Guten Morgen ihr Lieben!
Nun ist wieder fast ein Monat vergangen und ich frage mich, wo die Zeit geblieben ist?!?!?
Langsam leben wir uns immer mehr ein und das russische Leben verliert langsam aber sicher seine Schrecken. Es sind zwar immer noch riesige Unterschiede, aber die werden von mir fast nur noch mit einem Schulterzucken registriert. Es ist echt blöd, aber irgendwann ist eine gewisse Resignation eingetreten weil: Ändern kann man die Leute hier ja so oder so nicht. Warum also wertvolle Energie verbrauchen?
In diesem Monat durfte ich auch unfreiwillig das russische Gesundheitssystem kennenlernen. Hannah hatte ihre erste Erkältung, ohne Fieber aber mit Husten. Da sie so ein komisches Geräusch beim Atmen machte, wollte ich das doch lieber abklären lassen und MIttel für Inhalationen abholen. Ich konnte da noch nicht ahnen, was das für ein Drama werden würde. In unserem Wohnviertel ist eine Privatklinik für alle Fälle - dort sind wir (mit meiner russischen Bekannten) hingegangen. Meine Bekannte hat auch ein krankes Kind und wollte sie da auch abhören lassen. Gesagt, getan. Erst war sie dran, dann Hannah und ich. Sie hört, hört und fängt plötzlich an zu schimpfen. Meine Bekannte übersetzte dann: Meine Kleine stände kurz vor dem Erstickungstod, sie hätte eine Lungenentzündung und wenn wir nicht direkt ins Krankenhaus fahren würde es in der Nacht so schlimm werden... Da war ich echt geschockt, immerhin ging es der Kleinen recht gut, nur hatte sie halt diesen blöden Husten. Eine STunde später sind wir dann in die Kinderklinik gefahren und durften vor sogenannten Boksen warten. Jetzt stellt euch mal vor: die ganzen kranken Kinder mussten draußen auf ihre Behandlung warten!!! Und es war kalt und nass... Prima nicht? Wir wurden ein Segen vorgelassen und wurden 20 Minuten später untersucht. Hannah hatte nichts besseres zu tun, als mit der Ärtin zu schäkern und ihr das Stetoskop zu klauen. Und was kam raus? Nix mit Lungenentzündung, sondern eine einfache Bronchitis. Ich sollte Inhalieren und jeden 2.Tag zum Abhören gehen. Nach diesem Tag habe ich mir erst einmal einen großen Rum genehmigt. Ich war fix und alle.
2 Tage später sind Hannah und ich alleine zu der Ärztin gegangen. Meine russische Bekannte war über Telefon dabei, da ihre Tochter nun richtig krank war. Und wieder meinte die Ärztin, dass Hannah kurz vorm Sterben war und die andere Ärztin total unfähig war. Wir sollten ein Bild machen lassen (röntgen) und das komplett klären, da sie immer noch das Atemgeräusch zeigte. Als Erstlingsmama ist man ja immer verdammt verunsichert und so habe ich mich mit meiner Bekannten beratschlagt (ihre Schwester ist Kinderärztin). Wir haben dann beschlossen, sie röntgen zu lassen... Am nächsten Tag waren wir dann in einer weiteren Kinderklinik. Das Gebäude sah wie ein Bahnhof aus. Grau, betoniert, z.T. richtig versifft. Aber dann die Überraschung: die Diagnostikzimmer waren hell, freundlich, sauber und MODERN!! Wir kamen auch sehr schnell dran und das Bild hat uns dann des Rätsels Lösung verraten: Hannah hat einen vergrößerten linken Lungenlappen und der macht diese Geräusche. Sie wächst quasi in ihre Lunge noch rein, allerdings hört sich das bei Erkältungen sehr viel rabiater an als normal. Ich mit Hannah also wieder zur Ärztin und ihr triumphierend das Bild hingelegt. Mann, war die stinkig. Sie fühlte sich richtig in ihrer Kompetenz bedroht... Dann wollte sie mir verklickern, dass Hannah hochallergisch gg alles mögliche reagiert. Keine Ahnung, wie sie drauf kam. Sie würde keine Milch, keine Möhren, keine Bananen, etc vertragen... Aha... Ich nahm sie dann nicht wirklich ernst und habe so ausprobiert, wie gut meine russisch Kenntnisse sind und habe versucht für mich zu übersetzen. Also wirklich...
Im Endeffekt kann ich drüber lachen, aber ich war in der Woche nah dran, wieder zurückzufliegen. Ich war mehr als fix und alle. Und alles durfte ich alleine regeln, da mein Göttergatte zuviel Arbeit hatte. Die Ansichten der Ärzte sind auch sehr zurückgeblieben. Hier sind ein paar Eindrücke. Ein Kind, dass krank ist
- wird grundsätzlich mit Antibiotika zugestopft, ob es hilft oder nicht ist egal
- darf nicht gewaschen werden (nur Gesicht und Po)
- darf absolut nicht nach draußen (auch nicht dick eingepackt bei strahlendem Sonnenschein)
- alles muss absolut steril sein...
Hannah gings übrigens sehr schnell wieder sehr gut und innerhalb von 1,5 Wochen hatte sie weder Husten noch sonstiges. Und gerade bekommt sie ihren ersten Zahn...
Carlos hat die Woche eher mit gemischten Gefühlen gesehen. So hat er die ganzen Unruhezustände doch mitbekommen und leider auch, dass wir eher weniger Zeit für ihn hatten. Er hat es aber super überstanden und hat sich von dem Stress auch super erholt. Allerdings hatte er dann wieder Probleme mit seinen Knochen - das Wetter war kühl und sehr nass und Carlos hat es gleich in den Gelenken bemerkt. Aber auch davon hat er sich wieder erholt, nach einer Zeel Therapie. Jetzt ist er wieder der Alte.
Und stellt euch vor: ich habe tatsächlich geschafft, hier in einem Laden sein Futter zu bestellen. Allerdings gibt es hier kein Light-Futter, so dass er das normale Mobility Futter bekommt. Gut, bekommt er halt weniger. Er kennt es ja jetzt nicht mehr anders.
Inzwischen kann er richtig gut mit den STraßenhunden. Er hat sogar eine feste Freundin gefunden, die jeden Tag auf ihn wartet. Die Rüdenrüpelgang hat sich hier nicht mehr blicken lassen... Und kleinere Rüden verscheut Carlos jetzt sofort. Draußen macht er sich wirklich gut. Geht wieder top an der Leine, gehorcht und ich kann endlich wieder mit ihm und Kinderwagen raus. Und das klappt wirklich gut. Allerdings fallen wir wirklich auf, wie ich den Kinderwagen schiebe und Carlos brav an der Leine mitgeht. Gestern hat sogar an einer Seitenstraße ein Auto gehalten und mich nach der Rasse von Carlos gefragt und mir gesagt, dass Carlos ein schöner und guter Hund sei. Hach,... das hört Frauchen doch gerne.
Wie gehts euch denn??