Hi Souma
Keine Sorge. Ich fühle mich nicht angegriffen.
Ich sehe auf jeden Fall einen gewaltigen Unterschied, ob ich mir einen Hund
aus einem Tierheim, bzw. einen Auslandshund von einer Pflegestelle hole,
oder ob ich selber eine Pflegestelle werden möchte.
Die Pflegestellen sind meistens die ersten wirklichen Kontakte, die ein Hund nach
einer oft traumatisierenden Einfangaktion und einem stressigen Transport
(oft auch Flug) nach Deutschland hat.
Ich rede jetzt natürlich von Straßenhunden, Streunern, mißhandelten Hunden,
und nicht von einem erzogenen Familienhund, der unter welchen Umständen
auch immer, in Spanien oder Griechenland im Tierheim gelandet ist.
Diese Hunde haben nur begrenzte (oder schlechte) Erfahrungen mit Menschen
machen können. Sie haben wahrscheinlich ihr Lebtag noch nie eine Wohnung
von innen gesehen und waren auch noch nie in 4 Wänden "eingesperrt".
Sie hatten ein freies Leben, andere Hunde als Sozialpartner und sind
wahrscheinlich den Menschen, so weit es ging, aus dem Weg gegangen.
Dann werden sie eingefangen, werden in ein Auto gesetzt, werden von einem
Tierarzt untersucht, landen übergangsweise in Auffangstationen oder Tierheimen,
werden dann wieder in Autos, oder sogar Flugzeuge gepackt
und nach Deutschland transportiert.
Das diese Tiere hier oft schon sehr verstört ankommen ist nicht verwunderlich.
Dann sollen sie auf einmal in einer Wohnung mit Menschen zusammenleben.
Doch gerade die Hunde, die in ihrem Leben wenig Erfahrungen
mit Menschen machen konnten, wissen mit einem Zweibeiner als Sozialpartner
erst mal gar nichts anzufangen. Anders wie Hunde, die von Welpenalter mit
Menschen zu tun hatten, können diese Hunde anfangs unsere Körpersprache
und unseren Tonfall nicht deuten. Es bedarf sehr viel Einfühlungsvermögen
und (dazu stehe ich immer noch) Erfahrung im Umgang mit Hunden, diese
Tiere an ihr neues Leben zu gewöhnen.
Und genau das ist die Aufgabe einer Pflegestelle! Hier soll nicht nur ein
Hund "untergebracht" werden, bis er vermittelt wird, sondern die Aufgabe
einer Pflegestelle ist es, solche Hunde an ihr künftiges Leben als Familienmitglied
vorzubereiten. Dazu gehört es auch ihn an Sachen heranzuführen die er noch nicht kennt
und vor denen er womöglich Angst hat. Das geht vom Fernseher, über
das Autofahren, den Verkehr, andere Menschen, bis hin zu Bushaltestellen,
andere Tiere, laute Geräusche und sogar Regenschirmen. Manche Hunde
stecken das alles schnell weg und gewöhnen sich recht schnell an ihre
neue Umgebung, andere Hunde sind da etwas sensibler und brauchen länger.
Und was würde in den meisten Fällen passieren, wenn ein Hunde-Unerfahrener Mensch
mit einem zB. traumatisierten und ängstlichen Hund zusammenkommt?
In den meisten Fällen würde der Hund, sobald er Angst zeigt, von den
Menschen beruhigt werden, nach dem Motto: Ach Gott, der Kleine hatte
es bis jetzt so schlimm in seinem Leben.
Was dann passiert ist ja klar. Der Hund wird in seiner Angst bestätigt, wird
also weiterhin seine Umgebung zum Fürchten finden und wird wohl nie
ein ruhiges und zufriedenes Hundeleben führen können.
Was so ein Hund braucht, ist ein souveränes, ruhiges und geduldiges Leitbild, dem er
sich absolut vertrauensvoll anschließen kann und von dem er lernen kann,
was gefährlich ist und was nicht, und auch was er darf und was nicht.
Wenn sich also ein Hundeanfänger einen Auslandshund von einer guten Pflegestelle
holt, wird der Hund schon einiges gelernt haben und wird schon etwas Vertrauen in
seine neue Umgebung gefasst haben. Die Leute in der Pflegestelle werden
den Hund, aufgrund ihrer intensiven Arbeit mit ihm, gut kennen und werden den
neuen Besitzern Informationen über Gewohnheiten, Macken und noch
vorhandene Schwachstellen geben können. Sie werden auch Tipps geben
können, wie die neuen Besitzer mit dem Hund weiterarbeiten können.
Ich denke, jetzt ist klar, warum ich der Meinung bin, dass man sich als Hundeanfänger auch durchaus
einen Hund von einer Pflegestelle einer seriösen Tierschutzorga
holen kann, aber warum es meiner Meinung nach NICHT möglich ist, als
Hundeanfänger als Pflegestelle zu fungieren.
liebe Grüße
Steffi