Es gibt sehr viele fragwürdige Sachen auch nach wie vor in unserem Sprachgebrauch.
Wenn ich erzähle, dass die Redewendung "Durch den Rost fallen" aus dem Sprachgebrauch der Nationalsozialisten stimmt und einen Holocaust-Bezug hat werde ich auch immer angesehen wie ein Autobus, weil das kaum jemand weiß.
Redewendungen sind nach meiner Erfahrung nochmal "schwieriger", weil irgendwie geläufiger. Ich hatte letztes Jahr einen Schriftsatz zum Rausschicken auf dem Tisch. Glücklicherweise lese ich grundsätzlich alles durch, was die RAs so schreiben - eigentlich wg. etwaigen Rechtschreibfehlern oder mal ungenauen Formulierungen (was halt so passiert, wenn man einen Schriftsatz x Mal überarbeitet). Und was les ich da? "wie bei den Hottentotten". Ich bin zur Anwältin (>40 Jahre, also nicht alt) und hab sie gefragt, ob sie das wirklich so schreiben will. Sie war total verwundert und wusste nicht, wo das Problem ist. Sagt man ja so. Eh, ne. Hab sie kurz aufgeklärt und der Satz wurde gestrichen.
Zwei meiner Kolleginnen (eine 38, die andre knapp über 50), denen ich das erzählt habe, waren sich der Problematik der Redewendung ebenfalls nicht bewusst 
Sprache ist ein mächtiges Mittel. Zur Propaganda vor dem zweiten Weltkrieg gehörte es, gewaltätige Begriffe in die Sprache einzubringen/geläufiger zu machen, z.B. "kriegen" statt "bekommen". Daher ist es durchaus wichtig, sich bewusst zu machen, was man sagt und was das ausdrückt - auch im ursprünglichen Wort- bzw. Satzsinn.