Hallo,
ich könnte meinen Hund niemals ohne sehr sehr sehr triftigen Grund abgeben, lieber würde ich mir die Hand abschneiden. Ich könnte es nicht, weil ich einfach eine zu tiefe Beziehung zu meinen Tieren aufbaue.
Aber wenn jemand seinen Hund einfach nicht mehr halten möchte oder halten kann, aus egal welchen Gründen, dann finde ich es dem Hund gegenüber nur fair, wenn man versucht, ein besseres Zuhause für ihn zu finden. Einziger Grund für mich, den Hund abzugeben, wäre, wenn ich ihm langfristig einfach nicht mehr das bieten kann, was er verdient, um glücklich zu sein.
z.b. aufgrund einer schweren Krankheit nach Unfall oder ähnlichem.
Wir haben letztens erst wieder einen Rotti in Pflege genommen und in ein neues Zuhause vermittelt, sein Besitzer MUSSTE ihn auf dringendes Anraten der behandelnden Ärzte und Psychiater abgeben, weil er sein Leben mit Beruf UND Hund wahrscheinlich nicht in den Griff bekommen hätte und ein Rückfall (bei ihm eine Psychose) dann nicht ausgeschlossen werden konnte.
Bei nervli hört es sich nach einer wirklichen Depression an, und da braucht keiner drauf rumzuhacken und sie als schlechten Mensch zu beschimpfen, wer einmal erlebt hat, was Depressionen aus Menschen machen, würde sich mit Kommentaren zurückhalten. Sie hätte, statt hier um Rat zu fragen, das Tier auch Nachts vor dem Tierheim anbinden können. Und Sprüche wie "raff Dich auf und geh spazieren, schüttel das Schlechte einfach von Dir ab" bringen mal gar nix. Nervli sagt sie ist bei einer Beratungsstelle, ich weiß nicht ob sie in Therapie ist. Beim Hausarzt ne Überweisung holen an Psychotherapie, einen Psychotherapeut in der Nähe anrufen, Termin machen, hingehen, fertig. Die gesetzliche Kasse zahlt die Therapie!!!
Was den Hund angeht...
Ein Hund lebt sich in einem neuen Zuhause viel, viel besser ein, als man denkt. Das sehe ich doch selber an den Hunden, die wir in Pflege genommen hatten. Keiner der Hunde hat lange getrauert, gelitten oder sonstiges. Ein bisschen Gewinsel und Unruhe, dann war alles gut. Wir haben uns viel mit den Tieren beschäftigt, es blieb keine Zeit zum Nachdenken, und in kurzer Zeit war Herrchen vergessen.
Ja, Hunde sind Egoisten, ein Hund ist immer auf seinen Vorteil bedacht, und wenn er es irgendwo gleich gut oder sogar besser hat als in seinem alten Zuhause, wird er dem auch keinen Träne nachweinen. Es gibt auch Ausnahmen, aber meist vertragen die meissten Hunde einen sorgfältig geplanten Besitzerwechsel sehr gut.
Es ist eher der Mensch, der es lieber hätte, unersetzlich zu sein und sich fast schon ein bisschen wünscht, dass der Hund "nicht ohne ihn kann".
Die meissten Züchter kaufen und verkaufen ihre Hunde zu Zuchtzwecken, auch ausgewachsene Rotti Deckrüden, und die Hunde leben sich ohne Probleme bei den neuen Züchtern ein.
Viele geben ihren Hund im Urlaub in Pension oder zu Bekannten oder suchen sich Hundesitter für die Zeit, und daran sieht man, wenn ein Hund 2 Wochen in der Pension oder in der Obhut eines Fremden verkraftet, verkraftet er auch einen endgültigen Besitzerwechsel - wobei ein endgültiger Besitzerwechsel lange nicht so stressig für das Tier ist wie ein ständiges weggeben und wieder aufnehmen.
Ich würde nie meinen Hund in Pension geben wegen Urlaub oder ähnlichem, wenn es nicht zwingend wäre, Notfall oder so.
Aber wenn ich der Meinung wäre, dass der Hund ein besseres Zuhause verdient hat, dann würde ich ihm ein neues Zuhause suchen. Denn er würde sich damit arrangieren und klar kommen. Mein Hund ist unheimlich auf mich fixiert, ignoriert die restliche Familie größtenteils, er himmelt mich an, verfolgt mich auf Schritt und tritt, kommt mit aufs Klo, ich bin sein Lebensinhalt - aber auch er würde einen Besitzerwechsel verkraften, wenn er es müsste.
Also, Nervli, überleg Dir genau was Du tun möchtest, denn wenn der Hund weg ist dann ist er weg. Ich weiß nicht, welche Beziehung Du zu ihm hast, ob Du sehr traurig wärst, wenn er weg wäre. Ich weiß auch nicht wie der Hund an Dir hängt. Wenn mein Hund weg müsste wäre es, als würde jemand mir ein Stück Herz rausreissen. Aber bevor er nur neben Euch herlebt, würde ich ihn abgeben.
Ich wünsche Dir viel Kraft und dass all deine Probleme gelöst werden und auch für den Hund die optimalste Lösung gefunden wird.
Kampfschmuserin:
Ich hatte auch damals ein Pferd und habe es abgegeben. Ich habe immer geritten, wollte immer ein eigenes Pferd haben und habe mir dann den Wunsch erfüllt, und habe nach und nach festgestellt, dass ein Pferd Dich KOMPLETT mit Haut und Haar in Beschlag nimmt - hast Du ein Pferd, bleibt meist für kein einziges anderes Hobby Zeit. Nicht wie einen Hund, den Du zum Angeln oder ins Cafe zum Schachspielen mitnehmen kannst. Das ganze Leben dreht sich nur noch um das Pferd. Die komischen arroganten Pferdetussis im Stall konnte ich auch nicht mehr ertragen. Es war mir einfach nicht mehr wert, das habe ich dann nach einigen Jahren gemerkt und das Pferd abgegeben, weil einfach nur auf der Wiese rumstehen lassen nichts gebracht hat. Ich bin sicher, es hat mir keine Träne nachgeweint. Und sicher gibt es auch Menschen, die sich den Traum vom eigenen Hund erfüllen und später feststellen, dass es einfach nicht zu ihrem Leben passt. man weiß es ja vorher nicht, egal mit wievielen Hunden man vorher Gassi gegangen ist. Manches KANN man sich einfach nicht vorher überlegen.
Also, viel Glück, alles Gute...