Hey,
da heute Abend mal wieder eine sehr brenzlige Situation war, möchte ich mich mal mit meinem Problem an Euch wenden. Bin gespannt auf Eure Ideen/Erfahrungen.
Vorab zu unserer "Situation":
Wir haben einen blonden männlichen Labrador, genau ein Jahr alt (7.6.). Im vierten Monat fing er an zu lahmen, unser Tierarzt verordnete erst mal Ruhe und Leinenzwang. Als es nicht besser wurde und unser Vertrauen in den Arzt schwand, suchten wir eine Tierklinik auf (die, wie sich herausstellte, meiner Meinung nach die Beste ist!!). Es wurde schwerste ED festgestellt. Trotz der Bedenken des Chefarztes- auf Grund des jungen Alters - wurde er bald am linken Ellenbogengelenk operiert: "Es war in den letzten 20 Jahren das größte Stück Knochen, welches ich entfernen musste". Das rechte Gelenk zeigte auch Anzeichen, Arzt wollte aber noch warten - vor zwei Wochen ging er mit uns spazieren und nach der Untersuchung gab er erst mal Entwarnung. Nach vielen Monaten Ruhe, Leinenzwang und rein psychischer Beschäftigung geht es unserem Hund nun sehr gut und er kann wieder rennen , spielen und Hund sein.
Warum schreibe ich den langen Text? Ich möchte einfach verdeutlichen, dass wir bisher wenig Zeit hatten, mit ihm Gehorsam zu üben, dass er die letzten Monate keine Hundeschule besuchen konnte und wenig - gar keinen - Kontakt zu anderen Hunden pflegen konnte/durfte.
Seit er wieder laufen darf haben wir exzessiv mit ihm geübt. Er ist ein sehr lernfreudiger Labbi. Unterbricht das Spielen mit anderen Hunden wenn wir ihn rufen, macht sitz und platz auf Entfernung, wartet an Bordsteinkanten, verhält sich ruhig und lieb wenn wir woanders zu Besuch sind, frisst nicht, bevor wir es erlauben, etc... Er ist gut abrufbar... Eigentlich alle uns wichtigen Punkte in Sachen Erziehung erfüllt der Kleine. ABER:
Sobald er einen anderen Hund sieht, ist er weg. Er sieht den Hund, rennt hin. Jegliche Befehle, die er für solche Situationen kennt (NEIN; KOMM) überhört er. Ich erinnere mich dabei auch immer an die ersten Einzelstunden in unserer Hundeschule: ruf deinen Hund nicht, wenn du weißt, dass er eh nicht kommt.
Was soll ich machen? Ihn rufen bringt nichts, er kommt sowieso nicht. Renne ich hin, leine ihn an, hat er trotzdem bekommen, was er wollte...
Wir werden kurzfristig wieder eine Hundeschule besuchen, bin aber trotzdem gespannt auf Eure Meinungen.
Die mir bekannten in der Theorie praktizierten Gehorsamsübungen haben wir angewandt. Spezielle Belohnung wenn kommt (die meisten Spiele fallen auf Grund seiner Erkrankung weg), Abrufen "ohne Grund", (Schleppleine). Der Punkt ist einfach, dass unser Hund kommt, wenn wir ihn rufen - außer in diesen Situationen. Den letzten Punkt haben wir noch nicht probiert. Wir wohnen direkt an einem sehr großen Waldgebiet - ich kann und möchte unseren Hund hier nicht anleinen. Wir sind sehr vorausschauend: sobald wir in "gefährdete" Gebiete gehen, sobald wir (MEISTENS vor ihm) andere Hunde sehen, leinen wir den Hund an. Aber selbst an der Leine versucht er, zu anderen Hunden zu kommen. Mit den bekannten Befehlen kommen wir hier nicht weiter; physische Bestrafung lehnen wir grundsätzlich ab (eben bei meinem Spaziergang ging das bei einem anderen Hundebesitzer recht einfach: schlagen, Leine kurz -> Hund kam "brav" mit; naja, die folgende Diskussion mit ihm könnt Ihr wahrscheinlich nachvollziehen).
Ich weiß, dass unser Hund erst ein Jahr alt ist, dass er bisher wenig Kontakt zu Hunden hatten und er viel nachzuholen hat - aber dennoch kann dieses unkontrollierte Nachlaufen schlimme Konsequenzen haben, die ich mir nicht ausmalen möchte.
Ich höre manchmal von anderen Hundebesitzern, dass dies ein reines "Unterordnungsproblem" sei. Ich kann dem weder widersprechen, noch es befürworten - habe keinerlei Vergleichsmöglichkeiten (bin zwar mit Hunden aufgewachsen, aber in dem Alter macht man sich recht wenig Gedanken um die Erziehung dieser). Unser Hund darf eigentlich alles; er schläft im Bett, auf der Couch (ja, ich räume manchmal den Platz, damit er "hoch" kommt). Aber kann dies ausschlaggebend für das Hinterherlaufen anderer Hunde sein???
Ich hoffe, irgend jemand von Euch hat den langen Text gelesen - ich wollte keine Frage à la "mein Hund läuft weg, was soll ich tun" stellen.
So, ich hoffe, ich habe nichts Wesentliches vergessen und freue mich auf Eure Antworten.
VG
Jonathan