Zitat
Wie recht meine Mutter und später auch ich hatte, zeigte dann folgende Begebenheit. Meine Tochter, damals 6 J. alt, hatte mich so richtig auf die Palme gebracht. Wutenbrannt stürme ich auf das Kind los, packe es bei den Oberarmen und ein dicker schwarzer Kopf schiebt sich dazwischen und knurrt mich leise aber unmißverständlich an!
Ich habe Tochter los gelassen, meinen Gustav gestreichelt, der Tochter noch zu geraunzt, kannst dich bei dem Hund bedanken, habe mich in die Küche gesetzt und weiche Knie gehabt.
Das ist ja klasse (vom Hund meine ich ;-) )
Ich bin in Hamburg in einer Mietswohnung im 5. Stock aufgewachsen mit einer sehr pingeligen Mama. Aber ich durfte Kaninchen und Meersauen halten, fuer die ich dann auch - im gewissen Rahmen - verantwortlich war.
Mein Onkel war Bauer und in den Ferien sind wir ab und zu auf den Hof gefahren. Dort wohnte (unter aus heutiger Sicht sehr zweifelhaften Bedingungen) Hofhund Rex, ein DSH.
Ich war ein ziemlich aengstliches Kind, als ich ihn als Vierjaehrige kennenlernte und bin vor ihm immer zurueckgewichen, wenn er mich ablecken wollte. Einziger Kommentar meines Onkels: "Melanie, wenn du dich jetzt nicht zusammenreisst, musst du nach Hause fahren". Das wirkte doch enorm und hinterher waren Rex und ich die besten Freunde. Da hat niemand nach uns geguckt, wenn wir gespielt haben.
Ich habe Rex spaeter als ungefaehr 8Jaehrige auch mal ein Geschenk mitgebracht: eine frische Bratwurst. Auf der Fahrt zum Hof habe ich mir vorgestellt, was er damit wohl macht, wie er sich wohl freut und wie lange er sich die Wurst wohl aufspart (sie kostete 60 Pf, das war ueber eine Woche Taschengeld! Den Betrag erinnere ich lebhaft ).
Kaum waren wir angekommen, stuermte Rex auf mich zu, sah die Wurst, die ich schon vorsorglich ausgepackt hatte, und - schwupp! - weg war sie.
Das war die einzige Enttaeuschung, die ich mit diesem Hund hatte... *schwelg*
Wenn ich mir unsere Nachbarskinder ansehe, sind sie wirklich anders, als wir waren. Verhaetschelt, ueberbehuetet, duerfen nichts probieren/ riskieren... abgesehen davon, dass mir ihre Hundequaelerei auf den Nerv geht, tun die mir Leid.
Meine Nichten sitzen den ganzen Tag vor der Glotze und die Grosse (5 Jahre alt) kann keinen einzigen vollstaendigen Satz sprechen. Es hat sich definitiv etwas geaendert in der Kindererziehung. Im Vorschulalter hat meine Mama mich zum Supermarkt geschickt - mit einer besonderen Boerse und einem gemalten Einkaufszettel, weil ich ja noch nicht lesen konnte. Meine Nichte koennte ja nicht einmal sagen, was sie wollte....
Die meisten Kinder werden, bis sie 16 sind, von ihren Eltern in die Schule gefahren und wieder abgeholt. Das wuerde mir als Mutter nach drei Tagen reichen
Ob frueher nun alles besser war, weiss ich nicht. Sicherlich nicht. Aber gerade in Bezug auf die freie Entfaltung der Kinder finde ich die heutige Zeit bedenklich