"Das kleine Unternehmen um die Ecke" ist halt nicht immer jemand, der das nur hobbymäßig macht. Und wenn man sein Geld mit Privatpersonen verdient, kommt man in der Regel nicht annähernd auf solche Stundensätze wie die Leute, die ihre Leistung anderen Unternehmen anbieten. Denn Unternehmen zahlen Dienstleister aus unversteuertem Geld - die setzen das komplett ab. Die sind deshalb auch ganz andere Preise gewohnt. Privatpersonen zahlen Dienstleistungen von ihrem versteuerten Nettogehalt. Und zwar Netto-Netto - das, was überbleibt, wenn die Steuern, die Miete und alle anderen laufenden Kosten schon runter sind. Privatpersonen haben also meist nur eine überschaubare Summe für zusätzliche Ausgaben und Luxus zur Verfügung. Die sind extrem preissensibel, deswegen will man da vielleicht nicht einfach pauschal einen Puffer für "unvorhergesehene Ausfälle" mit einkalkulieren.
Aber diese kleinen Unternehmen sind ebenfalls Unternehmen. Die können ihren Stundensatz auch nicht komplett einstecken, die zahlen davon auch noch Steuern und Krankenversicherung und Altersvorsorge und natürlich die ganzen Betriebsausgaben. Außerdem kriegt man es als Dienstleister mitnichten hin, jeden Tag irgendwem 8 Stunden Arbeitszeit in Rechnung zu stellen. Die Hälfte davon ist realistisch. Weil man ja auch noch Bürokram, Akquise und Nachbereitung und was noch alles machen muss. Und da bleibt dann plötzlich echt nicht mehr so wahnsinnig viel übrig und man fängt an, zu überlegen, wo noch Optimierungspotential ist, ohne einfach zu sagen: Ich mache jetzt alles 10 % teurer, ich hab ja auch Inflation.
Ich kann total verstehen, wenn man sagt, nee, ist mir zu teuer, ich füttere doch mit meinem Geld keine Friseure, Nagelstudios und Personal-Fitnesstrainer durch. Das ist völlig in Ordnung. Aber wenn man solche Leistungen in Anspruch nehmen will, muss einem schon klar sein, dass die Dienstleister davon auch leben können müssen.