Beiträge von bonanza

    Zitat

    ich arbeite mit Schulkindern - keine Kindergartenkinder!


    außerdem ist doch dafür er dann als Therapiehund da - dass die Kinder gewisse Dinge lernen!



    Dein Wunsch nach einem Hund ist verständlich und wenn man dann noch im sozialen Bereich arbeitet bietet sich ein "Therapiehund" ja schon fast an....liebe TE so einfach ist es leider nicht und die Realität sieht anders aus. Bevor die Kinder gewisse Dinge lernen, wirst du sehr viel lernen müssen-gerade als Ersthundebesitzerin. Der Weg zu einem ausgebildeten Therapiehunde-Team ist lang und unter Umständen zeigt es sich irgendwann, dass dein Hund für diese Form des Einsatzes nicht geeignet ist.


    Zuerst solltes du dir Gedanken über alternative Betreuungsmöglichkeiten des Hundes machen. Einige Vorschreiber haben hierzu ja schon wichtige Hinweise gegeben. Dein beruflicher Tagesablauf und die Erziehung eines Welpen stehen sich etwas im Weg.


    Wenn du den Welpen übernimmst, ist er noch nicht komplett grundimmunisiert, auch eine regelmäßige Entwurmung muss erfolgen. Gerade in diesem Bereich gibt es klare Hygienevorschriften, um Zoonosen vorzubeugen. Wenn das erste Kind Wurmbefall hat, wird die Begeisterung über den Hund schnell nachlassen.


    Was hast du denn schon alles zur Vorbereitung (Kinder, Eltern, Kollegen, Einrichtungsträger, JA etc) unternommen?


    Ich habe einen Flatcoated Retriever, der hat als Welpe alles mit den Zähnen untersucht und teilweise geschreddert. Kinder fand er supertoll, ist dann aber recht schnell hochgefahren und aufgedreht, dann kam dazu, dass er alles und jeden "apportieren" wollte, sprich er hat auch Ärmel festgehalten. Dazu kam dann noch eine Riesenportion Distanzlosigkeit...viele Kinder, auch ältere mögen dieses Verhalten nicht wirklich...es war richtig viel Arbeit, die ich in Erziehung und Ausbildung gesteckt habe und das hat Jahre gedauert. Als "Therapiehund" habe ich ihn zum ersten Mal eingesetzt, als er bereits 1,5 Jahre alt war. Ein Einsatz von 20 Minuten. Auch heute ist er nicht jeden Tag auf der Arbeit dabei, sondern wird lediglich punktuell eingesetzt.


    Wie gesagt, deinen Wunsch kann ich verstehen, daber dieses Vorhaben solltest du gut überdenken und vorbereiten. Wenn es jetzt schon beim Zeitmanagement Probleme gibt, ist dieses Projekt auf sehr wackeligen Füßen.


    LG bonanza

    Hallo BabyDuke,


    zu deiner Frage der beruflichen Perspektiven in diesem Bereich, kann ich dir ja mal von meiner Erfahrung berichten. Ich bin Diplom Sozialarbeiterin und habe eine ISAAT zertifizierte Ausbildung in TGI. Das ist schon mal eine gute Grundlage. Ich arbeite ganz regulär in einem Angestelltenverhältnis in der Jugendhilfe und setze meinen Hund punktuell in der Arbeit ein (wird nicht extra vergütet) und dieser JOb ist auch mein Haupteinkommen. Freiberuflich bin ich seit 2009 "nebenher" tätig. Ich biete Fachberatungen für Einrichtungen/Fachpersonen, Coachings und Seminare zum Thema TGI an. Meinen Lebensunterhalt davon alleine bestreiten, könnte ich nicht, aber es ist ein netter Nebenverdienst und ich mache es auch sehr gerne.


    Nun die Frage umgekehrt, was möchtest du denn genau später in diesem Bereich anbieten, in der Kombination BWLer/ TGI? mit einer guten Idee und einem Konzept / Businessplan gibt es da bestimmt Möglichkeiten.

    Über die Eignung von BC, Sheltie und co wurde ja schon einiges geschrieben. Newgirl, den Wunsch nach einem Hund kann ich gut verstehen (und andere bestimmt auch). Du suchst einen Hund, der zu deinen Lebensumständen passt. DEN Therapiehund gibt es nicht. Es gibt jedoch geeignetere Rassen, die Anlagen und Wesen mitbringen, das für die tiergetstüzte Arbeit passender ist. Du möchtest mit älteren Menschen arbeiten - da passt ein stürmischer, quirliger Hund, der auf kleinste Reize reagiert eher weniger. Ältere Menschen wollen oft festhalten, die Bewegungen sind anders, die Finger eventl steif-das sind Berührungen, die mag nicht jeder Hund. Und der Grat zwischen einem geduldigen Hund und einem Hund der erduldet ist schmal.


    Wenn du in diesem Bereich arbeiten möchtest, liegt ganz viel Arbeit vor dir. Du absolvierst bestenfalls eine Ausbildung in tiergestützter Arbeit und der Hund muss ausgebildet und trainiert werden. Gerade beim ersten Hund ist man häufig noch unsicher, was die Körpersprache bedeutet-aber die ist sehr wichtig. Bis man den Hund sicher einsetzen kann, dauert. Du hast die Verantwortung. Und wenn erst mal etwas passiert ist, dann wird schnell von Seiten der Einrichtung ein Verbot ausgesprochen.


    Je nachdem für welche Rasse (oder Mischling) du dich entscheidest, wird auch der entsprechende Ausgleich (neben der tiergestützten Arbeit und den Ruhephasen) aussehen. Auch da musst du schauen, welche Anlagen bringt mein Hund mit.


    Daher schau nochmal genau auf die Eigenschaften, die du suchst und auf das, was du einem Hund bieten kannst. Dann nach den Rassen, die diese Voraussetzungen erfüllen und dann erst nach der Optik.

    In einer guten "Therapiehundeausbildung" wirst du dich mit Fragen zu dir selbst und deinen Beweggründen, einen Hund in die Arbeit einbeziehen zu wollen auseinandersetzen. Kannst du deinen Hund lesen? gibst du deinem Hund Sicherheit? Vertraut dein Hund dir? erkennst du Stress frühzeitig? kannst du deinen Hund führen? Ruhephasen? welchen Ausgleich bietest du deinem Hund? und dieser Ausgleich ist durchaus rasseabhängig, auch die Art des Einsatzes ist rasseabhängig davon, welche Eigenschaften der Hund mitbringt. Du wirst dich mit Hundeverhalten allgemein, Kommunikation (Mensch / Hund) befassen, Körpersprache und sinnvoll aufgebautem Training, ohne den Hund zu überfordern und zu verheizen. Keine Ahnung, ob du das verstehst. Aber wenn du mit deinem Hund ein Team werden möchtest, dann solltest du darüber nachdenken und nicht alles, was hier geschrieben wird als pauschale Kritik abschütteln. Du kannst aber auch so weitermachen und in ein paar Monaten hast du einen völlig durchgeknallten, verunsicherten Hund.

    Mein Flat ist mittlerweile 6 Jahre alt, aber immer noch ein Clown. Wenn er morgens die Augen aufmacht, freut er sich, dass der Tag beginnt. Eigentlich freut er sich über alles. Er ist ein sehr agiler, kraftvoller,temperamentvoller und intelligenter Hund. Seine Passion ist Wasser und das Apportieren. Er arbeitet gerne mit seinem Menschen zusammen, aber er hinterfragt auch. Zwischen Auslastung und Ruhe halten, muss man die Balance finden. Meiner wäre ein toller Familienhund, da er Menschen ganz toll findet - hier ist aber auch unsere Baustelle, er neigt dann dazu komplett aufzudrehen (z.B. wenn Besuch kommt oder wenn unterwegs fremde Menschen uns ansprechen, was für ein schöner Hund das ist), auch neigt er zu einer gewissen Distanzlosigkeit. Das Leben mit einem Flat ist halt anders ;-)

    Ein Hund, der in der therapeutischen Arbeit eingesetzt wird, muss und soll ganz bestimmt nicht alles erdulden / ertragen. Das haben die Vorschreiber hier auch nicht zum Ausdruck bringen wollen. Welche Eigenschaften er mitbringen sollte, die auch geformt und gefördert werden, wurde ebenfalls genannt.


    Ein blinder Hund kann dich nicht lesen, weil er dich nicht sieht. Das ist aber für die Arbeit sehr wichtig, weil du als Therapeut die Interaktion lenkst und ggf auch eingreifen musst. Nur weil bislang noch kein Kind ein Tier verletzt hat, heißt das nicht, dass es nicht irgendwann passieren könnte. Hier gehört ein gutes Risk-Management dazu! zumal du den Hund nicht nur punktuell einsetzen möchtest, sondern so wie ich herauslese, würde er sich täglich in der Einrichtung/Hof aufhalten. Ein blinder Hund kann auch nicht die Kinder einschätzen, weil er sie nicht sieht. In dem Moment würdest du ihn genau in eine solche Situation bringen, die du eigentlich kritisierst und auch nicht haben möchtest.

    Ein Welpe muss natürlich noch alles lernen und ist welpentypisch ungestüm, wobei gerade Flats eigentlich immer große Clowns bleiben...wie sind denn die Kinder dem Welpen gegenüber eingestellt? wollen sie Kontakt? haben sie Angst? sind sie interessiert? mögen sie ihn?
    Und auch die Kinder müssen erst mal den richtigen Umgang mit Hund lernen.

    Also, ich finde deine Überlegungen im Vorfeld schon mal sehr gut. Vielleicht wäre es ja auch eine Alternative, wenn du deine Arbeitszeit reduzierst? ich arbeite 75%, das sind zur Vollzeitstelle etwas über 400€ netto, die ich weniger verdiene. Dafür brauche ich keinen Hundesitter (der dann ja quasi dieses Geld wieder bekommen würde) und habe auch noch Zeit, die ich mit meinem Hund verbringen kann, was ja auch der primäre Wunsch ist. Vor kurzem habe ich 3 Monate Vollzeit gearbeitet (ich kann den Hund mit ins Büro nehmen), aber das war schon eine ganz gewaltige Umstellung. Man muss ja auch einkaufen, kochen usw. und gerade in den Wintermonaten, wo es morgens stockdunkel ist und nachmittags auch schon früh dunkel wird, fand ich das jetzt nicht so angenehm.