Hallo Luna,
ich kann Dich da wirklich sehr, sehr verstehen, dass Du Dir Sorgen machst.
Irgendwo erwartet man ja von seinem Hund, dass er, wenn man sich um ihn kümmert, also wenn man seine Hauptperson ist, mit ihm lebt - dass man für den Hund dann am Wichtigsten ist.
Der Mittelpunkt seines Lebens. Das ist das Wunschdenken von vielen Menschen, dass der Hund "nicht ohne sie kann".
Aber auch ein Hund ist Egoist und er zieht sich den bestmöglichen Vorteil aus allen Dingen die ihm zufallen. Er weiß genau, dass er dann im Mittelpunkt steht, es wird sich gekümmert von Leuten, deren Aufmerksamkeit er sonst nicht hat, und darin labt er sich wie eine Made im Speck und zeiht seinen Nutzen daraus - sei es ihm gegönnt, denn wir sind nicht anders.
Ich denke in Deinem Fall einfach, das es einfach die "Euphorie der Abwechslung" ist, ist bei meinem Hund nicht anders. Ich nenne meinen Rotti Merlin, 1,5 Jahre, "sensationsgeil", egal was neu ist, der ist voll dabei, völlig aufgeregt und außer sich, sieht und hört nix mehr. Wenn jemand zu Besuch kommt, bin ich Luft.
Mittlerweile bitte ich Gäste, ihn die ersten 15 Minuten komplett zu ignorieren, bzw sich desinteressiert wegzudrehen wenn er nervt oder anspringt, weil er echt denkt, dass jeder Besuch, der zu uns kommt, nur wegen IHM persönlich gekommen ist.
Was aber auch sehr lästig sein kann.
Erst wenn er sich beruhigt hat, dürfen die Gäste ihn streicheln und Hallo sagen, und das klappt super, wird immer besser.
Allerdings orientiert mein Hund sich dennoch immer nach mir, und wenn ich z.B. gehen möchte, springt mein Hund auf und folgt mir zur Tür, er will mit. Er bleibt auch da und hat da seinen Spaß, aber wenn er die Wahl hätte, würde er wieder mitkommen. Aber es gibt auch Ausnahmen, wenn er bei Freunden ist, die einen Hundespielpartner bieten können oder besondere Belustigung, vergisst er die Welt um sich und die Hunde toben im Garten, wenn ich dann wiederkomme hat er wahrscheinlich gar nicht gemerkt, dass ich überhaupt weg war.
Allerdings ist es aber auch oft so, dass der Hund sich seinen Besitzer selber sucht. Und wenn er sich jemanden ausgesucht hat, der voll auf seiner Wellenlänge liegt, da kannst Du Dich auf den Kopf stellen, es wird nichts bringen.
Ich glaube nicht, dass es bei DeinenEltern so war, aber ich kenne genug Hunde, bei denen es so ist, und das ist Fakt.
Ich selber hatte mit meinen Eltern einen Hund - einen Familienhund - und meine Eltern und ich haben uns gleichermaßen mit dem Hund beschäftigt. Irgendwann zog ich aus, meine Eltern wollten sie nicht hergeben, und sie hatte da auch den Himmel auf Erden. Vor allem mein Vater war die Bezugsperson und die Hündin ist ihm auf Schritt und tritt gefolgt. Die Hündin hat meine Eltern geliebt.
Aber wenn ich da war, auch als ich ausgezogen war, dann waren meine Eltern komplett abgeschrieben. Sie hat sie vollkommen ignoriert, von jetzt auf gleich. Wenn ich gegangen bin, hat sie am Fenster gestanden und geschrien.
Es hat meinem Vater sehr weh getan, er war sehr traurig dass sie ihn einfach nicht genug geliebt hat, egal was er für sie getan hat. Aber ich und die Hündin waren einfach wohl seelenverwandte.
Meine Eltern waren auch oft mit ihr zu Besuch, und sie hat sich immer gesträubt mit zurück zu den zu kommen. Irgendwann kam der Tag, als sie sich bei mir im Bett versteckt hat, als meine Eltern sie bei einem Besuch mit zurück nehmen wollten, sie musste dennoch mit und hat danach sofort nach der Ankunft bei meinen Eltern demonstrativ in deren Ehebett geschissen hat und auf ihren Schlafplatz gepinkelt. Beim Abendspaziergang hat sie dann die 2 Tage alte Spazierfährte, die ich mit ihr mal gegangen war, aufgenommen, und ist weggelaufen, um mich zu suchen.
Am nächsten Zag brachte meine Vater mit glasigen Augen die Hündin zu mir und sie verbrachte den Rest ihres Lebens bei mir. Sie ist mit knapp 15 Jahren im Dezember 2008 in meinen Armen gestorben.
Das war eine lange Geschichte, aber damit wollte ich nur deutlich machen, dass es wirklich Hunde gibt, die ihre Besitzer selber suchen. Wenn ich meinen Hund zu meine Eltern geben würde oder zu Freunden, und mein Hund, wenn ich ihn wieder abhole, würde nicht mehr mit mir mitgehen wollen, dann erst würde ich mir Gedanken machen. Es heißt dann aber nicht, dass der Hund es bei mir schlecht hat, es heißt nur, dass woanders die Chemie einfach besser stimmt.
Aber auch erst dann würde ich mir zehn mal überlegen, was ich dann tue, und das gründlich, denn der Mensch neigt dazu, Dinge zu dramatisieren.
Solange man spürt, dass der Hund einen liebt und auch gerne bei einem ist, sollte man gerade in der heutigen unberechenbaren Zeit froh sein, dass der Hund so anpassungsfähig und taff genug ist, glücklich zu Leben und seine so kurzes Leben zu genießen. Wenn ich meinen Hund zu Eltern gebe, dann will ich doch, dass es ihn gut geht, oder würde man sich wirklich besser fühlen, wenn der Hund leidet.
Klar, ein Mensch will auch gebraucht werden und unersetzlich sein, aber man darf nicht egoistisch sein und vom Hund erwarten, dass er wie ein Sklave kuscht und ohne seinen Besitzer nicht mehr lebensfähig ist, denn wir schaffen es auch, ohne den Hund unseren Alltag zu meistern und unseren Hobbys nachzugehen, dann sollte man dies auch seinem Hund gönnen, dass er in unserer Abwesenheit Spaß hat.
In diesem Sinne
Nächle