Hm,
nachdenkenswert.
Natürlich bekommt der Hund bei uns strikte Grenzen gesetzt. Das sind die üblichen und auch nicht wenige. Es gibt die Tabuzimmer, Sofa, Bett und Sessel sind gleichfalls tabu. Ebenso wie menschliches Essen.
Kinderspielzeug hat er ebenso in Ruhe zu lassen, wie die anderen Haustiere und Besuch wird nach dem Türöffnen nicht mehr angebellt.
Für den Nachtschlaf muss er ins Körbchen, beim Spielen behalten wir die Kontrolle, ebenso wie an der Leine.
Beim Putzen wird er ebenfalls in den Korb geschickt und er bleibt dann auch dort.
All das wird im Auge behalten und klappt auch -nach meiner bisherigen Erfahrung muss ich sagen, erstaunlich- gut.
Daher hatte ich bisher nicht den Eindruck, dass das nachlaufen unbedingt zu unterbinden ist und dass der Korb mit Küchensicht riskant ist. Das Nachlaufen gestaltet sich zwar schon derart, dass es auffällt und daher nannte ich es ja auch. Allerdings ruht er durchaus auch stundenlang am selben Fleck. Von uns ist allerdings fast immer jemand in Sichtweite und meist ist das meine Frau. Döst er, bleibt er auch liegen, wenn man mal aufsteht und kurz in ein Nachbarzimmer geht. Wechselt meine Frau das Zimmer, folgt er allerdings oft und wechselt sie das Stockwerk, folgt er fast immer.
Das Nachlaufen kenne ich auch von früheren "Neu" Hunden und da legte sich das jeweils innerhalb von 4-8 Wochen. Wenn es länger persistiert, würde ich etwas in Angriff nehmen. Aber Ihr meint wirklich, das wäre jetzt schon angesagt?
Dass er statt wie in den ersten Tagen bei jeder Mahlzeit bettelnd vor dem Essenstisch zu stehen jetzt auf Zuruf in sein Körbchen geht und von dort zuschaut empfand ich bisher ebenfalls als eher positiv (und ich bin erstaunt, wie rasch er das kapiert hat).
Klar soll er der Rangniederste (auch unterhalb der Geier) bleiben. Aber auch im Hunde- oder Wolfsrudel werden die ja nicht von allem ausgeschlossen und schikaniert. Gelassene Souveränität charakterisiert vielmehr das Verhalten der Ranghohen. Und zwar um so mehr, je größer der Rangabstand ist. Nur sich statusmässig Nahestehende weisen den Gegenüber häufig in die Schranken. Das ist bisher eigentlich auch meine Philosophie dem Hund gegenüber. Die bei den Wölfen so wichtige Individualdistanz ist bei Hunden weit weniger relevant. Das hat viel mit ihrem domestikationsbedingten Neoteniestatus zu tun. Allerdings ist das individuell unterschiedlich ausgeprägt und permanent in Hunderudeln lebende Hunde nehmen diesbezüglich fast immer wieder viel mehr "Wolfsartigkeit" an, als Einzelstreuner oder Einzelhaushunde. Natürlich gibt es bei Hunden aber auch eine Art von fordernder Distanzlosigkeit, die als Zuneigung missverstanden werden kann, in Wirklichkeit jedoch eine Machtdemonstration bzw eine Herausforderung ist. Hier fehlt dann meist jeder welpenhafte Aspekt. Bisher war ich der Meinung, so etwas erkennen und von der neotenen Nestsuche unterscheiden zu können.
Es fällt mir schwer, einen um Bauchklopfen bittenden Hund abzuweisen und ich sehe da wenig Risiken, zumal, wenn sich das mit Unterordnungsgesten verbindet.
Aber ich werde mal wieder drüber nachdenken und genau hinsehen.
Verbote sind absolut und es gibt keine Ausnahmen. Und Verbote gibt es ja durchaus genug. Aber es wird kein großes Bromborium darum gemacht und nicht alles, was dem Hund gefällt und was ihn eigeninitiativ werden lässt, ist verboten.
Natürlich sollte alles verboten sein, was in dem Hund den Drang weckt, sich in der Rangfolge an die Spitze zu setzen oder aufzusteigen.
Bisher sah ich den Ort des Ruheplatzes und das Nachlaufen diesbezüglich allerdings nicht als kritisches bzw zu unterbindendes Verhalten an. Aber ich werde das überdenken und weiteres Feedback gerne lesen.
Viele Grüße
Ingo