wochen stellte sich heraus, dass auch er die eine oder andere Mittelmeerkrankheit im Gepäck hatte - Leishmaniose (mit sehr hohem Titer) sowie Babesiose (niedriger Titer, heute negativ). Und aufgrund seines äußerst schlechten Ernährungszustandes und der ganzen Stress-Situation hatten die Sarkoptes-Milben leichtes Spiel bei ihm, was zudem noch beinahe zu spät erkannt wurde. Sein Zustand war schon recht bedenklich, als ich endlich eine gute Veterinär-Dermatologin am Bodensee gefunden hatte, die sich auch endlich die Mühe machte, genügend Schabsel zu nehmen und diese über eine Stunde lang zu untersuchen. Der Chemikalien-Cocktail, den wir ihm nach der Diagnose verabreichen mussten, hat ihm schwer zu schaffen gemacht.
So sah der arme Bube damals aus:
Zum Zeitpunkt der Aufnahme waren die offenen Stellen, die er so ziemlich am ganzen Körper hatte, gerade endlich am Abheilen. Lange Wochen musste er den größten Teil des Tages und der Nacht mit Boxer-Shorts und T-Shirt rumlaufen, was er klaglos über sich ergehen ließ.
Im Laufe der Zeit haben wir uns dann mit der Babesiose angelegt und den Titer erfolgreich auf 0 gebracht. Nur die Leishmaniose, deren Titer wir mit Allopurinol versuchten zu senken, ist heute noch ein Thema. Leider ist Gizmo einer der sehr, sehr wenigen Hunde, die auf die Gabe von Allopurinol nach einer gewissen Zeit mit Xanthin-Blasensteinen reagieren - und so musste er im Mai letzten Jahres operiert werden. Sein Titer ist nach wie vor relativ hoch, doch zeigt er keine Symptome, bekommt derzeit keine Medikamente und wir genießen fürs erste jeden gemeinsamen Tag miteinander. Selbstverständlich wird alle sechs Monate ein großes Labor gemacht...
Gizmo hat sich zu einem großen (67 cm) und wunderbaren junge Mann von inzwischen knapp 4 Jahren entwickelt, der mit allem und jedem zurecht kommt. Er ist mir der perfekte Trainingspartner bei ängstlichen und angstaggressiven Hunden - einen "Job", den er sich sozusagen selbst ausgesucht hat. Gizmo hat ein kleines Helfersyndrom :^^:
Seit kurzem hat er eine Freundin, die mit uns lebt, Shima, ein Shapendoes--Mädchen von 4 1/2 Jahren, deren Frauchen leider einen schweren Schlaganfall erlitten hat und sich nicht mehr um die Kleine kümmern kann.
Wir haben sehr schwere Zeiten hinter uns und ich bin unendlich glücklich, dass dieser tapfere Kerl sein Leben mit mir teilen mag.
cazcarra