Bei mir ist es mit der Trauer unterschiedlich.
Ich verarbeite es besser, wenn das Tier nicht leiden mußte. Dann kann ich in Frieden damit abschließen.
Ich hatte mal viele Meerschweine. Die meisten hatten eine Krankheit, bevor sie starben. Ich mußte sie dann lange und sehr aufwendig Pflegen. Zum Beispiel mit einer Spritze ernähren. Da mußte ich einen Brei aus 3 Sorten Babynahrung, mit der Kaffeemühle gemahlenen Pellets und Haferflocken mit dieser Spritze füttern. Natürlich haben sie länger dadurch gelebt, sich teilweise auch für kurze Zeit erholt. Aber trotzdem sind alle an den was sie hatten gestorben. Und genau das ist das, was ich nicht ertrage: Das Leidensehen, und trotz Aufopferung nicht helfen können! Einige Tiere waren top fit, und lagen plötzlich tod im Auslauf. Da habe ich mich zwar erst mal furchtbar erschreckt, konnte aber viel besser und befreiter damit umgehen, weil ich wußte, sie haben nicht (lange) gelitten. Bei den Meeris war das auch von Vorteil, das ich mehrere hatte. Ich hatte dann ja noch die "Überlebenden" für die ich stark sein mußte. Die entstandene Lücke war nicht so groß, und schloss sich bald wieder. Aber jedes einzelne Tier habe ich wahnsinnig geliebt, und sie fehlen mir alle auch noch heute sehr. Manchmal träume ich auch von ihnen noch.
Bei meiner Hündin ist das aber was anderes: Ich mußte zumindest kurz, bis ich sie wegbrachte, das Leiden mit ansehen / ertragen. Und dazu noch der Schock, daß das so plötzlich und ohne die geringste Vorankündigung kam. Ich kann das immer noch nicht fassen. Das einzige, wo ich dabei noch froh bin ist, daß ich sie nicht sterben sehen (und vorher noch weiter leiden) sehen mußte! Ich könnte es niemals ertragen sie tod zu sehen, wo sie doch immer so lebendig und aktiv war. Daher kann ich sie auch nicht abholen. Dabei würde ich mit Sicherheit umkippen! Kein Witz, keine Übertreibung! Ich rege mich ja jetzt schon wieder so auf, wo ich darüber schreibe. Es ist einfach zuviel gewesen, was ich in letzter Zeit ertragen mußte.
Ich brauche eine Auszeit, mal was Positives. Ich brauche wieder einen Hund an meiner Seite. Die Lücke muß sich wieder schließen. Das habe ich heute ja gemerkt. Es geht mir besser, wenn ich Hunde um mich rum habe.
Das Wochenende hier ist die Hölle! Zwar dachte ich, ich komme zur Ruhe, aber das ist leider noch nicht der Fall. Es ist noch viel schlimmer, als in der Zeit, wo sie in der Klinik war. Immer sehe ich den Hund, wie er mir nachblickt, als ich aus der Klinik ging, und er genau wußte, daß er da bleiben mußte. Er war zu schwach mir nach zu gehen, wollte aber. Noch nie habe Sheera in fremde Hände gegeben wenn ich mal kurz weg war. Sie war immer zuhause. Ich habe solche Angst (und ich glaube, daß ist das, was mich jetzt quält), daß sie gedacht hat, ich gebe sie weg, weil sie krank ist, und will sie nicht mehr. Und dann kommen fremde Leute und doktoren an ihr rum, und sie ist ganz alleine. Diese Gedanken kommen leider immer wieder. Ich kann machen was ich will, mich ablenken, wie ich will, die Gedanken sind einfach da.
Deshalb denke ich ja auch, wenn ich sie einäschern lassen würde, ihr im Garten ein Grab mache, oder mir die Urne in die Wohnung stelle, werde ich an das Schlimme hier erinnert. An das böse unertragbare Ende. Das Andenken wäre dann immer mit diesen furchtbaren Erinnerungen von diesem Ende belastet.
Wenn ich den anderen Weg wähle, und ein schönes Bild aufstelle, kann ich hoffentlich irgendwann hauptsächlich an die sehr schönen Zeiten mit ihr zurückdenken. An den Hund der einfach perfekt war, wie ich nie wieder einen bekommen werde.
Wenn der Hund einfach, natürlich und schnell gestorben wäre, ohne sich lange quälen zu müssen, hätte ich sie auf jeden Fall einäschern lassen, weil ich dann damit ganz anders hätte umgehen können.
Ich habe auch leider niemanden, der mir helfend zur Seite steht. Im Gegenteil: Ich muß auch noch für meine pflegebedürftige Mutter stark sein.