Zuerst mal vielen Dank für diesen Fred! Ich hatte das Zeigen und Benennen Anfang letzten Jahres schon einmal probiert, war aber wohl damit noch überfordert, es war eine Katastrophe. Aber jetzt habe ich's mit erweitertem Wissen, und einer Menge anderer Vorarbeit mit Happy im vergangenen Jahr noch einmal versucht. Happy reagiert ja angstaggressiv auf alle Möglichen Umweltreize. Ein bisschen ist's schon besser geworden, sie ist oft nicht mehr ganz so überdreht, aber gaaaaanz Mega schlimm sind meistens immer noch fremde Menschen (jeglicher Art) und nach einem blöden Beißvorfall auch manche Hunde. Oft genug hängt sie dann im "kreischender-Lenkdrachen-Modus" in der Leine.
Ich benutze die Methode derzeit intensiv bei fremden Menschen, Hunden und auch Wild. Und bis jetzt habe ich diesmal ein sehr sehr gutes Gefühl.
1. verhindert es wirklich jede negative Einwirkung meinerseits auf Happy, denn ich clicke kommentarlos selbst in Geknurre hinein und konzentriere mich darauf, die Umorientierung dann doll zu loben.
2. habe ich den Eindruck, dass Happy das Prinzip mega schnell verstanden hat und bereits jetzt nach einer Woche schon oft toll umsetzt. Z.B. hatten wir am Wochenende die Situation, dass wir innen im eingezäunten Hundewald liefen, und außen rum Passanten liefen. Und wir konnten Happy beim Lernprozess regelrecht zusehen. Bei den ersten Passanten rannte sie gewohnt bellend los (wegen dem Zaun habe ich sie gelassen), als sie die Leute sah, und sofort clickerte ich in dieses Verhalten. Es dauerte erst ein paar Sekunden, eh sie sich abwenden konnte und zurück kam, ich clickerte weiter, aber schon nach 2 Mal zurückkommen schoss sie nicht noch einmal los, sondern blieb bei mir und ich konnte das hinschauen super clickern. Kurz darauf kamen andere Passanten außen am Zaun lang. Diesmal schoss Happy garnicht erst los, sondern blieb aufmerksam schauend stehen, wuffte zwar, aber orientierte sich auf den Click sofort um und kam und blieb an meiner Seite. Ein paar Minuten später kamen die nächsten fremden Leute außen am Zaun lang. Und da konnten wirs in Happys Kopf regelrecht rattern sehen. Sie blieb stehen, schaute zu den Leuten, wieder weg, wieder hin uuuuuuunnndd....schaute mich an und kam zu mir! Ohne irgendeine Hilfe/Kommando von mir! Da gabs eine Mega-Party.
Oder gestern morgen mussten wir wegen Berufsschule und starker Dunkelheit tatsächlich mal durchs Wohngebiet Gassi gehen, was ich nach Möglichkeit sonst vermeide. Doch wir sind ohne einen einzigen Ausraster eine Stunde lang durch die Dunkelheit gelaufen, Leuten und Radfahrern begegnet. Natürlich schaute ich, dass wir ein paar Meter Abstand hatten, aber stets reichten 2-3 mal Clicken, bis Happy erwartungsvoll ruhig vor mir saß, ohne sich weiter für die Menschen zu interessieren. Sogar als ein kläffender leinenloser Hund auf uns zugeschossen kam, blieb sie ruhig hinter mir stehen, sodass ich den Hund zum Glück körpersprachlich wegschicken konnte.
So langsam klappt auch das Benennen manchmal. Anfangs hat sie das gnadenlos hochgefahren. Da hab ich's sein lassen. Da habe ich das erstmal nur auf wirklich große Entfernungen verwendet, aber langsam wird's besser. Zumindest wenn sich die Leute von uns weg bewegen, können wir das ganze mitunter recht entspannt spielen.
Auf jeden Fall bekommt sich Happy wie es scheint viel viel schneller wieder ein, statt sich wie letztes Jahr immer höher zu schrauben. Grad heute morgen hatten wir eine sehr blöde Situation, die erste seit 2 Wochen, wo sie so ausrastete. Da kam im Dunkeln hinter uns plötzlich eine Frau aus dem Hauseingang. Ich sofort abgedreht und geclickt, aber Happy war schon im kreischenden-Lenkdrachen-Modus. Blöderweise tauchte in diesem Moment auch noch 3m vor uns ein Kind auf, sodass Happy gleich in diese Richtung losschoss. So waren wir "eingekesselt" von den beiden Menschen (die anderen Richtungen war die Straße). Ich blieb permanent clickend 3 Sekunden stehen, bis das Kind weiter war. So blöd wie das jetzt klingt, das hat sich alles in knapp 10 Sek. abgespielt. Das Tolle jedoch war, dass Happy sich sofort wieder zu mir orientierte, als das Kind ein paar Meter weg war und sich innerhalb der nächsten 10 Sek. schon wieder eingekriegt hatte. Ich bog für ein paar Sekunden in einen Nebenweg ein, verlangte ein Sitz, und dann konnten wir der ersten Frau sogar noch kurz clickend 2 Mal hinterher schauen und die Situation so Zumindest ein bisschen positiv beenden.
Zusammenfassend muss ich sagen, dass "Zeigen und Benennen" allein einen als Anfänger wirklich überfordern kann (wie mich vor ziemlich genau einem Jahr). Mit weitergehendem Wissen über Stress und seine Signale, Körpersprache (von Mensch und Hund), Lernverhalten, einem besseren Kennenlernen des eigenen Hundes, nach dem Schaffen von guten Grundgehorsamsgrundlagen, Üben vom Timing beim Clickern bei harmlosen einfachen Spielen, ist es jetzt ein tolles Werkzeug, das große Effekte erzielen kann.
Liebe Grüße,
Lily und Happy