Jil ist im letzten Winter mal verschwunden: Mein Freund hatte sie morgens zum Pinkeln in den Garten gelassen und sie ist offenbar in aller Seelenruhe aus dem Garten rausgelatscht. Der Hund ist alt und hört nichts mehr, deshalb war Zurückrufen keine Option. Mein Freund war noch nicht richtig wach und hat erst nicht gemerkt, dass der Hund nicht einfach nur hinter der Hausecke hockt und pinkelt. Und als er es gemerkt hat, fiel ihm auf, dass er keine Hose anhatte, also konnte er nicht so schnell hinterher. Dachte sich aber auch, okay, die Nuss geht schon mal ins Kackwäldchen rüber, ich weiß, wo sie hin will. Aber als er kurz darauf mit Hose und allem hinterhergesprintet ist, war da kein Hund. Die ruhige Wohnstraße runter nicht und im Kackwäldchen auch nicht. Und keiner der Hundehalter im Wäldchen hatte sie gesehen.
Inzwischen war ich auch unterwegs, um auf der anderen Gassistrecke nach dem Hund zu suchen und jeder Hundehalter in der Gegend hat nach einem blonden Labbi Ausschau gehalten: Nix. Niemand hat was gesehen.
Nach so ca. einer Stunde hat mein Freund dann bei uns in der Straße eine vollkommen fremde Frau getroffen, die Jil an einer improvisierten Leine hatte. Wir kannten die Frau nicht und wissen nicht, wo sie wohnt, aber sie hat den Hund draußen gesehen, sie eingefangen und mit zu sich nach Hause genommen, weil es ja kalt war und damit der Hund sich erstmal aufwärmen kann. Ein Labbi friert natürlich nicht bei +5 Grad, aber sowas weiß man ja als wohlmeinender Nicht-Hundehalter nicht – uns sie wusste ja auch nicht, wie lange der Hund schon draußen ist. Und sie ist dann halt später nochmal mit ihr rausgegangen, um zu gucken, ob man nicht rausfindet, wo der Hund hingehört.
Technisch gesehen hat die liebe Frau natürlich alles richtig gemacht, aber tatsächlich muss sie den Hund direkt bei uns vorm Haus eingefangen und im Laufschritt zu sich nach Hause gebracht haben. Sonst hätten wir sie noch getroffen, BEVOR wir komplett mit den Nerven runter waren...