Shadow - mein "Leihhund" - und ich waren gestern zusammen mit meiner Freundin Yvonne und seiner Freundin Emily spazieren. Wir haben uns schon mehrere Male getroffen und die beiden verstehen sich hervorragend. Emmy ist "sein" Mädchen.
Kurz zu Shadow: Labbi-Boxer-Mix (und ich vermute, auch Rotti hat mitgemischt), kastriert, 3 Jahre, kommuniziert glasklar und versteht sich mit den meisten Hunden im Freilauf auch einwandfrei. Lediglich bei großen Rüden, egal ob kastriert oder intakt, die nicht signalisieren "Alles klar, Du bist der Chef" oder die ihn bedrängen, macht Shadow eine klare Ansage, die meistens nach wenigen Sekunden völlig unblutig damit endet, dass der Kollege sich trollt oder auf dem Rücken liegt. Ist die Situation geklärt, scheint auch sofort wieder die Sonne, es sei denn, der andere stänkert nach. Üblicherweise lasse ich Shadow auch gewähren, gehe ein Stück weiter und rufe ihn ab.
Normalerweise ist Shadow hervorragend abrufbar, auch aus dem Spiel mit anderen Hunden oder bei der spannendsten Zeitungslektüre.
Gestern hatten wir allerdings eine Begegnung mit einem intakten Labbi und mehreren anderen Hunden, die mir persönlich etwas ernster zu werden schien. Beide Rüden standen sich plötzlich mitten in der Hundegruppe gegenüber, wurden steif und gingen gleichzeitig aufeinander los. Der intakte Rüde gehörte aber nun nicht zu der Sorte "ok, alles klar Chef", sondern forderte das offenbar von Shadow ein. Herrchen des Labbis rief; Labbi reagierte nicht. Ich rief, Shadow reagierte nicht. Mit der Leine in der Hand marschierte ich auf das Hundeknäuel zu, gewann dadurch kurz die Aufmerksamkeit der beiden, rief Shadow zu mir, der auch kam, während sich der andere verzog und schickte ihn erstmal ins Platz. Seine Freundin Emmy kam auch sofort an und er durfte dann auch wieder aufstehen.
Als wir weitergingen, fragte mich meine Freundin Yvonne, wieso ich Shadow ins Platz geschickt habe. Sie hätte wahrscheinlich in der Situation genauso gehandelt, fragte sich aber mittlerweile, ob ich Shadow dadurch nicht in eine ungünstige Position dem anderen Rüden gegenüber gebracht habe.
Ich mußte da selbst erstmal drüber nachdenken und mir eingestehen, dass ich aus dem Bauch heraus gehandelt habe. Mein erster Ruf wurde ignoriert und ich wollte wohl meine Position klar stellen; der andere Hund hatte sich ja auch bereits verzogen.
Was mir während des restlichen Spaziergangs und vor allem bei anderen Hundebegegnungen aber aufgefallen ist, Shadow hatte ständig ein Ohr und/oder ein Auge bei mir; auch als ein unkastrierter Jungrüde meinte, aufreiten zu müssen und er sich das nicht gefallen ließ. Jungspund wurde umgerempelt und kurz am Boden fixiert, da kam der Blick auch schon zu mir. Oder als sich mehrere Border Collies und Aussies, die zusammengehörten, etwas ruppiger in unserer unmittelbaren Nähe balgten, wollte er eigentlich dazwischen gehen, ließ sich aber nur durch ein leises Räuspern von der Idee abbringen.
Dem Labbi sind wir am Ende des Spaziergangs nochmal begegnet. Er kam auf Shadow zu, blieb drei Meter entfernt stehen und drehte sich wieder um, während Shadow einfach nur da stehen blieb, wo wir vorher auch schon standen.
Mein Eindruck: Nachdem ich dazwischen gegangen war und ihn ins Platz geschickt hatte, war Shadow, dessen Grundgehorsam an sich schon klasse ist, für den Rest unseres Spaziergangs noch eine Spur aufmerksamer in meine Richtung und reagierte auch sehrprompt. Aber ich bin dennoch verunsichert. Wie hätte ich mich richtig verhalten?