Das klassische Beispiel ist hierfür ja das "Zeigen und Benennen". Die Grundlage ist ein Hund, der schon rein neurologisch, gar nicht anders kann, als in manchen Situationen auszuticken. Weil er schlechte Erfahrungen gemacht hat oder was auch immer. Sprich: Er sieht einen Reiz, Stresshormone schiessen sofort durch seinen Körper und Hund schießt als Folge in die Leine. Bei starkem Stress/Angst ist ein Lebewesen nicht mehr in der Lage bewusst zu lernen. Es reagiert einfach nur instinktgesteuert. Und genau in diesem Fall bringt ein ins Ausrasten geclicker eine unbewusste positive Schwingung in den Hund. Es kann dauern, aber irgendwann wird das Positive in der Situation immer mehr, und irgendwann wird der Hund dadurch schneller und länger ansprechbar. Und ganz am Ende werden beim Auftauchen des Reizes eben nicht mehr die ganzen Stresshormone ausgeschüttet, sondern eine positive Erwartung an Frauchen gerichtet. Jackpot!
Sicher muss man hierfür genau schauen, was für einen Hund man vor sich hat.
Hat man einen Hund, der ein bisschen prollt und sich von einem Anrempler oder einer Ansage beeindrucken lässt, kann man das Problem auf diesem Weg sicher viel schneller und leichter beheben.
Meine Hündin dagegen ist sofort ausgetickt, wenn nur irgendwo am Horizont ein fremder Mensch lief. Und sie war selbst mit harten Leinenrucks (die ich leider erst versucht habe) u.ä. keine Sekunde zu beeindrucken. Sie strangulierte sich ja schon fast selbst in ihrer Raserei. Kein ruhiges Wort, kein lautes Wort, kein Festhalten/Runterdrücken hat sie auch nur für eine Sekunde gestoppt. Das ist auch erklärbar, weil Adrenalin und andere Hormone u.a. eine schmerzunempfindlich machende Wirkung haben.
Wir haben so über ein Jahr ohne den geringsten Fortschritt verbracht. Seit 2 Monaten "Zeigen und Benennen" wir. Anfangs wurde in die wildeste Raserei reingeclickert. Und das Ergebnis hat mich absolut überzeugt. Menschen in 40-50 m Entfernung interessieren meist überhaupt nicht mehr. Fast immer bleibt Happy ruhig, wenn Leute in 5-10 m Entfernung vorbei laufen. Und: In den letzten 2 Wochen konnten wir schon mehrmals Passanten direkt auf einem Weg passieren, mit knapp 1 m Abstand. Das wäre noch im November absolut unmöglich gewesen!
Insgesamt bin ich der Meinung, dass jeder möglichst viel Wissen über verschiedene Trainingsmethoden (positive und auch negative) haben sollte. Jeder Hund und jede Situation ist individuell und man kann keine Verallgemeinerungen treffen. Tabu sind für mich Schmerzen bereitende oder entwürdigende Strafen, wie Elektroschocks, Stachler, Schläge, Nase in Pipi drücken usw. Ein Anstubser und Rüberdrängeln kann dagegen ok sein. Aber es gibt auch sehr sensible Hunde, die man mit einem lauten Brüller schon traumatisieren kann. Deshalb sollte die Strafe dem Hund immer angemessen sein.
Insgesamt belohne ich lieber, als zu Strafen, deshalb ist mein Weg ein positiv aufgebautes (Alternativ-)Verhalten, das nach dem erlernen vielleicht mal mit Strenge gefestigt werden muss. Bestenfalls ist das bei einem sauberen Aufbau aber garnicht notwendig.
LG Lily und Happy