Dann gebe ich auch mal meinen Senf dazu. Ich selbst zähle mich zu den Menschen, die mit Hunden "von Natur aus" einfach umgehen können. Wir hatten nie Hunde, aber als ich im Teenageralter mit dem ersten Hund engeren Kontakt hatte, merkte ich erst, dass Hunde und ich uns auf Anhieb verstehen. Somit hab ich vielleicht sogar diese "natürliche Ausstrahlung", über die schon geschrieben wurde. Bisher habe ich jeden Hund in den Griff bekommen, ohne körperlich zu werden, einfach aufgrund der Körpersprache, des Blicks und der Stimme. Und mir sind in meinem Leben schon ein paar Knaller begegnet, was in einem Tierheim ja nicht ausbleibt.
Nun gab es eine einzige Hündin, bei der ich richtig energisch werden musste. Zu der Zeit wohnte ich in einer Studenten-WG mit meinem uralten Collierüden. Er war eine Seele von Hund, hielt sich an alle Hausregeln und hing, obwohl er ein Third Hand-Hund war, sehr an mir. Mein absoluter Traumhund. Dann schleppte meine Mitbewohnerin ohne mein Wissen die Hündin ihrer Familie an, eine wirklich dominante, große und massige Hündin, die in der Familie nur den Vater akzeptiert hat - die anderen wurden ignoriert, bedrängt, am Handgelenk zur Seite gezogen oder auch mal angeknurrt. Ich merkte also schnell dass meine Mitbewohnerin mit dem Hund überfordert war und es an mir sein würde, die Hausregeln durchzusetzen und meinen Hund zu schützen.
Meine erste Meinungsverschiedenheit mit der besagten Dame fand in der Küche statt. Die Küche war hundefreie Zone, mein Süßer wäre niemals dort reingegangen, es war auch kein Problem, weil sie der kleinste Raum der Wohnung war, wo sich garantiert niemand allzu lang aufhielt. Ich war also dabei, Essen zu machen, als die besagte Hündin vor mir stand und mit dem Betteln anfing. Ich habe sie deutlich (inklusive Körpersprache) aufgefordert, den Raum zu verlassen (da sie Kommandos kannte, diese aber eben nur beim Vater ausführte, ging ich davon aus, dass sie genau wusste, was sie tun sollte), aber sie ignorierte mich total. Klar, wir kannten uns noch nicht, wieso also auf mich hören. Okay, Kommando wiederholt, selbes Ergebnis. Dann bin ich, schön groß gemacht, auf sie zu gegangen und habe sie rausgedrängt, wobei ich auch gegen sie laufen musste, da sie nicht einsah, auch zu gehen. Sie knurrte kurz, ich hab es dennoch durchgesetzt, sie war draußen. Dann guckte sie erst mal blöde, aber seit dem Tag hat sie genau das getan, was ich ihr gesagt habe, und zwar auf die erste Ansage.
In dem Sinne glaube ich schon, dass man auch mal körperlich werden muss, aber eben nur in Situationen, die anders nicht zu lösen sind und auch nur, wenn man sicher sein kann, dass es nicht nach hinten losgeht. Mein Erlebnis würde jetzt Brushs Theorie bestätigen, dass manchmal bei einem dreisten Hund ein körperliches Durchsetzen für die Zukunft Wunder wirken kann.
Und nicht, dass das jetzt jemand falsch versteht: Ich mische mich normalerweise nicht ungefragt in die Erziehung fremder Hunde ein, aber in dem Fall wusste ich, die Hündin bleibt ein paar Wochen und ich muss MIT ihr leben. Da ihr "Frauchen" nicht in der Lage war, sich durchzusetzen, musste ich sehen, dass die Regeln eingehalten werden, was ja eigentlich ihre Aufgabe gewesen wäre. Auch um meinen alten Hund zu schützen, der dem riesigen Powerpaket nichts entgegen zu setzen gehabt hätte, wäre sie ihm gegenüber mal richtig dominant geworden.
LG,
sun