Hallo Kaja,
also dann erzähl ich mal ein bißchen.
Ich biete geführte Wander- und Trekkingtouren mit unseren Tieren an: Wandern im Hohen Venn (HP ist noch nicht ganz fertig, bzw. im Umbruch) und vorab, bevor die Saison wieder losgeht, kundschaften wir stets neue Routen aus.
So früh wie dieses Jahr waren wir allerdings noch nicht unterwegs. Einserseite freue ich mich ja über das geniale Wetter, aber wo war blos der Winter :motz: ? Die Mückenplage und damit die Blauzungenkrankheit ist damit wieder einmal vorprogrammiert - aber das ist ein anderes Thema.
Wenn wir also so rumwandern, dann übernachten wir im Zelt, oder haben eine Anlaufstelle (letztes Jahr war es z.B. unter Anderem meine Tierärztin, die uns Stall und Dach über dem Kopf gab).
Wir wandern am Tag ca. 8 km. Die Ziegen als Wiederkäuer brauchen wesentlich mehr Ruhepausen, als z.B. die Esel oder der Hund. Demnach ist es auch kein strammes wandern, was wir machen, sondern eher ein durch die Natur schlendern. Hier ein paar Beeren sammeln, dort einen Apfel vom Baum pflücken und im Wald Pilze suchen ... bei einer Rast mit dem Hund ein bißchen Frisbee spielen etc.
Wir suchen uns Routen aus, wo wir fern der Straße wandern können, denn nur dort lassen wir unsere Ziegen frei laufen. Ansonsten werden sie, wie unser Hund, angeleint.
Kommen wir durch Dörfer, schauen nicht nur die Menschen "dumm", sondern auch die Dorfhunde . Die meisten Hunde sind sehr neugierig, kämen dann aber doch nicht auf die Idee, so eine komische Herde anzugreifen. Wir werden mehr aus sicherer Distanz bestaunt .
Unsere Ziegen sehen uns Menschen als Leithammel an und folgen uns, wohin wir auch gehen. Unser Hund hört sehr gut und stellt von daher auch kein Problem dar. Nur unsere Esel können wir nicht vom Führstrick lassen, da diese dann am Wegrand stehen bleiben und fressen würden :/ .
Unsere Esel tragen das meiste Gewicht (ca. 20 kg inkl. Packsattel), die Ziegen tragen meist nur die leichten aber dafür sperrigen Dinge (Isomatte, Jacke ...) und unser Hund trägt die "Rettungssanitäter-Utensilien" .
Wir Menschen nehmen auch einen Rucksack mit, wobei wir uns beim Tragen immer abwechslen (genauso wie bei den Eseln).
Wenn man so durch die Lande zieht, wird man ein ganz anderer Mensch. Alle Alltagssorgen sind futsch und man wird wirklich eins mit der Natur. Ich als geb. Kölnerin hätte mir das niemals träumen lassen, dass ich mal so sehr auf Wanderungen stehe, aber man entwickelt sich im Leben ja zum Glück immer weiter.
Man lernt auf so einer Tour tolle Menschen kennen. Die meisten sind sehr freundlich und rufen einen z.B. bei einer Regenschauer direkt zu sich, damit man sich unterstellen kann ...
Touristen wollen sich mit den Tieren fotografieren lassen ...
Kinder geben den Tieren viele Streicheleinheiten ...
Die Erfahrung sind zu 99% positiv und das ist einfach Balsam für jede Seele.
Grüße
Judith