Hallo Ljubi,
zuerst muss ich einmal sagen: Autsch, autsch,autsch! Was erwartest du eigentlich von einer gerade mal 8 Monate alten Hündin, die gerade erst eine Woche bei euch ist, in einer für sie total fremden Umgebung, die dazu wahrscheinlich zum ersten Mal läufig war, deren Hormone jetzt völlig verrückt spielen, die im Moment absolut mit sich selbst beschäftigt ist, weil sie überhaupt nicht weiß, was da gerade mit ihr geschieht und dann lässt du sie auch noch eine Stunde vor der Tür warten, hast keinerlei Verständnis dafür, dass sie im Moment nicht wer weiß wie lange am Rhein spazieren gehen möchte, weil es dir da ja ach so gut gefällt,... Wah, ich könnte mich weiter aufregen, aber ich will es mal mit helfen versuchen 
So, erstens ist eure Hündin 8 Monate alt, und war wahrscheinlich zum ersten Mal läufig. Das ist ein echter Hormonschock für das Mädel! Dass sie da natürlich ängstlich oder unsicher reagiert, finde ich völlig normal. Und auch dass sie nicht von anderen Hunden belästigt werden möchte, ist völlig in Ordnung. Wenn ihr der Rüde damals zu aufdringlich geworden ist, und sie sich nicht anders zu helfen wusste, als ihn sich durch Schnappen oder Beissen (Wer weiß schon, wie es wirklich war? Bei einer Abgabe wird viel erzählt!) vom Leib zu halten - so what!? Im Übrigen wäre es sowieso Aufgabe der Vorbesitzer gewesn, sie besser zu schützen und ihr aus so einer Situation herauszuhelfen. Sollte es tatsächlich so gewesen sein, ist der Abgabegrund ein echtes Armutszeugnis für die Vorbesitzer! Ich habe selbst eine einjährige Hündin, die gerade zum zweiten Mal läufig ist, die interessiert sich im Moment null für andere Hund, hauptsache schnell dran vorbei, und wehe, es kommt einer mit seiner Nase zu nahe an ihr Hinterteil, dann setzt sie sich flugs hin und dreht sich weg. Deswegen halte ich im Moment andere Hunde von ihr fern, gehe mit ihr einfach dran vorbei oder blocke ab. Alles andere ist fahrlässig - sie ist ja ein echt sanftes Gemüt, aber auch ich kann für nichts 100%ig garantieren. Letztens musste ich doch tatsächlich einen fremden Hund am Halsband packen, festhalten und gefühlte 10min. warten, bis sich der Besitzer mal seelenruhig dazu bequemt hat, seinen aufdringlichen Köter einzusammeln 
Ja, und auch Scheinschwangerschaft ist ein absoluter Hormoncocktail. Ist es bei ihr denn so stark ausgeprägt, dass sie Spritzen bekommen muss? Finde das ziemlich ungewöhnlich, meine Hündin bekommt auch ein homöopathisches Mittel, allerdings einmal in der Woche 10 Tropfen auf einem Stück trocken Brot. Ich würde da echt eine Alternative suchen, sie kennt dich doch kaum, wie soll sie dir denn schon vertrauen und dann wird sie dreimal täglich mit einer Spritze traktiert - oh, habe gerade noch mal nachgelesen, bekommt sie die Spritzen gegen die Basenentzündung? Hm, vielleicht gibt es ja wirklich einen andere Möglichkeit, die arme Maus weiß ja gar nicht, was da allles gerade im Moment mit ihr geschieht... 
So, zweitens: Gassi gehen! Wie lange gehst du denn mit ihr Gassi? Ich meine, sie kommt zu euch, in eine völlig fremde Umgebung, kennt ihr neues Zuhause also noch gar nicht richtig, kennt euch nicht richtig, weiß nicht, was sie zu erwarten hat, was sie von euch zu erwarten hat - ist demnach also völlig verunsichert und soll dann auch noch funktionieren!? Never!!! Sie muss doch erstmal Vertrauen fassen und Sicherheit spüren! Sicherheit, dass sie jetzt endlich bei Leuten ist, die ihr ein endgültiges Zuhause geben, die sie verstehen, auf die sie sich verlassen kann, denen sie vertrauen kann, weil sie alles Schritt für Schritt gezeigt bekommt und es langsam lernen darf! Also, habt Geduld!!! Das ist ein echtes Zauberwort, aber es bewirkt sehr viel! Lasst ihr Zeit, bei euch anzukommen. Bietet ihr viel Nähe, wenn sie sie sucht, aber bedrängt sie dabei nicht, lasst sie zu euch kommen und freut euch darüber. Zeigt ihr, dass sie erwünscht und willkommen ist, dass sie jetzt zu euch gehört. Zeigt ihr ihr neues Zuhause, vielleicht mit einem Leckerchen-Suchspiel in der Wohnung. Geht mit ihr um den Block, lasst sie ihr Viertel kennenlernen, Ausflüge könnt ihr in ein oder zwei Wochen machen. Übertreibt es aber nicht, zeigt ihr, dass sie mit euch immer sicher nach Hause kommt. Und geht auch nicht zu lange mit ihr raus, vor allem wenn es jetzt auch gerade so warm ist. Das lange Rausgehen wollen kommt noch, wie gesagt, in einer Läufigkeit ist es völlig normal, dass die Hündin müde oder schlapp ist, und viel schläft. In der Scheinschwangerschaft sollte man eine Hündin natürlich davon abhalten, sich da in etwas reinzusteigern (z. B. Nestbau unterbinden), aber auch hier gilt: nicht überfordern! Was kann sie denn schon für Kommados? Vielleicht könnt ihr ja in der Wohnung ein bisschen üben, fordert den Geist und stärkt auch die Bindung! Drinnen ist sie nicht so abgelenkt von den vielen neuen Eindrücken der fremden Umgebung, und draußen fällt es ihr dann später leichter, die Kommandos auch unter Ablenkung auszuführen 
So, drittens finde ich den Ratschlag, mit ihr zu schimpfen, wenn ihr an anderen Hunden begegnet, und sie dann darauf reagiert, nicht gerade sinnvoll. Was soll das bringen? Ich bin kein Experte, was dieses Problem angeht, aber meiner Meinung nach fördert das nur eine negative Verknüpfung nach dem Motto "anderer Hund = schlimm = muss verteufelt werden" und bestärkt wird das ganze noch durch "Herrchen und Frauchen machen ja auch mit". Mein Vorschlag wäre auch hier: Ablenkung! Wenn ihr Platz habt, geht doch ganz beiseite, lasst sie "Sitz" machen, lobt sie dafür, lobt sie weiter, so lange sie sitzt und euch ansieht, sobald der andere Hund vorbei ist, fix ein Leckerchen zustecken (lenkt ja auch nochmal kurz ab) - heißt, sie sollte "Sitz" können, und ihr lobt sie, wenn sie mit ihrer Aufmerksamkeit bei euch ist (vielleicht könnt ihr ihr auch etwas die Sicht auf den anderen Hund nehmen, wenn ihr euch vor sie stellt, oder so, dass sie mit dem Rücken zu den vorbeigehenden Hunden ist, vielleicht fällt ihr das leichter), sie hat etwas toll gemacht und wird auch noch dafür belohnt! Wäre erst einmal mein Weg. Alles andere kann euch bestimmt ein kompetenter Trainer erzählen 
So, das wäre es also für's erste! Stresst euch nicht! Ist es eurer erster Hund? Und ach ja: Bitte nicht noch einmal für eine Stunde aussperren, also ich meine, gar nicht aussperren! Das ist es echt nicht in Ordnung, euer Hund will niemanden testen, nicht streiken, nicht die Weltherrschaft oder sonst was - sie ist einfach nur unsicher! Oder wie würdet ihr euch fühlen in einem fremden Land, dessen Sprache ihr nicht sprecht, wo ihr nicht wisst, wie ihr an Nahrung kommt und wem ihr vertrauen könnt! Denkt mal darüber nach!
LG, Kathrin