Ich glaube du hast mich tatsächlich etwas missverstanden, aber gar nicht weiter schlimm :)
Ich wollte dir nicht unterstellen, dass deine Motivation diesen Hund aufzunehmen Mitleid ist.
Sondern, gerade beim Umgang mit Angst und deprivationshunden (eigentlich auch mit allen Hunden) ist wichtig, das man von dem was man tut überzeugt ist und nicht, nur weil der Hund gerade Angst zeigt mit ihm mit leidet, sondern unbeirrt seinen Weg weiter geht. Denn wer klar einen Weg vorgibt, wer weiß was er ist und was er kann, dem schließen sich Hunde gern und dauerhaft an.
Und gerade Angsthunden brauchen einen starken, klaren und gradlinigen Menschen um Vertrauen zu können und sich anschließen zu können.
Und, doch, auch mit solchen Hunden kann man gut über flooding arbeiten. ABER das muss in erster Linie erstmal der Mensch leisten können. Der Mensch muss aushalten können das es dem Hund erstmal schlecht geht, ohne sich von diesen Emotionen anstecken zu lassen. Denn lässt man sich anstecken und bleibt nicht entspannt, gelassen und straight in solchen Situationen wird man alles nur sehr viel schlimmer machen als es vorher war.
Und natürlich macht man sowas nicht am dritten Tag den der Hund bei einem ist, sondern baut erst ein Minimum an Beziehung auf.
Das Gehirn ist auch im hohen Alter noch wahnsinnig Lehrn und wandlungsfähig, die fehlenden Verknüpfungen Werden zwar nicht mehr nachgebildet, aber es ist anderen teilen des Gehirnes möglich diese Aufgaben abzupuffern und teilweise sogar gänzlich zu übernehmen.
Mein Weg bei diesem Hund, und das basiert nun einzig auf dem Tagebuch der Pflegestelle, denn mehr weiß ich nicht über diesen Hund und meiner Erfahrung aus der Arbeit mit Angsthunden und eben Depreviertenhunden. (Das ist kein festgesteckter Plan sondern etwas das man dann anpassen muss wenn man den Hund live und in Farbe vor einem hat, also bitte nicht einfach auf ähnlich gelagertes übertragen)
Da der Hund um die Pflegestelle verlassen zu können eh angeleint und gehändelt werden muss, würde ich ein gutes sicherheitsgeschirr (damit scheint der Hund ja auch kein Problem zu haben) an den Hund anlegen und dann beim Ausladen eine Leine dran lassen. Eine die am Ende keine Schlaufe oder sonstiges hat, aber durchaus stabile ist. Diese Leine und das Geschirr würden absofort wie angewaschen an diesem Hund bleiben, denn dann brauch ich, auch wenn ich in den ersten Tagen gezwungen bin, aus welchen Gründen auch immer, den Hund zu bewegen (auch in der Wohnung) nicht an dem Hund manipulieren.
Und ich habe gleich den Vorteil, die Leine gehört wie selbstverständlich absofort zum neuen Leben dazu.
Die ersten Tage/Wochen würde ich den Hund erstmal wieder zur Ruhe kommen lassen, denn der cortisolspiegel wird nach so einem Umzug immens hoch sein, der muss erstmal wieder auf halbwegs normal ankommen. (Wie lange das dauert kann man nicht vorher sagen,,denn das hängt von viel zu vielen Faktoren ab)
Der erste Schritt dann mit diesem Hund, der wenn ich es richtig verstanden habe ja keine größeren umweltängste zu haben scheint, wäre wohl an die am Hund befindliche Leine eine zweite dran und dann ab in Garten und auch spazieren gehen. Anfangs immer die gleiche langweilige Runde um dem Hund halt zu gewähren.
Wenn dies ritualisiert gut klappt, dann kann man die Runden auch variieren.
Dann hat man hoffentlich schon mal den ersten Schritt, die Hündin wird das Leine an Leine leinen mit etwas schönem verbinden.
Und dann würde ich nähe tatsächlich durchsetzten. Den Hund an seiner Leine rann angelen und einfach nur neben einem halten, bis der Hund sowas wie entspanntspannung zeigt. Das wird anfangs lange dauern wird aber immer schneller gehen. Das ist anfangs für beide Seiten ein unheimlicher Kraftakt aber es wird sich lohnen und man wird sich wundern wie schnell dann doch fortschritte sichtbar sein werden.
Es gibt sicher tausend Wege, dies wäre wohl meiner, denn so habe ich bisher sehr gute Erfahrungen gemacht und tolle Erfolge bei den Hunden erzielt.