Danke für diese Hinweise. Ich habe heute festgestellt, dass ich mich sicherlich im Verzicht üben werden muss. Wie weitgreifend und wie lange, weiß ich noch nicht.
Fynn und Rex haben sich heute viel besser verstanden als gestern. Die beiden konnten relativ dicht nebeneinander laufen und Rex blieb sehr lange ruhig. Erst nach einer Weile, als es ihm zu viel wurde, hat er wieder einen Ausraster bekommen, sich dann aber schnell wieder beruhigt. Das war gestern bedeutend schlimmer.
Da es heute hier recht kühl war, konnte ich Fynn im Auto lassen, wo er die Zeit schlafend verbracht hat. Ich bin mit Rex 3 Stunden wandern gegangen. Normal gehen in dem TH nur 30 Minuten, aber da ich ja sehr entschlossen wirke, waren nur die Öffnungszeiten als Zeitbegrenzung gegeben. Rex macht überhaupt keine Probleme, wenn man mit ihm über die Felder läuft. Er hat keine Macken, was sich bewegendes Laub, Vögel, Autos in der Ferne betrifft. Er interessiert sich nicht für geworfene Stöckchen und ist eigentlich relativ ruhig, wenn man alleine mit ihm ist.
In der Stadt ist es schwierig mit ihm. Er hat Probleme mit allem was lebt, also mit anderen Hunden und Passanten. Ich habe das Gefühl, dass er mich jetzt nach drei Tagen schon als seine Bezugsperson sieht und heute schon damit anfing, Grenzen auszutesten. Ich habe ihm gezeigt, wo die Grenzen sind und das hat er akzeptiert (natürlich ohne Gewalt). Er reagierte dabei unterwürfig, aber nicht übermäßig sensibel oder eingeschüchtert und blieb aufmerksam. Ich hoffe, dass er seine problematischen Verhaltensweisen ablegt, wenn ich ihm Grenzen setze, wo scheinbar langezeit keine waren. Das wird sicherlich nicht einfach, aber es ist für mich zu spät, einen Rückzieher zu machen.
Rex hat mir heute gezeigt, wie sehr er seinen Aufenthalt im Tierheim hasst und wie sehr er dort leidet. Der Rückweg zum TH hat ihn so sehr gestresst, dass er eine extreme Übersprunghandlung gezeigt hat. Er wollte in einen vorbeifahrenden LKW rennen, obwohl er mit Verkehr und auch LKW sonst sehr gelassen umgeht. Ich weiß, dass ich ihn in der Nähe von Straßen niemals frei laufen lassen werde.
Als ich ihn der Pflegerin zurückgab und er sich freute, diese zu sehen, dachte ich erst, er hätte mich schon vergessen. Dann hat er sich auf dem Weg zurück in den Zwinger von sich aus nach mir umgedreht und sich in die Leine gestellt. Es war nicht zu übersehen, dass er nicht wollte, dass ich ging. Ich habe schon so eine enge Bindung zu ihm und er wohl auch zu mir, dass ich es nicht mehr übers Herz bringen kann, ihn dort zu lassen, solange ich die Möglichkeit habe ihm zu helfen und Fynn einverstanden ist. Er geht im Tierheim zu Grunde. Er hat nicht mehr als eine Stunde Auslauf am Tag.
Rex ist gelehrig, sehr intelligent und hat heute auf diesem Spaziergang schon so vieles gelernt, weil er einfach gleich kapiert hat, was ich von ihm wollte. Er hat das dann auch nicht nach fünf Minuten wieder vergessen.
Heute hat sich herausgestellt, dass ich ihn für ein paar Tage bei mir aufnehmen kann, ohne gleich einen Vertrag zu unterschreiben. Das TH will nur einen Nachweis dafür, dass er über mich versichert ist. Wenn er sich in ein paar Tagen mit Fynn verträgt, werden wir das versuchen.
Natürlich wird auch Rex, falls noch nötig, das alleine bleiben lernen müssen, sowie Fynn es schon kann. Rex wird viel Einzeltraining brauchen, da Fynn sich seine Eigenheiten nicht abschauen soll. Ich werden einige Situationen also vermeiden, wenn beide Hunde zusammen sind. Allerdings lässt Fynn sich glücklicherweise eher von mir als von anderen Hunden die Welt erklären. Er braucht dann natürlich auch weiterhin meine Konsequenz. Das wird anstrengend, aber ich habe jetzt noch zwei Monate bis zum Studium und denke, dass in der Zeit einiges möglich ist. Dann müssen die beiden zusammen alleine bleiben ohne die Wohnung auf den Kopf zu stellen. Ich bin ja täglich nur ein paar Stunden weg und da bleibt dann noch genug Zeit für die zwei.
Ich kann mir gut vorstellen, dass die beiden in ein paar Wochen oder vielleicht Monaten nebeneinander auf dem Fußboden liegen und sich abschlecken. Fynn hat eine Engelsgeduld mit Rex. Er hat gestern von ihm eine geknallt gekriegt und hatte danach immer noch Interesse an Rex, wenn auch etwas vorsichtiger. Eifersüchtig ist er heute auch nicht lange gewesen, als ich so lange mit Rex weg war. Eine kurze Schmuseeinheit mit Fynn und er war wieder ganz verliebt in micht
Rex werde ich anfangs zur Not zeigen müssen, dass es ein Tabu ist, auf Fynn loszugehen, aber ich glaube, das wird in ein paar Tagen gar nicht mehr nötig sein.
Wenn ich Rex in dem Tierheim zurücklasse, werde ich mir mein Leben lang vorwerfen, ihm nicht geholfen zu haben.
Ich habe sogar Angst, dass er auf der Straße vor dem Tierheim überfahren wird, weil er sich losreißt, wenn ihn die Pflegerin ausführt, weil er das heute auf dem Rückweg versucht hat. Er braucht eine sehr konsequente Erziehung und für ausschließlich postive Bestärkung ist es beim ihm zu spät. Es wird vor allem anfangs sicherlich sehr schwierig mit ihm, aber ich bin davon überzeugt, dass ich ihm besser helfen kann, als die nächste Familie, die ihn einfach nur süß findet. Wenn ich es nicht allein schaffe, suche ich mir natürlich professionelle Hilfe.