Natürlich spielen Hunde auch als Erwachsene. Das ist ein Nebenprodukt des Domestikationsprozesses, der eine dauerhafte "Verkindlichung" des Hundes mit sich brachte. Wölfe spielen fast nur in den ersten zwei Lebensjahren, danach kaum noch. Im Prinzip sind aber unsere Hunde lebenslang Wolfswelpen bzw maximal Jungwölfe. Sie zeigen lebenslang viele kindliche Verhaltensweisen und so eben auch Spielverhalten.
Das heisst nicht, dass der eine oder andere doch etwas reifer wird als der Durchschnittshund und eher wenig oder gar nicht spielt. Oder eben nur mit bestimmten Hunden, deren Spielweise zu ihrer gut passt. Genauso wie es vorkommt, dass auch manche alte Wölfe gelegentlich noch die Spiellust packt.
Aber im statistischen Mittel hat auch der adulte Hund eine hohe Spielbereitschaft und eine viel höhere als der adulte Wolf.
Ein weiterer Trend ist, dass ganz allgemein ein in sozialen Gruppen organisiertes Säugetier generell umso weniger spielt, je höher sein (echter oder eingebildeter) Rang in der Hierarchie ist und zudem eher mit Artgenossen, die in der hierarchie weiter entfertn von ihm liegen als mit solchen, die ihm nahestehen.
Ob das mehr mit Artgenossen oder Menschen ausgelebt wird ist abhängig von der jeweiligen Historie des Hundes. Manche sind halt unsicher mit Artgenossen, andere nicht.
Hinzu kommt auch noch der gegenseitige Bekanntheitsgrad. Mit einer zufälligen Strassenbekanntschaft wird natürlich seltener gespielt als mit einem alten Kumpel, den man als zur eigenen Sozialgemeinschaft zugehörig betrachtet.
Eigentlich ist die zufällige Strassenbekanntschaft sogar gar kein Spielpartner. Auch ein Jungwolf würde sich schliesslich hüten ein Mitglied eines fremden Rudels zum Spiel aufzufordern.
Aber unsere Hunde sind eben auch schon lange keine Wölfe mehr.
Spielen ist im übrigen jede Art von Interaktion bei der Handlungen ausgeführt werden, ohne dass das natürliche Ende im Hauptblickpunkt steht oder überhaupt erreicht wird. Hetzen ohne Beute zu reissen, Kämpfen ohne Gewinner, Wälzen ohne starken Geruchsreiz, grundloses Springen etc pp.
Spiele leitern sich normalerwiese aus wichtigen natürlichen Verhaltensweisen ab, die dabei gewissermassen nebenbei und in harmlosen, nicht überlebswichtigen Situationen effektiv trainiert werden. Je wichtiger eine Verhaltensweise für das tägliche überleben ist, umso häufiger wird sie als Kompionenteim Spielverhalten auftauchen. Bei Hunden dreht sich daher eben oft vieles um die Jagd oder um angezüchtetes Spezialverhalten. Damit der spielerische Aspekt des Verhaltens auch vom Partner verstanden wird, gibt es viele angeborene Verhaltensweisen, die in Spiel eindeutig als solches kennzeichnen. Das Vorne tief- und hinten hiochmachen, das Spielgesicht, Spielknurren, Spielbellen, geruchliche Signale etc pp...Ohne gegenseitiges Verständnis solcher Spielsignale eskaliert Spiel leicht zu sozialen Konflikten.
Als Mensch erkennt man Spielverhalten bei Hunden neben den soeben genannten auch für uns erlernbaren Signalen daran, dass viele jugendliche Verhaltensweisen gezeigt werden, dass die Hunde aktiv Eskalationen vermeiden, oft die Rollen getauscht werden (mal ist der eine der Jäger und der andere der verfolgte, dann wiede rumgekehrt) und dass viele Bewegungsabläufe übertrieben, oft affektiert wirkend ausgeführt werden.
Da Hundespiele wie gesagt so oft aus dem Jagdverhalten oder Rangordnungklärungsverhalten abgeleitet sind, ist das Risiko von Eskalation immer gegeben. Das Risiko wächst dabei, umso länger das Spiel ununterbrochen andauert und umso weniger sich die Hunde persönlich kennen.
Gut sozialisierte Hunde spielen mit Fremden Hunden entweder gar nicht oder nur kurz und mit stark übertriebenen welpenhaften Bewegungen. Sie machen gewissermassen den Spielcharakter überdeutlich, um nicht missverstanden zu werden. Mit "guten Kumpels" können die selben Hunde so wüst spielen, dass das ganze auf den Betrachter schon eher ernst wirkt, ohne dass etwas eskaliert. Aber man kennt sich gegenseitig gut genug, um genau zu wissen, wo die Grenzen des anderen liegen.
Da wie gesagt ein adulter Hund eigentlich mit Fremden nicht spielt (ein "Nichtrudelmitglied" war in der Haushundwerdung über Jahrtausende, eigentlich bis vor wenigen Jahrzehnten noch eher eine potentielle Bedrohung als ein potentieller Spielpartner) , kommt für viele der Eindruck auf, erwachsene Hunde würden gar nicht spielen bzw nur mit dem Besitzer. Hätte so ein Hund aber häufige Kontakte mit einem Artgenossen, fast jeder würde mit diesem guten Bekannten bald auch zu spielen beginnen.
Viele Hunde haben heutzutage aber nur sehr flüchtige Begegnungen mit Artgenossen und kaum eine Chance, welche als zu ihrer sozialen Gruppe zugehörig zu betrachten.
Schlecht sozialisierten oder generell in Sozialkontakten unerfahrenen Hunden fehlt auch im Spiel oft das nötige Feingefühl und sie neigen dazu, es im Spiel mit neuen Bekannten zu übertreiben. Das schlägt dann leicht in Ernst um.
Asl Halter sollte man deshalb sehr auf potentielle frühe Warnzeichen für eine Eskalation achten, wenn man seine Hunde mit anderen, vor allen nicht sehr gut bekannten Hunden spielen lässt. Zu nennen wären zB:
Häufiges frontales aneinander hochspringen, häufiges erstarren, Dauerbürste, Pfote oder Kinn dauernd auf den Rücken des Partners legen. Kein Rollentausch beim Hetzen, nur einer quiekt regelmäßig...aber ich komme vom hundertsten ins tausendste. Bevor ich endgültig off topic abdrifte , mache ich hier lieber mal Schluss
Viele Grüße
Ingo