Ich glaube, der Begriff "Dominanz" ist zur Zeit eh etwas überstrapaziert!
Seit Martin Rütter dreht sich vor allem auch durch viele Nachahmer in Sachen Hundepsychologie alles erstmal um Dominanz. Alles, was der Hund macht, ist Dominanzgehabe - das fängt schon damit an, daß er an der Leine vorneweg läuft und die Rute hoch trägt und auch noch pinkelt - nein! - markiert, wo er will! Dann zieht sich das über den ganzen Tag, jeder Nasenstupser, jedes Winseln, jede Aufmerksamkeitsforderung - alles ist dominantes Verhalten!
Mein Hund ist auch so dominant! Er läßt es einfach nicht bleiben mit mir zu kommunizieren!
Die Frage ist doch nur, welchen Namen man dem Kind gibt. Nennen wir solches Verhalten doch einfach mal frech statt dominant und schon sieht die Sache etwas weniger dramatisch aus, oder?
Ich war gestern Abend wieder auf einem Bloch-Vortrag - er ist auf dem krassen Anti-Dominanz-Trip und das ist auch schon wieder gefährlich, weil seine Ironie und seine Seitenhiebe auf nicht genannte "Experten" oft nicht ganz verstanden werden. Obwohl er immer wieder klar und deutlich seinen Standpunkt erklärt.
Daß der Jack-Russel aus der Rütter-Sendung wieder zurückgegeben wurde, finde ich auch eher gut. Allerdings fand ich die Interpretation, daß sich ein 10 Wochen alter Welpe schon verantwortlich für die Kinder fühlen soll, etwas weit hergeholt. Für mich sah das eher so aus, daß ein aktives Kind (und das ist ein Hund in dem Alter ja nun wirklich) mit anderen (Menschen-)Kinder mitmischen will.
Terrier sind nun mal keine Gemütlichkeitsfanatiker, das ganze hätte bei einem Pyrenäenberghund in dem Alter wohl etwas entspannter ausgesehen, aber ob man da schon von Verantwortung sprechen kann?
Dummerweise machen sich viel zu wenig Leute mit Hundewunsch Gedanken über die Eigenschaften der Rassen. Wir haben Leute in der Nachbarschaft, die vor der Anschaffung ihres Irish Setters gar nicht wußten, daß das ein Jagdhund ist. Der Kollege des Mannes hat auch einen und der war halt so hübsch... Ein paar Häuser weiter war eine Ersthundbesitzerin doch nach einem halben Jahr mal über die Eigenschaften ihres Aussies aufgeklärt worden... Och, hätte sie vorher gewußt, daß das Arbeitshunde sind, hätte sie sich das niiieee angetan.
Sorry, aber was sind das eigentlich für unfähige Züchter, bzw. Vermehrer, die ihre Kunden nicht aufklären???
Wenn schon Grundlagenwissen keine Voraussetzung für Hundehaltung ist, dann müßten doch wenigstens Züchter und solche, die es sein möchten, im eigenen Interesse für mehr Klarheit sorgen, oder?
Auf der anderen Seite bin ich sicher, daß wenn die Leute mit Problemhunden sich wirklich an das halten, was Martin Rütter ihnen sagt, sie auf jeden Fall eine Verbesserung ihrer Lebensqualität als Hundehalter erfahren und dann ist es doch auch egal, wie oft das Wort Dominanz fällt.
Mich als "Normalo" nervt dieser Begriff nur ehrlich gesagt im Moment ziemlich, aber das geht mir genauso mit "Calming Signals" bei den Leuten, die blickkontaktvermeidend durch den Wald spazieren und abends mit dem Hund auf dem Teppich liegen und ihn stundenlang angähnen :flower: