Wenn ich das so lese... Kommt mir alles so bekannt vor.
Scotch haben wir vor einem Jahr aus dem Tierheim geholt. 6 Jahre alt, aus Ungarn, dort vom Hundefänger aufgegriffen und an eine Familie vermittelt (!!!). Die mussten nach einem dreiviertel Jahr umziehen und konnten ihn nicht mitnehmen. So ist er dann in Ungarn im Tierheim gelandet. Dort nach einem Jahr nach Deutschland. Hier drei Monate im TH.
So, wenn der Hund Grundkommandos kannte, dann allenfalls auf ungarisch, dessen ich nicht mächtig bin. Wir mussten also bei Null anfangen. Mit einem Hund, der gelernt hatte, sich draußen durchzuschlagen. "Hier"? Fehlanzeige. Warum denn, ich will doch da lang. Wieso den Weg zurück laufen, wofür???
Leckerli? Jaaaa, wenn es sich denn lohnt, die Energie aufzubringen, zu dir zu kommen...
Anfangs hättest du mit 'ner Rinderhälfte durch den Wald gehen müssen, um ihn zurück zu rufen... Und wenn er nicht weiter wollte, setzte er sich einfach hin. Versuch mal, 30 kg Hund zu bewegen, wenn er nicht will. Kannst du auch an einem Sack Zement zerren...
Mittlerweile klappen Grundkommandos sehr gut, am Rückruf arbeiten wir noch... Solange keine anderen Hunde in der Nähe sind, klappt auch das. Ansonsten will er gucken gehen.
Er hat halt jetzt immer ein wenig "Grund-Hunger".... Nie richtig satt, so dass man ihn mit seinen Lieblings-Leckerli zurückrufen kann. Und irgendwann wird das wohl auch ohne Leckerli klappen. Aber das ist bei Second-Hand-Hunden halt eine Frage der Zeit. Wir üben uns in Geduld....
Und wir haben festgestellt, dass er unheimlich gerne mit der Nase arbeitet. Somit werden Spielchen veranstaltet, bei denen er schnüffeln kann und einen Irrsinns-Spaß hat. Klappkiste mit zerknülltem Zeitungspapier füllen, Leckerli reinwerfen und Hundi sucht wie ein Wilder.... Mittlerweile findet der die Kiste so toll, dass er all seine Spielzeuge zusammensucht und dort drin deponiert....
Ach ja, "zeig!" kann er jetzt auch! Wir haben mit einer Pappröhre geübt, in die wir Leckerli geworfen haben. Immer, wenn er mit der Pfote an die Röhre gekommen ist, Röhre hoch, Leckerli fressen. Jetzt setzt er sich bei "zeig" hin und patscht mit der Pfote (auch in die Luft, wenn die Röhre z.B. auf dem Tisch liegt). Ergebnis: Letztens haben wir einen Geocache gesucht und nicht gefunden. Scotch mit "such" losgeschickt. Offensichtlich kam im der Geruch von vielen verschiedenen Menschenhänden, die den Behälter angefasst hatten, in die Nase, er setzt sich hin und patscht auf den unter Laub versteckten Behälter!
Und einen zweiten hat er schon alleine gefunden, ohne dass ich ein Kommando gegeben habe... Ich sortierte noch die Koordinaten, während er 10 m weiter lief, schnüffelte, sich setzte und in Richtung des vor ihm versteckt liegenden Behälters patschte...
Du siehst, irgendwann findet man etwas, das dem Hund Spaß macht und ihn beschäftigt. Dann macht ihr etwas gemeinsam und baut die Bindung auf, die du dir wünschst. Braucht halt nur manchmal Zeit und Geduld.