Hallo Joschi,
so optimistisch wie Angel sind meine Erfahrungen nicht. Unser Hund Timmy wurde im Alter auch taub. (Seine Nachfolgerin wird deshalb auf Sicht- und Hörzeichen ausgebildet.) Aber er wollte auch nicht mehr "hören". Er verschloss sich zunehmend in seine eigene Welt. Das Fressen wurde immer wichtiger, anerzogene "Sozialpraktiken" traten in den Hintergrund, Sozialkontakte waren ihm nicht mehr wichtig. Er wurde ein völlig anderer Hund.
Alles was ihn früher ausmachte, seine Freundlichkeit und Neugier auf andere (egal ob Mensch oder Hund), seine Freude am Spazierengehen, seine Klugheit und seine Souveränität nahmen immer mehr ab. Zu spät erkannten wir, daß wir den richtigen Zeitpunkt des Abschieds verpasst hatten. (Aber das ist eine eigene Geschichte. Soweit seid Ihr hoffentlich noch lange nicht.)
Jedenfalls erinnerte mich Timmy fatal an manche alte Menschen, deren wichtigstes die Mahlzeiten sind und die zunehmend egoistischer werden und dabei mehr und mehr jegliche Höflichkeitsregeln vergessen. (Nicht, daß alle alten Leute so wären.)
Nun, da Timmy nicht mehr hörte, nahmen wir ihn an die lange Flexileine. Sie war unsere Verbindung zu ihm. Sonst konnte es uns passieren, daß er mitten im Spaziergang auf dem kürzesten Weg nach Hause lief. (Und wir gingen bestimmt nicht zu lange mit ihm.) Es war ihm eben gerade eingefallen.
Veränderungen im Tagesablauf konnte er nicht mehr verarbeiten. Der Spaziergang mußte pünktlich sein, sonst mußten wir wischen. :grosseaugen:
Auch wurde er ignorant und konnte wirklich schnappen, wenn wir ihm z.B. etwas abnehmen wollten, was er auf der Straße fand und fressen wollte.
Eines Tages wollte er nicht mehr am gewohnten Platz schlafen. Er weigerte sich und schlief lieber nicht bei uns im Zimmer. (Vielleicht schnarchte ich zu laut? :stumm: )
Wenn Euer Hund schlecht hört und sieht, werdet Ihr um das Anleinen nicht herum kommen. Vielleicht probiert Ihr es besser mit Führgeschirr statt mit Halsband und trainiert es wie beim jungen Hund. Oder er darf nur in Eurer unmittelbaren Nähe laufen. Das ist prinzipiell erlernbar.(siehe unten). Probiert aus, ob er eine Pfeife noch hört, damit ihr ein Signal einüben könnt, auf das er Sichtkontakt herstellt bzw. sofort kommt. Aus den Augen dürft Ihr ihn jetzt nicht mehr lassen.
Ansonsten solltet Ihr alte Gewohnheiten möglichst nicht ändern.
Ob der Hund noch Neues lernen kann, ist auf die Distanz nicht zu sagen. Prinzipiell ja. Das Lernen hört nie auf, es wird nur mühsamer. Ist er aber tatsächlich dement, dann wird er das wohl nicht mehr schaffen, denn das Kurzzeitgedächtnis funktioniert nur noch schlecht. Sichtzeichen werden bei den trüben Augen evtl. auch nicht mehr wahrgenommen. Probiert es aber ruhig, macht halt sehr große Bewegungen, die sich gut voneinander unterscheiden lassen.
Ich habe Eingangs ein Endstadium beschrieben. Bis dahin ist aber noch ein Weg und dazwischen ist noch vieles möglich. Probierts aus. Manchmal ist es aber auch einfach so, daß wir langsam Abschied nehmen und peu a peu loslassen müssen. Trotzden ist die Zeit dazwischen auch ein Stück des gemeinsamen Lebens.
Liebe Grüße
martina