Ich habe jetzt nicht alles gelesen, doch ich kann gut nachvollziehen, wie es der TE und auch einigen anderen hier geht.
Nach dem Tod meiner ersten Hündin im März d.J. noch in jungem Alter (5 1/2 Jahre nach einer heftigen und 6 Monate anhaltender Krankheitszeit) hab ich anfangs gar nicht an einen anderen Hund denken können. Einige in meinem Umfeld rieten mir schon am nächsten Tag dazu, wieder andere rieten ab.
Ich war hin und hergerissen. Mein Verhalten änderte sich schlagartig, ich trauerte immens und wurde zum Stubenhocker. Ging nicht mehr aus der Wohnung, verkroch mich. Psychisch ging es mir immer schlechter. Als ich das merkte, weil ich ständig mit der Nase drauf gestoßen wurde hab ich angefangen wieder nach einem Hund zu schauen.
Meine Motte war mein ein und alles. Sie war schwierig, sie war fordernd, sie hatte Angst, dass ich nicht mehr zurückkomme, wenn ich wegging, nervte mich oft, doch sie half mir aus einer schweren psychischen Krise als ich sie zu mir nahm und bei ihr war es so, dass SIE mich aussuchte. Das schweißte uns zusammen. Nach ihrem Tod wollte ich nicht mehr, wollte nie wieder einen Hund (das sagte ich auch zu ihren Lebzeiten immer) zu mir nehmen.
Ich trauere noch sehr um sie (auch ein Grund, wieso es mit Tilly noch nicht so klappt), sehe sie überall, in den Wolken, in vielen Situationen, ich habe viele Bilder von ihr hier in der Wohnung, doch ganz schlimm ist es: Wenn ich ihren "Zwilling" sehe, der in der Gegend wohnt.
Meine Freunde sagten mir aber: Sie hat ihre Aufgabe erfüllt, sie hat mich aus meiner tiefsten und schwersten Zeit herausgeholt und sie würde nicht wollen, dass ich wieder dahin zurückgehe, denn ansonsten wäre ihr Dasein bei mir und auf Erden umsonst gewesen.
Das nahm ich mir zu Herzen und schaute nach, in den THs hier in der Gegend und im Internet.
Da fand ich Tilly. Ihre Geschichte war etwas undurchsichtig, vorallem war sie von Welpenalter bei Pflegis im Zwinger, mit vielen anderen Hunden, war.
Sie kam also nach Deutschland und ich fand sie anfangs total süß. Doch nach ganz kurzer Zeit fing ich schon an zu vergleichen. Es passiert mir auch heute noch, vorallem wenn ich verzweifelt bin, weil nicht alles so klappt, wie bei meiner Motte. Doch Tilly ist ganz anders als sie. Eigenständiger, dickköpfiger etc. So etwas kannte ich nicht.
Ich merke auch, dass ich noch nicht so richtig warm mit ihr geworden bin. Kann sie noch nicht richtig lesen, bin oft sauer und auch traurig, dass nicht alles so läuft wie bei der Motte. Das sie nicht so anhänglich ist (die Motte war das von anfang an), du siehst ich vergleiche immer noch, allerdings nicht mehr so oft wie am Anfang.
Tilly ist ein ganz anderes Kaliber. Sie bringt mich oft zur Weißglut, ich könnte sie an die Wand klatschen, wenn etwas nicht läuft etc. Auch hier vergleiche ich manchmal noch mit meiner Motte, allerdings konnte ich auch diese oft an die Wand klatschen um ehrlich zu sein.
Wir sind uns noch nicht ganz grün, ich habe auch Angst, sie zu verlieren, da sie im kommenden Jahr wohl zweimal operiert werden muss und das keine leichten/kurzen OPs sein werden und jede Narkose ist nunmal ein Risiko. Ich kann mich noch nicht darauf einlassen, weil immer der Gedanke da ist, dass auch sie von mir geht, event. noch früher als die Motte.
Aber jedesmal wenn mir irgendetwas krankheitsmäßiges bei ihr auffällt, das war von Anfang an eigentlich, bin ich noch ängstlicher, laufe sofort zum TA etc. Daran merke ich, dass ich schon an ihr hänge, nur mich eben noch nicht so auf sie einlassen kann, wie sie es verdient.
Sie ist noch sehr jung, etwas über 1 Jahr und musste schon vor ihrer Zeit bei mir so viel durchmachen, und dann bin da noch ich, die sich wehrt, diese Hündin richtig zu lieben, aus Angst auch sie zu verlieren. Das ist für mich aber auch ein Grund weiter zu machen. Ich denke auch, dass es bei uns noch nicht so richtig klappt, nicht so funktioniert wie ich es gern möchte, weil sie merkt, dass ich mich noch nicht auf sie einlassen kann. Seit einiger Zeit hat sie sogar Angst vor mir, weil ich sie mit einem Mittel einreiben muss. Dazu kommt, dass sie das Baden/Duschen hasst, eigentlich jede erdenkliche Form von Wasser außer jetzt den Schnee, obwohl in ihr ein Labrador steckt.
Die Gefühle zu ihr zu erzwingen kann ich nicht, doch mich selbst kann ich ändern. Daran arbeite ich.
Ich glaube es ist einfacher, wenn der Hund sich seinen Halter aussucht, doch das muss nicht immer so sein. Es ist halt meine Erfahrung.
Wenn es aber gar nicht geht nach einiger Zeit (mehrere Monate), wenn du dir immer noch nicht sicher bist, dann würde ich mir schon überlegen, sie bei den anderen Pflegis einzugewöhnen und dann abzugeben.
Ein Hund hat es verdient geliebt zu werden. Sie geben uns so viel, fangen an uns zu lieben und daher ist es ihnen gegenüber nicht fair sich dagegen zu sträuben.