Beiträge von terriers4me

    Mein junge Hündin geht entweder Pass, wenn sie sehr verspannt ist, sprich: ihr Tempo an der Leine mäßigen, sich furchbar darauf konzentrieren muß und es schlichtweg HASST. Dann kann sich offenbar nicht genug lockern, um zu traben - ähnlich wie ein mehrgängiges Pferd, das sich verspannt.


    Oder sie weicht bei starker Müdigkeit in den bequemeren Gang aus, nachdem sie sehr lange und wilde Rennspiele gespielt hat. Für mich ist das dann immer das Signal, daß wir es am nächsten Tag deutlich ruhiger angehen lassen müssen - und das einzige Zeichen von Erschöpfung, das sie überhaupt je gibt.

    Siehst du! Und bald merkst du nicht mal mehr bewußt, daß du's immer tust, weil du angefangen hast, wie ein Terrier zu denken...*g*


    Das kriegt ihr zwei schon hin - am Anfang rechnet man einfach nicht mit diesem "überhundlichen" Tempo!

    Mach dir bitte keine Vorwürfe, von sowas wird jeder Jäger-Besitzer früher oder später überrumpelt. Ein Hund ist nun mal kein Plüschtier, sondern ein sehr fixer Beutegreifer - und jetzt, wo du wirklich weißt, was das bedeutet, wirst du solche Situationen sicher besser managen können!

    Krankheitsmäßig brauchst du dir absolut keine Gedanken zu machen - aber Eichhörnchen haben gern mal reichlich Flöhe, und darauf würde ich achten.


    Ansonsten ist sowas natürlich sehr bitter, vor allem für das arme Hörnchen, kann aber leider vorkommen - vor allem, wenn man die Reaktionsgeschwindigkeit seines Hundes noch nicht wirklich kennt. Am sinnvollsten gehst du damit um, indem du draus lernst: Du hast jetzt gesehen, WIE schnell dein Terrier im Ernstfall wirklich ist - und weißt nun genau, wie sehr du aufpassen mußt.


    Das geht einem bald in Fleisch und Blut über, vor allem nach so einem Schockerlebnis (bei mir war's vor Jahren ein blitzschnell aus der Luft gefangener Vogel!), Es hat sogar sein Gutes: Es wird dir jetzt bestimmt nie wieder passieren, daß du deinen Hund unterschätzt, weil er so lieb ist - und das wird eurer Partnerschaft sehr zugute kommen!

    Das mit dem Spieli (hatte ich noch nie gehört) finde ich insofern einen interessanten Ansatz, als meine Hündin auf den zweiten Wurf sehr ähnlich reagiert hat, wie du es beschreibst: Beim ersten Mal war's ein deutlicher Schreck, beim zweiten Mal hat sie zwar auch einen Satz gemacht und die Rehe vergessen, ist aber stattdessen sofort zu dem Klirrding hingelaufen, hat es genauestens untersucht und wollte es im Maul abschleppen.


    Also eine sehr ähnliche Reaktion, insofern kann ich mir gut vorstellen, daß sowas bei vielen Hunden eine noch bessere Ablenkung sein könnte. Nachteil für mich wäre allerdings, daß ich noch nie einen Hund hatte, der sich draußen nachhaltig für irgendein Spielzeug interessiert hätte - da war "the real thing" immer weitaus faszinierender. Insofern könnte ich's im Fall des Falles auch höchstens als reines Wurfgeschoß benutzen...

    Sicher ist die Kooperationsbereitschaft des Hundes generell entscheidend - der alte DJT, mit dem ich jahrelang unterwegs war, hätte eine Wurfkette nicht mal zur Kenntnis genommen, wenn sie ihn hart getroffen hätte.


    Aber ohne den Kettenwurf wäre mein Junghund bei dieser Reizlage eben doch abgegangen - und insofern ist mir der Unterschied zwischen dem akustischen (Kette klirrt beim Hund auf den Boden) oder dem taktilen (irgendwas Weiches berührt ihn) Signal jetzt auch nicht wirklich klar: Beides unterbricht doch das Jagdverhalten im Ansatz und holt die Aufmerksamkeit des Hundes in dem Moment zurück, in dem sie noch zu holen ist - was also unterscheidet das eine in der Praxis vom anderen?

    Und nochmal: es gibt sone und solche Terrier! DJTs zum Beispiel entsprechen tatsächlich genau diesem Extremdraufgänger-Muster, Parson Russells im Originaltyp eben nicht.


    Die sollen genau nicht blindlings hinlangen, sondern aufpassen, was sie tun. Und wenn du dann noch einen Hund aus einer sensiblen Linie nimmst, bleibt der auch bei großer Passion durchaus lenkbar. Ein enger Verwandter meiner Hündin stöbert zum Beispiel für einen Falkner, und da ist einiges an Kooperation gefragt!

    @ dragonwog


    in einem Punkt irrst du dich sehr:der Hund stammt aus einer jagdlichen Leistungslinie, hat selbst schon einiges an Anlagen gezeigt (neulich z.B. einfach so einen geschossenen Fuchs angezeigt, von dem sich später rausstellte, daß drei Profi-Jagdhunde ihn nicht gefunden hatten) und hat Trieb bis zum Geht-nicht-mehr. Ist aber eben ein Russell und kein DJT - das heißt: Er ist im Prinzip kooperativ und du kannst ihn verhältnismäßig lange erreichen, bevor der point of no return überschritten ist.


    im zweiten Punkt hast du natürlich recht: Wenn sie einmal ernsthaft ins Hetzen käme, würde auch sie garantiert nichts mehr auf- oder abhalten. Und das meinte ich mit Timing: Ich hab's bis jetzt glücklicherweise geschafft, sie immer im Ansatz aufzuhalten, verbal, mit diesen beiden Kettenwürfen und seitdem wieder verbal - solange sie eben noch ansprechbar ist.

    Dinge-Werfen kann meiner Erfahrung nach sehr erfolgreich sein, ABER: eben nur bei richtigem Timing!


    In den vierzehn Monaten, die mein Terrier jetzt hier ist, habe ich das genau zweimal tun müssen - beide Male beim Ignorieren eines (bekannten!!) Stoppkommandos und stattdessen Durchstarten auf einer Wildspur.


    Das erste Mal war's ein frischer Sauenwechsel. Der Hund hat zwar auf Abruf kurz den Kopf umgedreht, dann aber entschieden zum Abgehen angesetzt. In genau dem dem Moment flogen 1. ein Kettenhalsband klirrend hinter ihr zu Boden und ihr 2. ein "Pfui ist das!" laut um die Ohren.


    Erfolg war deutliches Meideverhalten: ein Satz zur Seite, Umkehren und Schutzsuchen bei mir - wofür es dann natürlich dickes Lob gab.


    Das zweite Mal war's wieder das Ignorieren eines Abrufes und stattdessen ein Durchstartversuch zu einem Sprung Rehe am anderen Wiesenende - da lief es genauso.


    Das ist jetzt Monate her, und die sehr jagdtriebige junge Hündin geht seit Tag 1 frei in einem wildreichen Gebiet. Natürlich muß ich mich jederzeit sehr auf sie konzentrieren und den Kontakt halten, aber abgehauen ist sie noch nicht ein einziges Mal.


    Wir haben uns darauf geeinigt, daß sie mir Spuren per Nase- und Pfotenheben anzeigt, dafür auch gelobt wird, sie aber nicht weiter verfolgt. Da reicht dann ein "Raus da!" - also die berühmte deutliche Ansage! - und sie ist wieder auf dem Weg. Wofür es immer zumindest ein "Gut!" gibt, öfter auch mal eine Belohnung.


    Ich gebe zu, daß ich, wenn wir in sehr verlockenden Ecken oder dicht an den Sauen gehen, die Kette immer noch wurfbereit in der Hand habe - aber ich habe sie nach diesen beiden Situationen eben nie wieder einsetzen müssen. Die Stimme, die Ansage also, hat seitdem immer gereicht. Insofern denke ich schon, daß der Hund da genau richtig verknüpft hat (Abhauen = Ärger) und bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden: Ich kann meinem jungen Hund maximale Freiheit zugestehen.