Du klingst nach einem sehr verantwortungsbewussten Menschen, der sich über Probleme und Kosequenzen VOR der Hundeanschaffung Gedanken macht. Das ist total wichtig und richtig! Aber wenn man nur auf "was kann alles schieflaufen" guckt, dann kriegt man ein verzerrtes Bild auf die Realität.
Ganz unwissenschaftlich ein paar gefühlte Fakten von mir:
80% der "Problemfälle" wären bei einem KURZEN vorherigen Nachdenken über Rassewahl oder Lebensumstände nicht entstanden.
15 % der Fälle, wo es trotzdem nicht rund läuft, brauchen einfach noch ein bisschen mehr Geduld, Training oder gutes Zureden – dann wird das besser.
3% sind Problemfälle, wo Außenstehende mit dem Kopf schütteln, aber die betreffenden Halter gar kein Problem wahrnehmen.
1,9 % der Problemfälle brauchen dauerhaftes Management. Das sind beispielsweise ausgeprägte Probleme mit Jagdtrieb, Alleinebleiben, Artgenossen.
0,1 % sind dann die Probleme, die übrig bleiben. Und für die findet man auch noch eine Lösung.
Man braucht mehr Zeitmanagement, Finanzen, Geduld und muss mehr putzen.
Ja. Ja. Ja. Ja. Das ist so. Aber wenn es NUR das wäre, hätte kein Mensch einen Hund. Man kriegt schon ordentlich was zurück. Und da rede ich nicht von "bedingungsloser Liebe" eines Lebewesens, das von einem abhängig ist - so eine Denkweise wird dem Hund nicht gerecht. Man kriegt ein Familienmitglied, das einen die Welt mit anderen Augen sehen lässt. Je nachdem, was für einen Hund man hat und was man gemeinsam mit ihm erlebt. Das schweißt zusammen. Das gilt sowohl für Leute, die irgendwas an Hundesport machen (geniale Fähigkeiten des Hundes erleben!), als auch die Freizeitspaßleute (wunderbare Spaziergänge!). Sogar weniger aktive Menschen freuen sich daran, einen Begleiter zu haben, der einfach nur dabei ist. Der ideale Hund kann alle drei Bereiche abdecken und ist dabei überhaupt nicht selten: Die meisten Hunde sind sehr zufrieden mit einer lockeren Mischung aus Aufgabe, Freizeit und VIEL Pause.
Du schreibst, Du hast Kinder. Dann weißt Du doch, dass 100% Konsequenz eine Illusion ist. Kriegen Hundehalter auch nicht hin. Man hat zwar individuelle rote Linien, die nicht überschritten werden dürfen. Aber im Alltag gibt's auch haufenweise Situationen, wo man denkt:"Hab ich grade nicht gesehen, ist nicht passiert." Mit dieser Einstellung sucht man sich natürlich am Besten nicht die krasseste Hunderasse aus. Aber Hundehaltung ist keine Raketenwissenschaft. Man muss nicht zehn Jahre lang studiert haben, um es ordentlich hinzubekommen. Gesunder Menschenverstand, Einfühlungsvermögen und die Bereitschaft, sich auf den Hund einzulassen reichen erstmal aus – den Rest erarbeitet man sich dann, wenn man es braucht.