Hallo matota,
das kenne ich gut. Ich habe auch so eine Leinenpöblerin. Deshalb hier meine etwas lang geratene Antwort.
Nach diversen Fehlversuchen, das ohne Hilfe in den Griff zu bekommen, habe ich mich von einer Trainerin beraten lassen, weil ich nicht einschätzen konnte, was das Verhalten zu bedeuten hat.
In Wahrheit ist es wohl meistens hausgemacht. Als Welpenbesitzer wird einem eingebleut, dass der Hund unbedingt Sozialkontakt mit anderen
Hunden braucht und brav rennt man zu jedem Hund hin. Wird der Hund älter, springt man irgendwann nicht mehr über die Straße, damit sich die Hunde "Guten Tag" sagen können. Da der Hund nicht versteht, warum sich das ändert, fängt er an zum anderen Hund zu zerren. Hilft das nichts, bellt er aus Frustration darüber. Aus dem Frust wird Übellaunigkeit. Bei uns hat sich das dann aufgeschaukelt, so dass sie sich mit ihren 12 kg wie eine Kampfbestie aufgeführt hat und dem anderen Hund, wenn ich Kontakt zuließ, in die Nase gezwickt hat. Dann kommt die andere Seite. Irgendwann hat man Angst, beim Gassi gehen einen fremden Hund zu treffen, weil Hundi sich aufführt. Man fängt an zu verkrampfen und ständig Ausschau zu halten. Hundi merkt das natürlich und denkt, hier ist Gefahr im Verzug und wird auch nervös. Wenn dann ein anderer Hund auftaucht, geht es los. Soweit die Entstehungsgeschichte, zumindest bei uns. Übrigens: ohne Leine ist sie völlig verträglich.
Was tun? Das allerwichtigste ist: Ruhe bewahren! Du bist nicht allein mit diesem Problem.
Nach dem Gespräch mit der Trainerin, habe ich konsequent mit dem Training begonnen.:
- Hunden, die uns direkt entgegenkommen, ausweichen bzw. Bogen laufen
- dabei immer versuchen, die Aufmerksamkeit des Hundes auf dich zu bekommen, und wenn man ihm ein Super-Leckerchen vor die Nase hält
- am Anfang aus der Distanz beginnen, in dem Moment wo der Hund sich anspannt "Nein", sobald er aufhört, loben wie blöd und Leckerchen
- ich arbeite mit den "Discs" als Abbruchsignal, wenn sie auf "Nein" nicht reagiert, Discs werfen, sobald der Hund dich anschaut, loben und Leckerchen
- grundsätzlich kein Hundekontakt an der Leine, auch nicht bei bekannten Hunden, damit der Hund lernt, dass es keinen Sinn hat, sich aufzuführen
- "immer" auf den eigenen Hund schauen, auch wenn das manche Hundebesitzer unhöflich finden, wenn man nicht "Guten Tag" sagt, aber in diesem Moment hat der eigene Hund Vorrang
Wir arbeiten jetzt seit 5 Monaten daran und es wird besser und besser!! Was sich meiner Meinung auch bewährt hat, ist das Zusammentreffen mit vielen unbekannten Hunden an der Leine. Schau doch mal, ob es eine Leinenübungsgruppe oder sowas gibt. Josi war da nämlich ganz anders bei Begegnungen mit einzelnen Hunden auf der Straße. Mittlerweile schaut sie mich an, wenn wir einen Hund treffen und rastet nur noch selten völlig aus. Wenn es doch mal passiert, dass man den Moment zum Eingreifen verpasst hat, wird das Verhalten völlig ignoriert und weitergegangen. Nie stehenbleiben! Das ist zugegebenerweise sogar bei 12 kg Hund nicht immer einfach.
Hab Geduld und bleibe selbst entspannt. Sieh es als Herausforderung und nicht als Strafe, Gassi zu gehen. Die Arbeit mit deinem Hund lohnt sich und die Bindung wird auch besser.
Viel Erfolg.
Sonja