Wie so vieles in der Hundewelt ist die Faszination an der "vererbten Rudelstellung" einfach die Faszination des Menschen für den Wolf.
Ich hab nun wirklich alle 45 Seiten hier durchgelesen und muss ehrlich sagen: Viele Gegenargumente, teilweise sehr wissenschaftlich vorgebracht und nicht 1 Argument dafür.
Und was ich auf all den Seiten nicht fand war eine Erklärung zu dem "vererbt". (Und nein, ich will da in das Forum/Chat nicht rein)
Meint die Frau wirklich das vererbt, also so wie vom Vater auf den Sohn?
Davon abgesehen passen die meisten Hunde nicht mehr in dieses Schema. Und das schon sehr lange nicht mehr.
Sie hat es vor 42 Jahren gelernt, ja. Das ist schön, aber so ziemlich alle Theorien von damals sind heute widerlegt. Und wenn ich das hier alles so lese, hat sie ihrem Wissen nichts neues hinzugefügt und hat es auch niemals auch nur ein wenig angepasst. Alleine das macht mich mehr als skeptisch.
Und wie passen da die Hunde rein die sich je nach "Rudel" anders einordnen?
Das die Erziehung und anscheinend das Alter auch keine Rolle spielen erscheint mir auch ziemlich seltsam. Was Antonius beschrieben hat zeugt die ganze Klassifizierung für mich nicht von Wissen über den Hund. Wieso ein Spiel zwischen 2 zusammenlebenden Hunden unterdrückt werden muss, von denen einer 2 Jahre alt ist und der andere 4, also sowieso noch im "Spielalter", kann ich wirklich nicht verstehen. (Es lag ja keinerlei Agression vor)
Die Hunde von heute sind so vom Menschen geprägt das die Wichtigkeit eines Rudels schon lange nicht mehr gegeben ist. Viele Hunde ziehen einen Einzelplatz vor, der Mensch ist auch mit 5 Hunden noch kein Rudelführer, wie denn auch? Immer und immer wieder heißt es das Hund und Mensch völlig verschieden kommunizieren und der Hund sich im Lesen des Menschen schwertut. Wie also kann der Mensch dann ein Rudel mit seinem Hund bilden? Oder die Position des "Leithundes" übernehmen?
Und ich frage mich, wie viele andere hier auch schon, wie das alles bei den ganzen jagdlichen Hundemeuten funktioniert, die ja hier in Deutschland völlig ohne dieses Wissen sind.
Wieso gibt es viele Leute mit 2, 3 und mehr Hunden, wo alles völlig entspannt läuft, obwohl die Halter dieses alte und so "wichtige" Wissen nicht haben?
Ist das alles Glück?
Spikybub hat das Beispiel mit den Pferden gebracht, das finde ich ziemlich gut.
Natürlich kann man sehen welchen Charakter ein Hund/Pferd/Katze etc hat, und dieser Charakter ändert sich ja auch in Streßsituationen nicht wirklich.
Aber wie Spikybub auch schrieb beobachtet man das Tier ja länger, es ist ein fließender Auswertungsprozess.
Und das fehlt bei dieser Rudelstellung völlig!
Das ist eine Momentaufnahme, in dem man das "Offensichtliche" sieht, aber jegliche Feinnuance fehlt.
Sicher kann dann gesagt werden: Hund 1 ist dominant, Hund 2 ängstlich, Hund 3 ist ausgeglichen und wägt eher ab.
Aber das ist ja nicht alles und um zu wissen wo mein Hund in einem Rudel steht brauche ich vor allem ein Rudel. Nicht mal eben zusammengewürfelte Hunde, sowas ist doch kein Rudel.
In den Beispiel von Antonius ist es doch ganz deutlich, die Hunde werden mehr oder weniger einfach so auf einem Gelände zusammengeführt. Und? Seit wann ist das dann ein Rudel? Viele dieser Hunde würden doch mit den anderen niemals auf eine "organisierte" Jagd gehen, geschweige denn das Lager teilen.
Die Wölfe sind doch ein gutes Beispiel, sie verlassen ihr Familienrudel aus diversen Gründen, schließen sich einem neuen an. Und wenn notwendig ziehen sie weiter. Aber sie haben nicht automatisch in jedem Rudel die gleiche Stellung und/oder Aufgabe!
Und wie auch schon oft gesagt wurde: Anhand von Welpenfotos? Jeder der Welpen hatte kann bestätigen: Die Kleinen sind schon an Tag 1 ziemlich beweglich! Die liegen nicht immer gleich, schön wärs!
Fotos bringen da also gleichmal nichts, da müßte man schon 24 Stunden vor der Welpenkiste sitzen und schauen.
Aber mal ehrlich: Bringt das was? Ist doch wie die alte Diskussion bei Kindern: Erziehung versus Umwelt.
Alles wird geboren und lernt, passt sich der jeweiligen Umgebung an. Ein Anführer kann zu einem Außenseiter werden, ein Angsthase zum mutigen Helden. Egal wie man als Welpe oder Baby geschlafen/getrunken/gebrüllt/etc hat.
Ein jedes Lebewesen ist mehr als die Summer seiner Teile.
Euch allen frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr, natürlich auch euren tierischen Begleitern.