Hallo zusammen,
hier hatte ich das Thema bereits angefangen -> https://www.dogforum.de/ftopic53709.html
Erst einmal möchte ich meinen in Frankreich lebenden Eselfreunden, die mich vorab gewarnt haben, an der Show teilzunehmen sagen, dass sie recht hatten und es so eingetreten ist, wie sie es befürchtet hatten.
Nicht desto trotz war es eine gute Schule für mich und ich habe dabei wieder viel dazugelernt. Zum Beispiel auch, dass Masl-tow sehr zuverlässig und ein sehr ruhiger Pool ist. Es braucht schon enorm viel, um sie aus dem Konzept zu bringen.
Pro:
Bei den Proben am Donnerstag hatte Masl-tow die Möglichkeit sich das Schauspielhaus von der Bühne aus in aller Ruhe zu beschauen, zu beschnüffeln, abzuschreiten … Sie war an allem neugierig interessiert und schnupperte Kameraobjektive ab, schaute in offene Koffer, die mit jeder Menge Kabel bestückt waren, ließ sich von den Mitarbeitern kraulen, ließ sich vom Lichtmenschen ausleuchten … Sie war um es kurz zu sagen ein wahrer Schatz und hatte im Nu die gesamte Crew um den Finger gewickelt. Die gesamte Belegschaft war dem Eselcharme verfallen und war begeistert von der Coolness des Esels.
Bei den Proben klappte das Fahrstuhlfahren und auch der Feuersprung ohne das geringste Problem. Alles schien perfekt. Die Crew las mir alle Wünsche von den Lippen ab, machte und sprang für mich – ich hatte das Gefühl, alles bestens im Griff zu haben.
Die Familie, wo wir untergekommen waren, erwiesen sich als sehr nett und vor allem sehr verständnisvoll für meine pingeligen „Eselunterbringungswünsche“. Ich wurde nicht nur bestens verpflegt, sondern habe auch neue Freunde in diesen Ziegenliebhabern gefunden.
Am Samstag hatten wir zwar eine sehr lange Wartezeit (wenn es nach denen gegangen wäre, von 11.00 Uhr bis 17.00 Uhr) aber Masl-tow blieb erstaunlich entspannt. Entweder döste sie neben Ricarda (meiner Bekannten, die mich begleitet hat) oder sie fraß ein wenig Heu.
Da die Wartezeit aber an sich wirklich zu lang war, beschlossen wir mit ihr einen Spaziergang an der Alster zu machen. Masl-tow’s Langeweile war wie weggeblasen und sie konnte Schiffe bestaunen und sich die Beine vertreten.
Contra:
Es war kein Amtveterinär vor Ort, der sich alles anschaute und maßregelte. Das hielt ich schon für fahrlässig, denn auch wenn Masl-tow alles gut wegsteckte, so war es für die Minischweine, die noch länger warteten wie wir, eine echte Zumutung (sie waren viel lärmempfindlicher ….)
Die Moderatoren (Marco und Daniel) hatten wohl ein Drehbuch im Kopf, oder auch vorgeschrieben bekommen (keine Ahnung, was in deren Knebelvertrag steht), so nach dem Motto: jetzt zeigen wir mal Deutschland, wie stur so ein Esel ist. Das fing damit an, dass der Moderator uns unten am Fahrstuhl mit dem Worten empfing: „Hallo Eselchen, wo bleibst du denn, wir warten nur noch auf dich.“ Als ich die Masche mitbekam und sah, dass es bereits gefilmt wurde antwortete ich: „Wieso auf uns? Wir warten hier schon seit Stunden auf dich!“ Die Fahrstuhltür wurde aufgehalten und Masl-tow trippelte ganz selbstverständlich hinein. Auch diese Szene hatten sich die Macher wohl spektakulärer vorgestellt. Der Moderator streichelte Masl-tow dann am Kopf und sie zuckte weg, worauf dieser meinte: „Der Esel mag mich nicht.“ Und ich erklärte: „Wenn dem Esel an einem Tag über 100 mal an die Ohren gepackt wird, ist halt irgendwann das Maß voll.“
Als wir aus dem Fahrstuhl ausstiegen und dem Teppichläufer folgten, den Masl-tow unmissverständlich als ihren Weg erkannte und akzeptierte, fragte der andere Moderator im Hintergrund: „Kann ich nicht bis zu Bühne auf dem Esel reiten?“ Und ich gab zurück: „Wenn du weniger wie 30 Kilo wiegst.“ Darauf hin meinte er, dass käme fast hin. Nach einer kurzen Denkpause, wollte er wohl noch nen Witz reißen und sagte: „Wenn ich nur ein Bein auf den Esel lege …“ Und ich unterbrach ihn: „Bist du wirklich so schlecht zu Fuß, dass du reiten musst.“
Ihr merkt schon, mit mir war nicht wirklich gut Kirschen essen.
Später war dann die Zeit unseres Auftritts. Wir standen in Startposition. Das Publikum war auf meinen Wunsch angehalten worden, sich bitte still zu verhalten und ich wollte auch nicht mehr, dass Masl-tow nun von sämtlichen Leuten (Licht-, Kamera-, Ton-, Bühnenmenschen) angegrabscht wird.
Als es dann hieß: „Ja bitte.“ Die Kamera auf uns gerichtet war und man nun nur noch wartete, dass wir von der Seite auf die Bühne gehen, sah ich, dass für ca. 10 m kein Teppich dort lag. Der Boden war an dieser Stelle spiegelglatt und ich meine wirklich, dass sich Masl-tow darin spiegeln konnte. Der Boden war ihr unheimlich und sie machte keinen Schritt – zu Recht wie ich finde. Also wurde ich fordernd: „Warum liegt hier kein Teppich?“ Keine Reaktion der Mitarbeiter und ich wiederholte meine Frage: „WARUM LIEGT HIER KEIN TEPPICH!“ und obwohl ich kein Mikro hatte, bin ich mir sicher, dass meine Worte auch das still wartende Publikum hörte. Hinter Masl-tows Beinen rupfte dann ein Bühnentechniker ein Stück verklebten Teppich ab und Masl-tow scheute ein wenig. Klar, wer mag sich schon den Boden unter den Füßen wegreißen lassen. Ich sagte daraufhin: „Langsam, alles langsam, wir haben Zeit.“ Der Mensch erkannte seinen Fehler und wurde geschmeidiger in seinen Bewegungen. Doch das Stückchen Teppich reichte immer noch nicht aus, den spiegelnden Boden vollends zu verdecken. Nun kam der Moderator zu Hilfe. „Ich habe hier eine Rolle Teppich.“ Er legte die Rolle auf den Boden und ich meinte zu erkennen was er vorhatte, dachte mir aber andererseits, das wagt der nicht. Falsch gedacht. Er kickte die Rolle mit dem Fuß aus und Masl-tow wurde die Rolle direkt vor die Beine „geknallt“. Masl-tow scheute ein wenig, denn wirklich viel Platz hatte sie ohnehin nicht. Ich war nun auf 180 und hätte dem Moderator am liebsten eine Geknallt, aber ich riss mich am Riemen. Nicht auszudenken, wenn man so was mit einem Pferd gemacht hätte.
Wir umrundeten die Teppichrolle und im Vorbeigehen auf dem Weg zu Bühne sagte ich dem Moderator: „Du tickst wohl nicht ganz richtig.“
Auf der Bühne war dann Showtime angesagt und ich lächelte ins Publikum – die konnten ja schließlich nix dafür, was sich Sekunden vorher abgespielt hatte.
Ich stellte Masl-tow und mich kurz vor und wollte loslegen, da sagt Bruce Darnell. Schau mal was dein Esel gemacht hat. Ich hatte es zwar nicht gesehen, dachte es mir aber schon. Masl-tow hatte einen gesunden Dukatenhaufen hinterlassen. Ich kommentierte es mit: „Ja, das muss halt auch mal sein. Außerdem zeigt es, wie entspannt der Esel ist. Denn wäre er super nervös, wäre es Durchfall gewesen.“
Ich begann den Auftritt. Masl-tow rollte den Teppich aus, die Zähne wurden ihr geputzt und als ich sie mit Seifenblasen „einschäumte“ klatschte das Publikum leise, weil es wohl ein schön anzusehendes Bild war.
Als nächstes die Papierwand, doch Masl-tow hatte scheu nach hinten auf die Bühne zu gehen. Ich erkannte die vielen Schatten auf dem Boden, die wir auch schon bei der Probe gehabt hatten. Wir hatten dann die Schatten gedämpft, indem am Licht rumgebastelt wurde, doch nun waren sie messerscharf sichtbar. Ich versuchte es 2, 3 mal, doch sie traute den Schatten nicht über den Weg. Nicht schlimm dachte ich mir und ließ die Papierwand, Papierwand sein. Ich ging zum Hulahupreifen und den durchsprang sie wie ne 1. Auch das Feuer klappte perfekt. Damit war unsere kleine Performance zu Ende.
Die Jury begann mit der Kritik. Silvie schlug die Hände über dem Kopf und meinte: „Das war ja alles ganz schrecklich.“ Mein Standmikro hatte man mir noch nicht wieder hingestellt, so dass ich es nicht kommentieren oder gar hinterfragen konnte. Dieter war sich nicht sicher, was er von der ganzen Sache halten sollte und bat Bruce sich zu äußern. Bruce kam auf die Bühne, beglückwünschte mich mit einem festen Händedruck und verlangte einen Feuerlöscher, denn er sei doch ein wenig gefährlich, dass Feuer im Hintergrund einfach so ausbrennen zu lassen.
Darauf war ich nicht vorbereitet, aber zu spät. Er nahm das Teil in die Hand und laut zischend pustete er damit das Feuer aus. Masl-tow war sehr nah am Geschehen und ich befürchtete schon das Schlimmste, doch sie machte lediglich einen Schritt zur Seite, richtete ihre Ohren nach den Geräuschen und blieb cool. Nicht auszudenken, was evtl. ein Pferd gemacht hätte.
Als Bruce seine Showeinlage (Drehbuch) abgeschlossen hatte und wieder in der Juryreihe saß, war klar, die beiden Jungs/Männer, fanden den Esel gut, doch die Silvie fand es tierquälerisch und meinte, dass ein Esel auf eine Wiese gehört und nichts auf einer Bühne verloren hat.
Innerlich fiel mir die Kinnlade runter und nun hatte ich auch mein Standmikro – eeeendlich. Ich erklärte, dass der Esel im waren Leben auch eine solche hat und viel wandern geht und dass das hier eine Ausnahme und reine Show sei. Worauf Dieter sagte: „Das einzige was hier Show war, sind die bunten Punkte auf dem Esel.“
Aha, nun hatte ich Dieter also auch gegen uns. Ich hatte mich gerechtfertigt, hatte nicht geheult, wurde nicht ausfallend, schien sogar kompetent und passte damit so ganz und gar nicht in deren Konzept.
Bruce war erstaunt, dass der Esel durch den Hulahupreifen gesprungen war und dennoch merkte auch er, dass ich für die Show an sich Fehl am Platze war. Dieter meinte dann: „Der Esel hat ja eigentlich gar nichts gemacht.“ Worauf ich ihn fragte: „Soll ich dir erklären, warum der Esel nicht durch die Papierwand gesprungen ist?“ Nach einem mürrischen: „Ja.“ Erklärte ich die Trittsicherheit eines Esels und die Angst vor den Schatten und er unterbrach mich: „Ja aber im Zirkus habe ich schon Esel gesehen, die davor keine Angst hatten: „Worauf ich konterte: „Aber Masl-tow ist ja auch ein Talent und noch kein Star.“ Daraufhin verstummte er.
Ich versuchte der Jury immer wieder den Wind aus den Segeln zu nehmen, was mir auch sichtlich gelang und ließ sie teilweise ziemlich dumm aussehen. Und so was geht ja nun gar nicht. Dieter meinte dann: „Den Esel finde ich ja klasse, aber du bist scheiße.“ Ja, besser konnte er sein Unvermögen nicht auf den Punkt bringen und ich ließ diese Aussage unkommentiert im Raum stehen, denn auf sein Niveau wollte ich mich nicht herablassen.
Letztendlich einigte sich die Jury, dass ich nicht weiter komme. Ich verabschiedete mich beim Publikum und ging winkend von der Bühne.
Masl-tow fuhr nun wieder mit dem Fahrstuhl runter und Ricarda kümmerte sich um sie, während ich mit der Crew zusammen, die Zirkusutensilien von der Bühne holte und alles im Auto verstaute. Dabei merkte ich, wie geknickt die Crew war und wie peinlich es ihnen auch teilweise war. Einige klopften mir auf die Schulter und sagten, dass sie den Esel ganz toll fanden. Der Feuerwehrmann kam später noch zu mir und wollte sogar gerne mal eine Wanderung bei mir buchen.
Klaus (von TierTV), der neben Ricarda auch immer an meiner Seite war, möchte einen Artikel über dieses Desaster schreiben und bei Tier TV auch anleiern, das so was in Zukunft boykotiert wird (also Tiere bei solchen Shows).
Fakt ist:
Die wollten Abwechslung durch die Tiere in ihre Show bringen, waren aber in keinster Weise auf Tiere eingestellt. Niemand kennt sich wirklich mit der Tierwelt aus, nicht die Jury, nicht die Moderatoren, noch die Crew im Hintergrund. Eine Bühne kann niemals artgerecht sein und deshalb müsste eigentlich jeder tierische Auftritte als Tierquälerei geahndet werden.
Die Höhe ist jedoch, dass man mich eingeladen hat, man wollte mich/uns in der Show haben. Ich habe mich nicht beworben. Es ist vielleicht vergleichbar mit: man lädt in eine Sendung einen Kindergärtner ein und beschuldigt diesen dann in aller Öffentlichkeit als Kinderschänder.
So was ist Rufmord!