Hallo liebe Schreiber und Leser,
ich habe jetzt leider nicht alle Seiten gelesen, aber eine Geschichte, die hier in diesen Thread evt. reinpasst. Diese Geschichte ist mir heute morgen haargenau so passiert:
(Vorab-Info zu unserer Hündin Jule: Herkunftsland Rumänien, nicht kastriert, in der Regel mit anderen Hunden egal welchen Geschlechts verträglich, mittlerweile 3 1/2jährig. Baustelle: massive Geräuschangst mit Fluchttendenz, deswegen z. Z. nur an der Leine, da Silvester hier in der Umgebung schon wieder vorverlegt wurde
Ich gehe also mit Jule durch eine nahegelegene Kleingartenanlage am Rande eines Naturschutzgebietes und Jule ist immer noch angespannt, da wir schon ihre erste Angstsituation glimpflich hinter uns gebracht haben. Aber sie läuft tapfer weiter, zwar noch hochgradig aufmerksam und leicht nervös, denn sein Geschäft muss das Hundetierchen auch noch erledigen und eine weitere Stresssituation kann es dabei momentan einfach nicht gebrauchen. Wir biegen gerade um die nächste Ecke, als ich in ca. 20m Entfernung einen großen schwarzen Tut-Nix erblicke. Und nein, wir haben keine Probleme mit dem "großen" und auch nicht mit dem "schwarzen", aber der "Tut-Nix" ist das Problem
Tut-Nix sieht uns. Jule sieht Tut-Nix. Tut-Nix kommt angeprescht. Jule bekommt Stress. Ich nehme die Leine kürzer und bringe Jule zwischen mich und eine Hecke, denn nur so kann ich am besten den Tut-Nix blocken und Jule schützen. Tut-Nix will natürlich nur spielen. Jule will am liebsten nur noch weg.
Ich blocke Tut-Nix, indem ich ständig mein linkes Bein vor ihn stelle, so dass er nicht an Jule heran kommt. Mein rechtes Bein steht neben Jule. Und Jule "steht" neben der Hecke. Leine und Geschirr hindern sie an einer Flucht.
Langsam schlendern endlich die anderen Hundehalter um die Ecke. Ich sage ihnen, dass sie doch bitte ihren Hund zu sich rufen mögen. Sie pfeifen, aber Tut-Nix pfeift darauf. Die Situation ändert sich nicht. Ich frage sie, ob es möglich sei, ihren Hund doch bitte einzusammeln. Ich erkläre weiter, dass mein Hund Stress hat und nur bedingt verträglich ist (in der Hoffnung, die anderen Hundehalter bequemen sich endlich zu einer Reaktion).
Mittlerweile sind die anderen Hundehalter bei uns angelangt und ich bekomme zu hören, ihr Hund tue ja schließlich nix und deswegen dürfe er schließlich frei laufen, immerhin wäre ihr Hund ja nicht das Problem.
Wo war ich? Genau, das Problem. Das Problem ist aber noch nicht gelöst, denn ich würde ja gerne weiter gehen mit Jule, aber Tut-Nix lässt uns einfach nicht. Wir wagen den Versuch. Tut-Nix will uns hinterher. Ich drehe mich um, mit einem Ausfallschritt (das ist kein Tritt nach dem Hund, sondern ein Schritt in Richtung Hund, mein Fuß stampft auf dem Boden auf) in Richtung Tut-Nix und bekomme von den anderen Hundehaltern wortwörtlich zu hören, dass wenn ich ihren Hund treten würde, ich dann einen Tritt bekäme.
What the f***?
In Anbetracht von so viel Aggression und Gewaltpotential sehen Jule und ich zu, dass wir endlich wieder Land gewinnen und setzen schnell unseren Weg fort. Ja, ich wäre auch anfangs gerne weiter gegangen, aber Tut-Nix war schneller bei uns, als wir gucken konnten, mir blieb in dem Moment nur das Abblocken. Vielleicht sollte ich beim nächsten Mal einfach mit Jule ein paar Meter weit laufen, mal sehen, ob Tut-Nix dann mit will und wie schnell dann seine Besitzer noch werden. Aber leider fällt einem so etwas ja immer erst hinterher ein. Und ob es tatsächlich eine so gute Idee ist? Natürlich laufen wir nicht ständig und ewig davon. Normalerweise haben wir keine sonderlichen Probleme bei Hundebegegnung, die meisten lassen sich ganz gut lösen, aber das ist ein penetranter Ausnahmefall.
Ich bin ja nun wirklich nicht kleinkariert, von mir aus, können sie ja alle machen, wie sie meinen, solange ich bzw. wir dabei in Ruhe gelassen werden, aber bedrohen lassen möchte ich mich doch nun wirklich nicht. Zuhause habe ich mich dann einmal erkundigt über meine Handlungsmöglichkeiten. Das Ordnungsamt kann ohne einen Namen nichts machen hinsichtlich Verstoß gegen die Anleinpflicht und Verwarnung bzw. Bußgeld. Die Polizei kann zwar eine Anzeigeaufnehmen, aber der Strafbestand der tätlichen Bedrohung bzw. Beleidigung ist zu gering. Weder bin ich ausreichend beleidigt worden, noch bestand eine hinreichende Gefahr für Leib und Leben. Des Weiteren ist das alles für das öffentliche Interesse auch einfach zu geringfügig, so dass sich die Staatsanwaltschaft dafür natürlich nicht sonderlich interessieren wird. Und der Privatklageweg ist langwierig, umständlich, teuer und wenig erfolgversprechend.
Und natürlich liegt mir alles das auch völlig fern, denn ich möchte einfach schlicht und ergreifend als unbescholtener Bürger mit meinem Hund unbehelligt Gassi gehen. Sicher ist es nicht immer nur ein einfacher Spaziergang, aber das war heute morgen ja der Totalausfall. Ich war echt von der Rolle, als wir endlich zu Hause ankamen. So perplex, dass ich gar nicht mehr richtig weiter wusste. Sicherlich fragt man sich auch, wo man selbst richtig oder falsch reagiert hat bzw. ob man nicht besser hätte reagieren können. Aber nun ist die Situation ja so gelaufen, und ändern kann man es nicht mehr. Nur für's nächste Mal etwas lernen, aber was?
Mein persönliches Fazit des Tages: Entweder ich nehme Jule ab sofort auf den Arm und die Beine in die Hand bei derartigen Situationen oder ich warte demnächst einfach darauf bis mein Hund oder ich (wobei wahrscheinlich weniger mein Hund als ich) ordentlich eins auf die Nase kriegen, damit es sich auch lohnt, das Handy mitgehabt zu haben!
Hilf dir selbst oder es wird dir nicht geholfen