Pferdeleute sind besondere Leute, im Positiven wie im Negativen.
Habe Pferdewirtin gelernt und arbeite jetzt nebenbei als Pferdepflegerin in einem Reitverein...
Ich bevorzuge eigentlich ein Mittelding aus Boxen- und Offenstallhaltung in kleineren Gruppen um die 4 oder 6 Pferde... Meiner liebt seine Box, wenn er sich dorthin zum Fressen und Schlafen hin verkrümeln kann.
Ich erziehe meine Pferde oder die Pferde, mit denen ich täglich auskommen muss, so: Es wird 1 x nett gesagt/gebeten, kommt keine Reaktion, sag ich es etwas strenger und wenn das immer noch nicht den gewünschten Erfolg hat, RAUCHT´s. Meist reicht ein "Abriss", also mal nen Schrei loslassen, ein paar Schritte zurück schicken, ab und an gibt es auch einen Klaps. Rückt mir einer zu arg auf die Pelle, drehe ich ihm den Rücken zu, hebe das Bein deutlich und drohe, ihn zu treten. Das wirkt Wunder, da stand bislang noch jeder rucki-zucki wieder brav nen Meter weiter weg ohne dass ich treten musste.
Mein Trainer hat sich mal den Mittelfußknochen gebrochen, weil sein Pferd ihm aus diesem "ich respektiere deinen Individualabstand nicht und baller dir jetzt einfach mal grob unachtsam gegen das Bein" heraus wirklich so richtig trottelig gegen das Bein gescheppert hat. André hat das mit Zurücktreten quittiert, was der Mittelfußknochen dann seinerseits mit Nachgeben dankte. Finde das noch lang keine Tierquälerei, wenn du mit Pferden klarkommen willst, versuch, pferdisch zu denken und zu "reden". Wie die sich teilweise die Hufe um die Ohren ballern und jemand, der seinem Pferd berechtigt mal nen Klaps verpasst, soll ein Tierquäler sein? Seh ich nicht so.
Würde meine RB meinem Bub eins auf die Schnute hauen weil er sie gezwickt hat, wäre es absolut berechtigt und ich würd nix sagen. Als mein Bub unterm Bereiter beim Angaloppieren einen Bocksprung gemacht hat und dieser das mit einem Gertenklaps quittiert hat, hab ich auch nichts gesagt. Absteigen musste er jedoch, als er meinem Pferd die Gerte mehrfach grundlos auf den Allerwertesten schlug um weitere Bocksprünge zu provozieren und diese dann ahnden zu können...
Während meiner Ausbildung hatte ich mit einem Junghengst zu tun, der auf dem Hof dort geboren worden war und nie schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht hatte. Der war nie geschlagen worden o.ä. 2- bzw. 3 jährig war er bissig, das hatte von jetzt auf gleich angefangen und wenn man bei dem in die Box wollte, ging das nur noch mit Gerte im Stiefel. Beim Boxen öffnen kam der einem mit gefletschten Zähnen entgegen geschossen und zielte mitten ins Gesicht... hab ihn den einen Morgen wie immer in die Führmaschine bringen müssen, musste ihm kurz den Rücken zudrehen und er biss mir in die linke Schulter, dass es knackte. Vor Schmerz hab ich mich derart vergessen, dass ich erst mit dem Strickende und irgendwann nur noch mit der rechten Hand auf ihn eingeschlagen habe, ich hab so geschrien, dass man es bis in den Ort runter gehört hat und ich am nächsten Tag keinen Ton mehr rausbekommen habe. Als er nur noch weiß in den Augen hatte und am ganzen Körper gebibbert hat, hab ich erst gemerkt, was ich da gemacht habe. Zum einen habe ich mich fürchterlich geschämt, es tat mir unendlich Leid, ich hab geheult, weil ich mich so vor mir selber geekelt habe, dass ich einem Tier so was antun konnte. Dann kam da noch die Angst, dass er mich jetzt umbringt...
Wir haben eine Weile voreinander gestanden, er bibbernd, ich heulend. Habe dann die Hand gehoben, ihm hingehalten und als er sie vorsichtig berührt und abgeleckt hat, hab ich ihn gestreichelt. Mag sich blöd anhören, aber ab dem Tag hatte ich keine Probleme mehr mit ihm, der hat mich für den Rest der Ausbildungszeit nie wieder gebissen oder Anstalten gemacht zu schnappen, hatte aber auch keinen Schiss vor mir, der kam an, hat sich sein Goody abgeholt, sich putzen lassen, alles kein Problem mehr. Ich schäme mich da trotzdem nach wie vor für, dass ich mich derart vergessen habe.
Pferde wollen geführt werden, wie unsere Hunde auch. Tut man das als ihr Mensch nicht, übernehmen sie entweder die Führung selbst oder werden unsicher. Beides führt zu Problemen beim Miteinander.
Beim Hund muss man nicht so körperlich werden um ihn entsprechend zu erziehen, Hunde verständigen sich aber auch unterstützend zur Körpersprache weitaus mehr mit Lauten als Pferde, was vielleicht auch eine Rolle spielt.
Pferde sind sehr "körperliche" Tiere und bei der Gewichtsklasse, in der wir uns da bewegen, halte ich es für durchaus legitim, in entsprechenden Situationen entsprechend körperlich zu werden, eben so, dass das Pferd es versteht.