Zu Sinn und Unsinn gekochter Nahrungsmittel bei Mensch UND Hund empfehle ich wärmstens die Lektüre von "Feuerfangen" von Richard Wrangham.
Ganz kurz meine Meinung zum Titelthema: Hund und Wolf unterscheiden sich ernährungsphysiologisch kaum, wenn man davon absieht, dass manche Extremzuchten von der Ernährung her, wie entsprechend erkrankte Wölfe zu behandeln sind.
Ungeachtet Ihres Rufes als großartige edle Jäger sind Wölfe ausgesprochene Opportunisten, was die Ernährung angeht und fressen so ziemlich alles, was reingeht und was nicht unbedingt in die Kategorie Blatt, trockener Samen oder Wurzel gehört. Lediglich ein zu großer vegetarischer Anteil auf Dauer wird vermieden.
Sprich, sie vertragen so ziemlich alles und können davon noch gedeihen, wenn nur die Grundzusammensetzung eines wie auch immer gearteten Futtergemisches das zulässt.
Sehr gute Voraussetzung für die Haustierwerdung, da der werdende Hund von Anfang an mit einem hohen Anteil menschlicher Essensreste in der Nahrung gut klarkam.
Und davon lebte er denn auch bis in die jüngste Neuzeit hinein.
Nichtsdestotrotz lassen sich Gesundheit und Langlebigkeit erheblich steigern, wenn man die nötigen Nährstoffe, Mineralien und Spurenelemente in balancierter und gut verfübarer Form anbietet.
Auch wir werden mit moderner Ernährung älter und bleiben gesünder als frühere Generationen, obwohl die durchaus eine vitale Menschheitspopulation bildeten.
Ob das für den Hund nun in Form von BARF, Pellets, Extrudaten, Essensresten oder Nassfutter erfolgt, ist ein wenig Glaubenssache. Jede der Darreichungsformen hat Ihre Vor- und Nachteile. Vor allem die Fütterung einer Komposition aus per se kein Gesamtfutter darstellenden Einzelteilen verlangt mehr Kenntnis vom Halter - oder sehr viel Abwechslung- als das Anbieten eines wie immer gearteten Hauptfutters.
Andererseits ist man bei letzteren Futtemritteln auf Gedeih und Verderb dem Verhalten des Herstellers ausgeliefert.
Und hier gibt es bekanntlich schwarze und weisse Schafe.
Abfälle und Nebenerzeugnisse im Futter kann eklig klingen, muss aber nicht unbedingt ernährungsphysiologisch schlecht sein. Kann es aber! Kommt halt auf die Natur der Abfälle und Nebenprodukte an.
Diverse Getreidesorten als Füllstoffe sind aber zB weder für Wolf noch für Hunde als signifikanter Dauerbestandteil der Ernährung als artgerecht zu bezeichnen und die diesbezüglichen Problem sind ja bekannt. Zu hoher Anteil an Mono und Disacchariden schmeckt zwar, gut ist es aber nicht. Hohe Anteile bestimmter Amionosäuren, allen voran Tryptophan, können auf Dauer unangenehme Verhaltenstrends färdern. etc pp.
Ein Problem ist, dass Wolf - und Hund- wann immer sie können, gerne große Nahrungsmengen zu sich nehmen. So weit so gut. Ursprünglich war das aber gekoppelt mit einer durchaus seltenen Nahrungsaufnahme. Täglich satt fressen? Das gibt es weder für Wölfe noch gab es das bis in die nahe Vergangenheit für Hunde.
Da zudem die meisten unserer Hunde sich eher wenig bewegen, stehen Futtermittelanbieter vor dem Problem, zum einen dem Besitzer den -völlig anthropogenen Wunsch- zu erfüllen, seinem Hund täglich dem "Herrchen" zufriedenstellende Mengen an Futter anzubieten (der Mensch freut sich, wenn es dem Hund schmeckt...da ist viel wahres dran), zum anderen aber die Hunde dabei nicht verfetten zu lassen.
Ein täglich fressender Wolf -und auch Hund- kommt nämlich eigentlich mit sehr geringen Mengen an Nahrung aus, vor allem, wenn diese tierischer Natur ist.
Aber heute will kein Hundehalter seinem Schäferhund am Tag nur sagen wir mal 100ml Futter vorsetzen. Subjektiv gesehen glaubt keiner, dass das dem Kerl reicht -zudem der nach wie vor hungrig aussieht. Auch will keiner dazu übergehen, seinen Hund zweimal wöchentlich zu füttern.
Beides wäre absolut sinnvoll. Letzteres vertragen heute allerdings viele Hunde schon nicht mehr. Es wäre interessant, herauszufinden, ob hier tatsächlich eine Änderung der Verdauungsphysiologie vorliegt, oder ob das in der Ontogenese begründet liegt (tägliches Füttern ab Junghundalter).
Da dem also so ist, werden heutigen Futtermitteln Unmassen von Ballaststoffen zugesetzt, vor allem, um die tägliche Futtermenge dem besitzer adäquat erscheinen zu lassen.
Im Prinzip ist das auch OK, auch naturnahe Nahrung hat eine Menge unverdauliches. Aber auf Dauer und jeden Tag gesehen ist vielleicht doch nicht optimal. Ein Hund ist immerhin kein Schaf und nicht immer sind diese Füllstoffe optimal verträglich (siehe Getreide).
Trotz dieser Vorsichts- oder Verkaufsförderungsmassnahmen der Futtermittelanbieter werden die meisten Hunde nach wie vor überfüttert.
Dass sie trotz allem im Schnitt heute älter werden als vor 80 Jahren spricht durchaus für die Grundqualität der käuflich erhältlichen Futtermittel.
Das in letzter Zeit gehäufte Auftreten von Allergien, Unverträglichkeiten und Futterinduzierten Verhaltensproblemen aber auch für einen vorhandenen Verbesserungsbedarf, den ich aber nicht nur in der Zusammensetzung käuflicher Fertigfuttermittel, sondern auch beim Verhalten des Halters sehe.
Ein Hund zB, der immer das gleiche bekommt, reagiert auf jede Futterumstellung erstmal mit Problemen.
Daher bleibt der Halter gerne dauerhaft beim bewährten. Ist das aber gut? Vetragen Hunde Futterabwechslung generell nicht? Nein, ich denke, das muss nicht so sein. Abwechslung von Jugend an hilft, solche Probleme zu vermeiden und Abwechslung kompensiert auch effektiv Mängel, die fast zwangsläufig bei langfristigem Beibehalten einer Futtersorte auftreten. Das perfekte Alleinfutter gibnt es schlicht nicht. Der Wolf und unsere Haushunde bis vor wenigen Jahrzehnten konnten es sich auch gar nicht leisten, besondere Fressvorlieben auszuleben und futterten zwangsweise abwechslungsreich. Die heutige Monotonie ist aus evolutiver Sicht brandneu, Menschen gemacht und birgt Risiken.
Je abwechslungsreicherder Hund ernährt wird, umso weniger Aufmerksamkeit braucht dann das einzelne Futtermittel. B kompensiert für fehlende Nährstoffe in A. C stellt Vitamine zur Verfügung, die A und B fehlen. D ist viel zu fettig, wird aber bald durch E ersetzt, dessen fettgehalt gegen null geht usw usf. Netto kommt dann auch ohne viel Wissenschaft alles zusammen, was der Hund braucht.
Bitte nicht missverstehen. Ich rate jetzt nicht dazu, die Hunde nur mit Küchenabfällen zu ernähren. Das Risisko, das zuviel schädliche Bestandteile (wie im Beispiel D) dominierne ist nicht von der Hand zu weisen.
Aber ich rate zu Abwechslung bei "anerkannten" Hundefuttermitteln.
Barfer gehen zwar grundsätzlich in diese Richtung, haben sich dafür aber ganz neue Scheuklappen aufgesetzt ...irgendiwe wohl was typisch menschliches.
Gekochte Nahrung hat im übrigen auch für Hunde absolut langfristig greifende Vorteile -ich verweise diesbezüglich mal auf das eingangs erwähnte Buch.
Aber zurück zur Abwechslung ...vor allem deshalb gediehen wohl die Hunde früher bei alleiniger Küchenabfallfütterung durchaus befriedigend. Mal dies mal das...im Schnitt von jedem etwas und irgendwie passts schon. Zumal die Abfälle von einem ernährungsphysiologisch nahestehenden Säugetier, dem Mensch, stammten.
Mit der Langlebigkeit hats dennoch oft gehapert. Zum einen wegen des Salzgehaltes der Nahrung (aber auch eher ein neuzietliches Problem), zum anderen weil bis vor kurzem eben oft nur nährstoffarmes im Abfall landete.
Oh...ganz kurz, wie angekündigt, war meine Meinung nun doch nicht dargestellt ...und meine Zeit ist um.
Aber lassen wirs mal so stehen.
Viele Grüße
Ingo