Beiträge von IngoK

    Das Hauptproblem ist, dass dei Rassezucht, wie sie seit einige Jahrzehnten betrieben wird, zu einer kontinuierlichen Allelverarmung und erhöhtem Homozygotiegrad führt. Schon jetzt muss man bei vielen Rassen einige genetische Marker checken, um Verpaarungen zu vermeiden, die zwangsläufig zu Tierleid führen.
    Aber das wird sehenden Auges immer weiter geführt.
    Irgendwann muss das zusammenbrechen....Täte sich eine Gruppe Populationsgenetiker mit ein paar AI und Machine Learning Experten zusammen, liese sich wahrscheinlich inzwischen mit relativer Genauigkeit vorhersagen, wann es soweit sein wird. ....bleibt nur zu hoffen, dass sich auf der weiten Welt dann noch genug Allelvielfalt findet, um neu anzufangen. Aber da wird man aus sehr großem Umfeld sammeln müssen und genetisch robuste, aber dennoch relativ rasseeinheitliche Hunde neu zu züchten, das wird hart..

    Also letztendlich, wie so vieles, ein von Menschen gemachtes "Problem". Warum wird die Hauskatze nicht einfach weiter domestiziert, so dass sie ähnlich wie Hunde gehalten werden können? Bei vereinzelten Katzentypen scheint das ja möglich zu sein.

    Das ist mit allen Katzen möglich. Es ist lediglich schwer und manchmal gar unmöglich, Katzen, die jahrelangen Freigang gewöhnt sind, ans Haus zu binden. Aber wenn von klein auf kein Freigang gewährt wird, ist das kein Problem.
    Solche Katzenhaltung ist aber eben nicht so nett unproblematisch, wie die Freigängerhaltung, in die viele kaum mehr als ein Katzenklo und einen Futternapf investieren, vielleicht noch eine Katzenklappe.
    Katzen im Haus brauchen artgemäße Kletter und Versteckmöglichkeiten sowie abwechslungsreiche Enrichment Optionen. Das kostet Zeit, Geld und der Wohnung sieht man auf jeden Fall anhand der möglichst reichhaltigen Klettergeräte an, dass dort Katzen wohnen. Wer den Platz hat, kann noch Balkone einzäunen und große Gartengehege bauen.
    Halter teurer Katzen tun so etwas seit jeher...aber dann ist es eben nicht mehr das low maintenance pet, das man beschmusen darf, dass einen aber fast keine Zeit kostet.

    Was mich sehr stört ist, dass es hier immer um die Bedrohung oder nicht Bedrohung von Vögeln geht. Klar, die sind süß und niedlich, aber den drastischsten Impact haben Freigängerkatzen auf Reptilienpopulationen. Und die bringen sie lokal nachweislich immer wieder zum kompletten erlöschen. Und das zu einer Zeit wo es für viele Reptilienarten bei uns eh schon fünf vor 12 ist. Ähnlich sieht es bei einigen Fledermauskolonien aus.
    Die Zahlen der amerikanischen Studie wurden schon oft kritisiert, die Datenaquise hielt aber bisher jeder Nachprüfung stand.


    Last not least.....ja, wir haben keine flugunfähigen Vögel bei uns, aber wir haben Bodenbrüter, die teils auf Habitate angewiesen sind, die Katzen bevorzugt aufsuchen. Daher auch das von Katzenhaltern sehr empört aufgenommene Freigängerverbot zur Brutsaison der Haubenlerche in Walldorf. Dieses Vorkommen kann sehr leicht durch Hauskatzen völlig ausradiert werden. Aber die armen Miezen müssen ja völlig unkontrolliert herumlaufen dürfen. Das hat dort sogar der Tierschutzverein (!!!) gefordert.

    Überall und immer.

    Kot von Beutegreifern wird in der Natur auch abgebaut und verarbeitet und hat seinen Nutzen. Er unterscheidet sich aber von Zusammensetzung und Abbauprodukten deutlich von dem reiner Pflanzenfresser.
    Die Dichte von Gassi-geführten Haushunden übertrifft die natürliche Dichte vergleichbarer Beutegreifer bei weitem, dagegen ist ihr Streifgebiet deutlich kleiner. Hinzu kommt, dass hohe Kotdichte die Verbreitung von Parasiten fördert.
    Schon bei geringer Nächlässigkeit werden die Biozönosen unserer Wegränder also erheblich mehr mit Beutegreiferkot belastet, als sie natürlicherweise erfahren und verkraften würden. Daher sammle ich immer und überall den Kot auf. Der unvermeidliche Urin ist hier eh schon Belastung genug.



    Scruggs, C. E., Lozoya, S., Rumsey, K. N., Bronson, K., & Chavez, P. (2021). Voluntary public campaigns to benefit the environment: Assessing the effectiveness of the there is no poop fairy campaign. Journal of Planning Education and Research,


    Ahmed, W., Payyappat, S., Cassidy, M., Harrison, N., & Besley, C. (2023). Microbial source tracking of untreated human wastewater and animal scats in urbanized estuarine waters. Science of the Total Environment, 877


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    Katzen sind in der Tat heute die größte Bedrohung für Kleinwirbeltiere gleich nach dem Habitatverlust. Siedlungsnah ist das an vielen Orten eine Katastrophe. Reptilienpopulationen werden komplett vernichtet, jede Neuansiedelung verhindert, Fledermauskolonien mit katzenzugänglicher Ausflugsöffnung sind auch schon von Einzelkatzen komplett ausgerottet worden. Das "ist doch Natur" Argument wird gerne gebracht ist aber falsch. Heute (und das erste Mal seit Geschichte der Hauskatze) ist die Katzendichte lokal bis zu tausendfach höher als die natürliche Dichte vergleichbarer Kleinbeutegreifer. Zur Veranschaulichung: In der Serengeti leben ca 2000 Löwen. Auch, wenn es ein paar mehr wären, wäre das Gleichgewicht der Räuber Beute Population noch nicht in Gefahr. Jeder kann sich aber vorstellen, was passieren würde, wenn zwei MILLIONEN fitte und gepflegte Löwen zusätzlich auf die Serengeti losgelassen würden. Von den großen Herden wäre bald nichts mehr da. Genau das gleiche passiert gerade mit den Hauskatzen vor unserer Haustür und alle gucken weg.
    Das hat nichts mehr zu tun mit den früheren paar Hofkatzen, die kaum gefüttert wurden und sich an reichlich verfügbaren leicht zu fangenden Mäusen satt fraßen.
    Das sind heute eine Unzahl von fitten wohlgenährten Stubentiger voller Energie für jede Art von Jagd.
    Vögel, Kleinsäuger, aber vor alle Reptilien und Fledermäuse leiden darunter enorm.
    Das Thema, was von Katzen fleßig verbreitete und übertragene Toxoplasmose für psychische Effekte auf Wildtiere - und Menschen- hat, ist dabei noch gar nicht berührt. Da ist auch noch vieles unklar und es wird intensiv daran geforscht. Aber die bisher gefundenen Indizien sind eher beunruhigend.


    , S. R., Will, T., & Marra, P. P. (2013). The impact of free-ranging domestic cats on wildlife of the united states. Nature Communications, 4


    ce Demezas, K., & Douglas Robinson, W. (2021). Characterizing the influence of domestic cats on birds with wildlife rehabilitation center data. Diversity, 13(7)


    Torrey, E. F. (2021). Parasites, pussycats and psychosis: The unknown dangers of human toxoplasmosis. Parasites, pussycats and psychosis: The unknown dangers of human toxoplasmosis (pp. 1-140)