Mein Terrier ist ein Sensibelchen der Extraklasse und selbst im Alter noch mit einem enormen Temperament gesegnet. Die brauchte als Jugendliche, so etwa mit sechs Monaten, die eine oder andere Übersprungshandlung, um nicht komplett wirr zu werden, kam aber zum Glück auf die harmlose Lösung, bei zu hohem Streßlevel und keiner Fluchtmöglichkeit an Ort und Stelle zu scharren.
War schon interessant zu beobachten ,wie sie mit Streßsituationen umging: solange es noch nicht allzuschlimm war (das Müllauto zum Beispiel bewegte sich langsam und war noch ein Stück weg), machte sie von sich aus Sitz, zog sich sozusagen selbst aus dem Verkehr und wartete aufs Lob dafür und die Bestätigung, dass das alles harmlos war. Ich habe sie dann oft auf den Arm genommen, bevor alles zuviel für sie wurde. Wurde es aber schnell zu schlimm (das Müllauto kam rasant, laut scheppernd und dicht an uns vorbei), und sie konnte wegen der Leine nicht flüchten, griff sie zur Übersprungshandlung: Statt vergeblich gegen die Leine anzurennen, scharrte sie einen Moment wild am Platz, dann war das Ungeheuer weg, und sie ging zur Tagesordnung über.
Hätte ich das unterbunden, wäre sie mir schlichtweg explodiert und total in Panik geraten - also habe ich ihr den Abreagier-Moment gelassen, sie dann angesprochen, und wir haben weitergemacht, als sei nichts gewesen. Hat sich bewährt: das Theater wuchs sich einfach aus, und Müllautos waren irgendwann kein Schrecknis mehr. Insofern sind Übersprungshandlungen gelegentlich schon ziemlich nützlich - und so sind sie ja eigentlich auch gedacht.