Also ich fand das Eingangs-Statement gut
Zunächst einmal bin ich persönlich sicher, daß es keine Frage der Landesgrenze als solche ist, sondern der Umstände, in denen ein Hund aufgewachsen ist.
Es gibt leider viel zu viel Leute, die denken Hund ist gleich Hund, und ich habe in meinem Umfeld schon einige Schwierigkeiten mit Südlands-Adoptionen beobachtet. In erster Linie Bindungs-Probleme, in zweiter Linie Jagdambitionen. Südlandshunde sind nun einmal nicht auf soziale Menschen-Prägung angewiesen um zu überleben, d.h. es kann einfach sein, daß sie gelernt haben, nicht vom Menschen abhängig zu sein und das kann sich je nach Vorgeschichte blöd in der neuen, deutschen Hund-Mensch-Beziehung entwickeln.
Klar, gibt's das auch bei jedem "guten deutschen Zucht-Hund", dort ist der Abgabegrund an Tierheim oder Tierschutzverein auch meist anders gelagert. Wieso haben wir denn soviele Schäferhunde, "Kampfhunde", bissige Terrier, etc..., die keiner haben will?
Die Auslandshunde haben da meist kein "Vorstrafenregister", werden oftmals in schon fortgeschrittenem Alter vermittelt (also geht man damit auch nicht selbstverständlich in die Welpenschule) und ich denke, daß das größte Problem daran liegt, daß die neuen Halter von den Tierschutzvereinen absolut nicht über eventuelle Schwierigkeiten aufgeklärt werden. Erfahrungsgemäß sieht es doch in vielen Fällen (NICHT in allen!) so aus (Tierschutzvereine, die direkt importieren):
- Hund ist im Ausland von Straße geholt worden und sitzt jetzt im Partnertierheim oder schon in dt. Pflegestelle
- eine Familie entscheidet sich für einen Hund,
- es wird gesucht, von den Tierheimen hat man nix gutes gehört (oder macht gerade eine schlechte Erfahrung, weil Mitarbeiter gerade schlecht gefusselt sind oder so), also ab ins Internet
- Hundefoto gesehen - sofort verliebt, Anruf folgt
- Jaaaa, der Hund ist total lieb, Kinder, andere Hunde kein Problem - was will man mehr?
- Hund kommt und weil er ja soooo arm ist und schlechtes erlebt hat, liegt man wochenlang auf dem Boden, kriecht dem Hund hinterher, verpflichtet ihn, auf dem Sofa zu liegen und verwöhnt ihn nach Strich und Faden - Fotos an den TSV: SO gut geht es ihm jetzt!
- nach der berühmten Flitterwochen-Phase wird der Hund mutiger, darf von der Leine und fängt das Jagen an...
- Die Oma, die tagsüber mit dem Hund ihre Runde dreht, steht dann am Waldrand und heult vor Sorge und weiß nicht, wie der Hund so undankbar sein konnte und jetzt lieber dem Reh hinterher rennt! Man hat sich doch so sehr bemüht....
Dafür habe ich Beispiele aus Spanien, Griechenland, Bulgarien, Rumänien, Ungarn (- klar, und auch aus Deutschland).
Wie das aussieht, wenn ein Hund anfängt sich für Wild zu interessieren, hat den Leuten niemand gesagt, denn Hundeschule wollte man dem armen Tier ja noch nicht antun. Was in dem Hund "drin" ist? Schnauzer ganz bestimmt, weil er so viel Haare unterm Kinn hat... (Terrier scheint es bei Tierschützern kaum zu geben )
Daß man Spaziergänge auch anders als ein nettes Plauderstündchen gestalten kann, hat man auch nicht gewußt - die Probleme werden erst wahrgenommen, wenn sie sich wunderbar etabliert haben und ich meine, da sollten die Tierschutzvereine schon einiges mehr an Aufklärung leisten!
Nee, denen geht es um Vermittlungsquote, Hauptsache nette Leute mit viel Zeit, großer Wohnung, Garten wäre ideal - prima, wieder ein Platz frei für neue Hunde...
Ja, den Hunden im Ausland geht es sehr viel schlechter. Im Osten erfrieren die Hunde im Winter, das passiert hier nicht. Im Süden verhungern sie, sterben an Krankheiten. Erschlagen oder überfahren werden sie in beinah allen Ländern. Ich finde auch, daß dagegen was getan werden soll, aber im Moment habe ich schon so ein bißchen das Gefühl, daß man mit den Importen mal ein bißchen auf die Bremse treten sollte... Das einzige, was ich dauernd lese, sind die Vermittlungszahlen und wieviele Hunde gerade wieder "angekommen" sind.
Was ich vermisse, sind Zahlen, wie viele Hunde nach der Vermittlung wieder zurückkommen und wie vielen Hunden von der Vermittlungsgebühr vor Ort geholfen wird (Kastrationen etc.).
Wie konnte es passieren, daß sich in Duisburg bei einer "Tierschützerin" über 200 Hunde, die größtenteils aus dem Süden stammen und meist zurückgegeben wurden, angesammelt haben???
Ich haben in den letzten Wochen samstags mal in der Tierbörse des Kölner Stadtanzeigers nachgezählt: von 100 Angeboten bei Hunden und Katzen sind mindestens (!) 90 Angebote von "Züchtern", der Rest Tierschutz oder Privat (ältere Tiere).
Es ist heute viel zu einfach, an einen Hund zu kommen - ob In- oder Ausland - und so lassen sich spontane Hundekäufe leider auch zu leicht umsetzen. Da macht man sich nicht unbedingt Gedanken über die Folgen. Und wenn es dann zu unbequem wird, kann man den Hund ja auch wieder abgeben. Das lernen ja leider auch die Kinder schon am praktischen Beispiel!
Ich fänd es gut, wenn es Tierschutz-Unterricht in den Schulen gäbe - weltweit - einfach um mehr Respekt und Verantwortungsgefühl im Umgang mit Tieren zu vermitteln. Jäger gehen ja schließlich auch schon in Kindergärten und Grundschulen um den Kleinsten schon Verständnis für ihr "Tun", ähm... ich meine für Wald und Tierwelt zu vermitteln.
Religionsunterricht findet auch schon sehr früh statt - warum dann nicht auch Tierschutz-Lehre? Wenn die Eltern schon nicht dazu in der Lage sind...