Naja, ich bin 26 und kann nicht viel über früher reden, aber über das Jetzt.
Ich wohne recht ländlich in Mittelsachsen und sehe hier beim Alter kaum Unterschiede, was den Erfolg oder das Vorhandensein von Hundeerziehung betrifft. Es gibt ein paar junge Leute mit aggressiven Hunden, die offensichtlich nur als Statussymbol und weil die Freundin ihn so niedlich fand, angeschafft wurden. Eine ältere Dame zerrt ständig an ihrem ebenso aggressiv wirkenden Pudel herum. Vielleicht jeder zehnte Hund ist nicht leinenaggressiv.
Allerdings ist das alles nicht besonders schlimm, denn es gibt eigentlich kaum Konflikte, außer dass die meisten Hunde wenig Freiheiten haben. Sie kommen eben fast alle nie von der Leine. Leute die mir mit meinen zwei Hunden entgegenkommen und wissen, dass ihr Hund Probleme mit Hundebegegnungen hat, weichen uns aus oder kehren um. Uns ist hier noch kein unangeleinter Hund ohne sichtbaren Halter entgegengekommen, wie das im Dresdner Raum häufiger vorgekommen ist.
Hunde werden hier großteils akzeptiert. Wenn uns jemand entgegenkommt, leine ich meine Hunde meist nicht an, sondern lege sie am Wegrand mit genügend Abstand ab. Die meisten Passanten bewundern dann, dass die Hunde so brav liegen bleiben. Nur einmal hat mir ein älterer Hundehalter, der noch 20 Meter weg war und dem ich nichtmal entgegenkam, schon im ersten Satz mit einer Anzeige gedroht, weil meine Hunde nicht angeleint waren (liefen aber gerade bei Fuß). Naja, damit kann ich leben.
Schlimmer hat es der Husky, der an der Kette gehalten wird und den ich fast noch nie außerhalb des Grundstückes gesehen habe. Wir gehen da schon gar nicht mehr vorbei, weil er dann energisch an seiner Kette reißt und eine Mischung aus Jaulen und Bellen von sich gibt. Solche Schicksale gibt es aber sicherlich überall und früher waren es sicher mehr.
Was ich allerdings über die Hundeerziehung von "früher" weiß, ist, wie meine Vater darüber denkt und es ist oft haarsträubend, wenn er mich mit in meinen Augen völllig unsinnigen Argumenten in der Erziehung meiner Hunde kritisiert. Er hatte früher zwei Hunde, keine Ahnung, wie er einen Bernhardiner mit einer solchen geballten Inkonsequenz halten konnte. Kein Wunder, dass meine Hunde ständig vor ihm sitzen und ihn anhimmeln. Ständig fallen ihm "aus Versehen" Essensreste vom Teller. Wenn mein Hund mal 90 Minuten auf einer Decke liegen soll, ohne diese zu verlassen, ist es in seinen Augen Folter, aber einen Zwinger empfindet er als geeignete Unterbringungsmöglichkeit für einen Hund.
Wie dem auch sei - meine Hundeerziehung profitiert stark davon, dass ich mich monatelang aus Büchern und dem Internet informieren konnte und mich mit anderen Hundehaltern ausgetauscht habe, was früher so nicht möglich gewesen wäre. Allerdings denke ich, dass ich schon von Geburt an eine besondere Beziehung zu Hunden habe und mir dadurch im Umgang und in der Komminikation mit Hunden einiges leichter fällt.