Beiträge von IngoK

    Hallo Forum, ich bin neu hier und melde mich gleich mit einem Problem. Sorry, wenn ich ausführlich werde, aber ich denke, das ist am besten so:


    Vor zwei Wochen haben wir einen ehemaligen Strassenhund aus dem Tierheim aufgenommen. Ein schnauzerähnlicher bunter Mix von ca 5 Jahren und 10kg. Rüde, kastriert.
    Für alle in der Familie ausser mir (bin auch Biologe) ist es der erste Hund und es war vor allem der große Wunsch der Kinder (seit Jahren). Ich selber bin auch ein "Hundemensch", als Manager aber wenig zu Hause und deshalb habe ich mich mit meiner Stimme immer zurückgehalten.
    Zudem bin ich bereits für einen größeren Privatzoo aus Fischen, Amphibien, Reptilien und Vögeln in unserem Haus verantwortlich.
    Jetzt ist gesichert, dass ausreichend Zeit für einen Hund da ist, auch wenn die Kinder nicht durchhalten sollten und so kam nun "Toto" zu uns.
    Viel kleiner als mein eigentlicher Hundetyp, aber eine gute Größe für Kinder und Einsteiger. Ich habe mich auch schon gut an den Winzling gewöhnt. Immerhin ist er groß genug, um mich problemlos beinm Joggen zu begleiten.
    Grundsätzlich klappt alles prima. Der Hund ist stubenrein, hört schon (nicht immer, aber immer öfter) auf Sitz und Platz, Autofahren klappt bestens und er läuft mittlerweile sehr gut und ohne zu Ziehen an der Leine. Selbst das Joggen klappt prima.
    Er ist sehr menschenbezogen, fordert oft aktiv Schmuseeinheiten ein und hat sich vor allem sehr an meine Frau angeschlossen (die nur an zwei Vormittagen für wenige Stunden arbeitet und sonst immer da ist)
    Ich vermute, er hat schlechte Erfahrungen mit Männern oder männlichen Jugendlichen gemacht, denn wenn er solchen im Dunkeln begegnet, versucht er entweder, sich zu verstecken oder knurrt auch schon mal. Auch, wenn ich ihm unerwartet in der Wohnung begegne, erschrickt er manchmal erst, wufft auch kurz und begrüßt mich erst nach dem endlichen persönlichen Erkennen freudig.
    Aggressionen sind wenig zu spüren. Die Erwachsenen können jederzeit beim Fressen in den Napf greifen, ihn bürsten etc ohne Probleme.
    Nur, wenn er manches Spielzeug hergeben soll, ist er manchmal unwillig und knurrt. Wir bedrängen ihn dann nicht, versuchen dann aber schon ein Tauschgeschäft, das auch fast immer klappt.
    Mittlerweile fühlt er sich wohl schon halbwegs zu Hause, wie man auch an einer zunehmenden Wachsamkeit merkt. Er stoppt das Besuchsbellen aber auf Zuruf sofort und ist Besuchern gegenüber auch nicht aggressiv.
    Leider hat er aber jetzt schon zweimal nach meinem Sohn (12) geschnappt. Einmal abends, als der ihn kurz streicheln wollte: Hund liegt vor Sofa und ist wach, das Streicheln erfolgte aber ohne große Ankündigung... Ok, erschreckt wohl.... Das zweite Mal war beachtenswerter: Hund setzt sich vor den Sessel, in dem mein Sohn sitzt und schaut ihn in entspannter Mimik an. Mein Sohn streckt die Hand aus, um ihn zu streicheln und der Hund schnappt sofort ohne Vorwarnung zu. Beides mal hat es etwas geblutet. Nun hat der Hund unseren Sohn auch heute morgen angeknurrt, als der nur an seinem Körbchen vorbeiging.
    Ich denke, in seiner Vorgeschichte als Strassenhund hat er wohl schlechte Erfahrungen mit Teenagern gemacht.
    Direkte Agression ist eigentlich nicht zu sehen. Die kritischen Momente entstehen nur beim Ruhen. Meine Hundeunerfahrene Familie hat aber inzwischen etwas Angst.
    In den beiden Schnappfällen hab ich den Hund jeweils (unmittelbar, ohne Verzögerung) kurz angepfiffen und aus dem Zimmer verwiesen.
    Daraufhin hat er stundenlang fast nur noch aus Beschwichtigungsgesten bestanden.
    Beim Knurren haben wir ihn gemeinsam ignoriert und uns abgewandt.
    Unser Sohn übt jetzt viel mit dem Hund Sitz und Platz machen, spart dabei nicht mit Leckerlis und führt ihn auch oft an der Leine. Wir haben auch ein altes verschwitztes Unterhemd meines Sohnes in den Hundekorb unter die Einlage gelegt, was den Hund offenbar nicht weiter stört.
    Ich würde mich freuen, wenn der eine oder andere Tipps hätte, wie ich Hund und Familie weiter beruhigen und aneinander gewöhnen kann.
    Sohn und Tochter (9) sind jetzt etwas verunsichert und ängstlich, meine Frau macht sich Sorgen. Der Hund ist wohl vor allem noch unsicher, hat aber definitiv auch ein gewisses Potential zu Dominanz, auch wenn man das derzeit auf den ersten Blick nicht vermuten möchte und es IMHO auch nicht das Beissen ausgelöst hat.


    Viele Grüße


    Ingo