Beiträge von Deliara

    Ich habe am Montag ein kleines Welpenmädchen aufgenommen und bin jetzt, nach 5 Tagen, schon völlig am Verzweifeln und wünschte, ich hätte diese Entscheidung nie getroffen. Tessa ist 8 Wochen alt und ich habe sie auf einer Tierschutzsseite entdeckt und mich sofort verliebt... dabei ist sie eigentlich das glatte Gegenteil von dem, was ich eigentlich gesucht habe. Ich wollte einen kleinen, stadttauglichen Hund... in Leni steckt ein Pointer und wahrscheinlich ein großer Münsterländer. Das war mir in dem Moment aber egal und ich dachte, okay, dann wird es eben ein größerer Hund, krieg ich auch hin. Dass in ihr Jäger mit hohem Bewegungsanspruch stecken, weiß ich und ich dachte, dass ich das später bestimmt gut mit Agility, Fährtenarbeit, etc. auslasten kann. Soweit so gut.
    Nun ist sie da und ich war (und bin eigentlich immer noch!) hin und weg von ihr... sie ist ein sehr süßes, offenes Hündchen, das auch schon erstaunlich selbstständig ist. Sie folgt mir nicht auf Tritt und Schritt durch die ganze Wohnung, sondern bleibt auch schon in anderen Zimmern, jault nicht, wenn ich die Badezimmertür hinter mir zu mache und schlief auch vom ersten Tag an brav in ihrem Körbchen (ich am anderen Ende des Zimmers auf dem Sofa, damit ich sie nachts höre). Nachts kommt sie 3 oder 4x vorbei und guckt, ob ich noch da bin. Sie stellt sich dann auf und will mit auf die Couch, fiept ein wenig, wenn ich nein sage und geht dann aber auch brav zurück in ihren Korb. Stubenrein ist sie natürlich noch nicht, aber sie meldet sich schon jetzt, wenn sie muss. Bis hierhin alles okay.
    Jetzt kommt aber das Aber: sie ist natürlich noch sehr aktiv und verspielt, wenn sie wach ist, was ja auch ganz natürlich ist für einen Welpen. Aber sie fetzt nach jedem Gassi (was ja momentan so ca. alle 2 Stunden ist) völlig hyperaktiv durch die Wohnung, beißt und kratzt mich, alle möglichen Möbel, Teppiche, etc. und zerfetzt alles, was ihr vor die Pfötchen kommt. Ich hab versucht, das Ganze in ein etwas ruhigeres Spiel umzulenken, aber das funktioniert nicht. Sobald ich ihr zu langweilig bin, beschäftigt sie sich wieder lieber mit meinen Möbeln. Als nächstes hab ich versucht, sie durch kleine Übungen wie Sitz und Platz wieder runterzubringen, was für den Moment auch funktioniert hat. Aber ich kann sie ja nicht stundenlang mit 2 Übungen beschäftigen (mehr klappt noch nicht, was ja für ihr Alter auch okay ist) und sobald ich damit aufhöre, legt sie genauso los wie vorher. Das ganze Theater geht dann ungefähr eine halbe Stunde, wobei sie dabei bellt und ich schon Angst habe, dass die Nachbarn sich irgendwann beschweren, wenn das jetzt öfters nachts um 1 und 3 und 5 vorkommt. Danach ist sie dann völlig k.o., kommt auf meinen Schoß gekrochen und schläft erstmal. Ich nehme an, dass das ein ganz normales Welpenverhalten ist, aber es macht mich fertig und ich bin sowieso schon extrem dünnhäutig, nachdem ich seit Montag nicht mehr länger als 3 Stunden am Stück geschlafen habe. Leni ist spätestens nachts um 4 quietschfiedel und poltert durch die Wohnung, was die Nachbarn auch nicht gerade erfreuen dürfte und mich absolut fertig macht. Ich hab versucht ihr eine Auszeit in der Box zu verpassen, aber sie nimmt das Ding völlig auseinander und hat schon den Reisverschluss aufgebissen (hab so eine Softbox). Das funktioniert absolut nicht. Also warte ich ab, bis sie halbwegs ruhig ist, schnapp sie mir, leg sie mir auf den Schoß und warte, bis sie eingeschlafen ist. Dann bringe ich sie in ihr Körbchen und wenn ich glück habe, akzeptiert sie das und schläft dort weiter. Wenn ich Pech habe, kommt sie noch xmal wieder raus und will partout nur auf meinem Schoss schlafen. Das geht aber nicht, weil ich selbst natürlich auch noch ganz gerne mal schlafen würde.
    Ich bin nervlich einfach total durch und kriege heute regelmäßig Heulkrämpfe, wenn sie wieder loslegt und alles kaputt macht. Ich hab auch nicht mehr die Kraft, ständig dazwischen zu gehen und sie von allem abzuhalten, nur damit sie in irgendeine andere Ecke rennt und dort munter weitermacht. Gibt es irgendwelche Tipps, was ich da machen kann? Verhalte ich mich falsch? Ich hab so viele Selbstzweifel, weil ich mir ihr Verhalten nur damit erklären kann, dass ich sie schon jetzt nicht richtig auslasten kann..
    Das zweite "Problem" ist das Gassigehen (wobei das ja immer nur ein paare Schritte sind). Sobald ich sie auf der Wiese absetze, zittert und fiept sie und will sofort wieder ins Haus. Trage ich sie dann einfach ein bisschen weiter weg, sieht es in der Regel so aus, dass sie voran prescht und mich 0 und gar nicht mehr beachtet. Sie reagiert dann auch nicht auf Leckerchen, sie ignoriert mich einfach völlig. Wenn ich einfach stehen bleibe, gibt sie das Ziehen an der Leine kurz mal auf, guckt mich an, und sobald es weiter geht, macht sie munter so weiter wie vorher. Ich war gestern mit einer Freundin und deren Hund unterwegs und da die beiden so schön spielten, hab ich Tessa abgeleint. Klar gibt es da draußen viele tolle, spannende Dinge, aber sie hat sich wirklich kein Stückchen an mir orientiert und ist zwischendurch mal für eine ganze Weile völlig aus meinem Sichtfeld gewesen. Ich hab sie gerufen - nichts. Irgendwann tauchte sie wieder auf und ich hab mich hinter einem Baum versteckt. Interessierte sie kein Stück, sie ist munter ins nächste Gebüsch gesprungen. In den ersten beiden Tagen hier war das anders, da hatte ich sie an der Schleppleine und sie ist gefolgt, hat auf Rufen reagiert und sich auch sonst an mir orientiert (z.B. bei Begegnungen mit anderen Hunden, wenn sie unsicher war). Ich weiß nicht, was zwischenzeitlich passiert ist, aber sie tut das absolut nicht mehr und zieht ihr eigenes Ding durch (was ich für 8 Wochen schon sehr ungewöhnlich finde). Tja, und wie gesagt, die andere Verhaltensweise beim Spazieren ist, dass ich sie um jeden Schritt anbetteln muss und mit Leckerchen locken muss, weil sie mit eingekniffenem Schwanz steht und fiept.
    Lange Rede, kurzer Sinn: ich habe einfach Angst, dass ich diesem Hund nicht gerecht werden kann und dass sich die ersten "Warnzeichen" dafür schon jetzt zeigen. Ich habe Angst, dass sie, wenn sie größer wird und überall dran kommt, meine komplette Wohnung auseinandernimmt. Dass ich diesen "Zerstörungstrieb" nicht umlenken kann. Dass sie so selbstständig bleibt und sich nie richtig so an mir orientieren wird, wie ich es mir vorstelle. Dass ich dem Temperament dieser Rassen nicht gewachsen bin. Und nicht zuletzt, dass die Kleine, die jetzt gerade so lieb auf meinem Schoß liegt und an die ich trotz allem von der ersten Sekunde an mein Herz verloren habe, bei mir einfach nicht das Leben bekommt, das sie verdienen würde. Ich bin davon überzeugt, dass sie ein ganz toller, herzensguter Hund ist und dass sie bei richtiger Auslastung und Führung der beste Hund der Welt werden kann. Aber ich fühle mich schon jetzt total überfordert und bin voller Zweifel, ob ich ihr das bieten kann. Ich lebe mitten in der Stadt in einer Etagenwohnung... ich dachte wirklich, dass es funktionieren könnte, wenn ich sie entsprechend auslaste, aber ich habe plötzlich das Gefühl, dass das einfach unrealistisch ist und ich das nie im Leben schaffen kann. Ich hätte mir einen ganz anderen Hund aussuchen müssen von der Rasse her.
    Nun habe ich die Schutzgebühr noch nicht bezahlt und den Vertrag noch nicht unterschrieben, also gehört der Hund offiziell noch gar nicht mir und ich spiele ernsthaft mit dem Gedanken, ob es für uns beide nicht besser wäre, wenn sie in ein passenderes zu Hause käme. Mir ist es total unangenehm das einzugestehen und eigentlich will ich es auch gar nicht. Eigentlich liebe ich die Kleine schon jetzt heiß und innig, aber trotzdem bleibt einfach das Gefühl, dass es nicht passt mit uns beiden, ihren Anforderungen und meiner Lebensweise. Ich fühle mich so schäbig dabei, schon nach 5 Tagen so zu denken, wo ich die Kleine doch gleichzeitig so lieb habe und sie so gerne bei mir habe, wenn sie schläft, wenn sie ruhig und folgsam ist, etc. ... und sie musste schon so früh von der Mama und den Geschwistern weg, kam auf eine Pflegestelle, jetzt zu mir.. ich kann sie doch nicht schon wieder weggeben, das hat sie in ihrem jungen Alter doch gar nicht verdient!!
    Ich bin wirklich verzweifelt gerade, bitte, kann mir jemand Tipps geben, was in so einer Situation das Beste ist? Ich weiß überhaupt nicht, was ich machen soll, und krieg heute einen Weinkrampf nach dem anderen.. :( :