Beiträge von Juuule

    Hallo mickysfraule,


    wie geht es dir? Ist alles in Ordnung bei euch? Und auch mit den Tieren? Es ist schon so lange her und ich denke ab und an an euch, es war immer so schön hier zu lesen, so warmherzig, herzlich und menschlich...


    Und jetzt ist es hier so leer :(


    Liebe Grüße, Kathrin

    @AnniMalisch:
    Richtig, denn natürlich sind Hunde immer noch Tiere mit Instinkten, vor allem als Beutegreifer. Meine beiden verstehen sich im Grunde super, die liegen sogar in einem Körbchen, trinken gleichzeitig aus einem Wassernapf und fressen mit einem Meter Abstand jeder entspannt aus einer Schüssel und im gleichen Raum auch jeder sein Kauteil... Aber bei letzterem bin ich IMMER dabei, denn bei Futter hört der Spaß auf... Ich war nur einmal anfangs so naiv, weil ja alles sooo toll klappt, dass auch ich einen riesen Fehler gemacht habe: Beide Hunde waren schon länger im Kofferraum und ich wollte jedem einen Hundekeks geben, da fällt mir der Keks auf den Kofferraumboden, so schnell konnten mein Mann und ich gar nicht gucken, da hingen die beiden schon knurrend und zähnefletschend aneinander... Aufgrund der vergleichbaren Größen- und Kräfteverhältnisse sah das Ganze wie ein ernster Ringkampf aus, loslassen wollte natürlich keiner... GsD war mein Mann dabei und wir konnten uns jeder einen Hund packen und die beiden auseinander ziehen... Außer Stress und eine Menge Schweißt ist da nichts weiter passiert... Im nachhinein habe ich nur gedacht, wie konnte ich nur, da liest man das tausend Mal und hätte es eigentlich besser wissen müssen... Aber ich war in dem Moment leider etwas fehlgeleitet von dem Gedanken, den beiden wartenden Hunden etwas Gutes tun zu müssen... Dieser Vorfall hat zum Glück keine weiteren Auswirkungen auf das gute Verhältnis der beiden zueinander gehabt und hier läuft auch alles so weiter wie bisher... Aber Futter gibt es never ever ohne Aufsicht und ich achte sehr streng darauf, dass erst beide fertig gefressen haben und alles ratzeputz weg ist, bevor sich ein Hund hier wieder dem anderen nähert...


    Btw: Wir sind alle Menschen, und Menschen machen nun manches Mal Fehler - das ist nur allzu menschlich... Wichtig ist aber, dass man daraus lernt, dass man die Situation reflektiert und seine Konsequenzen daraus zieht in punkto Management (=> d.h., der Mensch regelt die Dinge für den Hund)!

    Hallo Myzer,


    wie vermittelt man Hunden, dass sie nichts zu regeln haben? - eine gute Frage, hier mal ein paar Anhaltspunkte dazu:


    Meiner Meinung nach führt das Gefühl, etwas alleine regeln zu müssen, bei den meisten Hunden zu Stress. Aus dieser Überforderung resultiert meines Erachtens eine große Unsicherheit, die sich hauptsächlich in unerwünschten Verhaltensweisen äußert. Z. B. Ressourcenverteidigung: Wenn ein Hund regeln muss, dass ihm kein anderer sein Futter, Spielzeug oder seinen Schlafplatz streitig machen kann, dann wird er es entsprechend verteidigen. Vielleicht ist es bei einigen Hunden noch so, dass sie es erst verteidigen, wenn es ihnen tatsächlich versucht wird streitig zu machen, bei einigen anderen heißt es eventuell vielleicht schon, dass Angriff die beste Verteidigung ist. Deswegen bin ich der Meinung, dass ein Hund in diesem und auch in vielen anderen Punkten nichts zu regeln hat - denn diese Aufgabe übernehmen wir als ihre Halter. Das tun wir, indem wir dafür sorgen, dass sich ein Hund seiner Ressourcen sozusagen sicher sein kann. Wir teilen das Futter ein und zu und sorgen vor allem dafür, dass ein Hund in Ruhe fressen kann, ebenso teilen wir das Spielzeug ein, genauso wie wir das Spiel beginnen und beenden, wir weisen Liegeplätze zu und verweisen den Hund auch darauf (z. B. wenn die Couch gerade Tabu sein soll) und vieles mehr. In dieser Konsequenz bestimmt also der Halter eine ganze Menge alltägliche Dinge im Leben eines Hundes, aber eben nicht unter dem negativ konnotierten Blickwinkel "Mensch befiehlt und Hund spurt", sondern eher um dem Hund eine sichere Struktur zu bieten, daher also eher ein "Mensch führt und Hund orientiert sich an ihm". Genauso verhält es sich ja beispielsweise auch draußen, wenn wir die Sozialkontakte unseres Hundes regeln und ihm ggf. auch Schutz vor Übergriffen bieten, etc. Daraus resultiert für mich bzw. für den Hund logischerweise eine gewisse Sicherheit und auch wiederum ein entsprechendes Sozialverhalten. Meiner Ansicht nach folgt daraus wieder der Schluss, dass je souveräner ein Hund in und mit seiner Umwelt agiert, er auch entsprechende Freiheiten eingeräumt bekommt - immer bis zu der Grenze, bis wohin er es dann wiederum schafft "Dinge alleine zu regeln". Dazu mal ein Beispiel, das meine Hunde betrifft: Einer meiner Hunde kommt aus äußerst schlechter Haltung und bringt entsprechend eine mangelnde Sozialisierung mit seiner Umwelt und ein mangelhaftes Sozialverhalten hauptsächlich in Bezug auf seine Artgenossen mit. Dieser Hund reagiert aus Unsicherheit heraus nach dem Motto "Angriff ist die beste Verteidigung" sobald seine Individualdistanz unterschritten wird. Dieser Hund regelt zur Zeit (so gut es eben geht dank der vielen uneinsichtigen Hundehalter heutzutage) null seiner Sozialkontakte und ist gerade dabei zu lernen, dass er sich dabei an uns orientieren und auf uns verlassen soll. Wir arbeiten zusammen mit einer Trainerin an diesem Problem und man merkt schon deutliche Fortschritte bzw. er fährt schon deutlich schneller runter und kann mit dem für ihn richtigen Abstand nun schon bei den meisten Hunden relativ gelassen deren Anwesenheit ertragen. Was ich damit sagen will ist, dass er es eben nicht selber regeln kann, weil er es einfach nie gelernt hat Hundekontakte souverän zu meistern. Könnte er sie souverän meistern mit der entsprechenden Palette an Körpersprache, auch zur Konfliktvermeidung, dann dürfte er natürlich seine Sozialkontakte weitaus freier ausleben... Des Weiteren dürfen meine Hunde auch sehr gerne auf der Couch liegen und tun dies auch nach Belieben, wenn sie es möchten, aber sie gehen eben auch beiseite, wenn ich es ihnen sage... Somit ist das Privileg Couch ja auch durch mich geregelt... usw.


    Ich hoffe, ich habe mich verständlich ausgedrückt und die Sache mit dem Regeln bzw. den Regeln ist ein wenig deutlicher geworden... :-)

    Jule:
    Hund gesucht, Tierheime durchgeklickt, beim Foto hängengeblieben, gedacht: "Die oder keinen"... Hingefahren, angeguckt... Süße drei Monate alt, optisch oberniedlich, wirkte irgendwie zart, verletzlich und - introvertiert... Hat noch zwei Monate gedauert bis sie einziehen konnte... Nun seit über vier Jahren bei uns, bald fünf Jahre alt und immer noch genau der Hund vom ersten Eindruck.


    Linus:
    Zweithund überlegt, gleiches Tierheim, Hund kennen gelernt, gedacht: "Die arme Socke"... Spazieren gegangen, festgestellt: "Passt zu uns und Jule"... Überlegt, überlegt - ein Jahr lang... Keine anderen Interessenten für den Hund, gedacht: "Jetzt oder nie"... Seit einem Monat bei uns, bald drei Jahre alt und GsD nicht mehr der Hund vom ersten Eindruck.


    Wir sind komplett :-)

    Ellen2014: Ja, das werden wir ganz sicher in Angriff nehmen, dass wir demnächst mal einen ruhigen kontrollierten Kontakt zwischen den Hunden herstellen können, alles unter Beachtung von Linus Wohlfühldistanz... Ich habe es heute mal mit Weggehen = Abstand gewinnen versucht und es hat auch geklappt. Linus blieb ansprechbar :-) Einfach noch mal Danke dafür! Manchmal hat man in Anbetracht der Situation das Simpelste nicht mehr im Kopf, weil man sich schon auf das Äußerste vorbereitet... Und auch in dem letzten Punkt teile ich absolut deine Meinung, dass ein Hund nicht jedem anderen Hund "Hallo" sagen muss oder mit jedem anderen Hund "gut Freund" werden muss - die bloße Anwesenheit eines anderen Hundes ruhig zu akzeptieren, auch durchaus mit eingehaltener Individualdistanz, reicht da völlig aus... Leider sehen das zu viele Hundehalter immer noch ganz anders...

    Ja, wir geben unser Bestes... Leider nicht immer so einfach in Anbetracht der vielen Hunde, die ernsthaft für null Pfennig von ihrem Besitzer abrufbar sind und uns freudig entgegen kommen... Nachdem Linus den anderen Hund angeknurrt hat, zog der dann von dannen... Ach menno, alles nicht so einfach, aber wir bleiben dran - ein hoffnungsloser Fall ist er ja nicht, dafür hat er ja auch schon mithilfe unserer Trainerin Hundefreunde gewonnen...

    Ellen2014: Hm, zur Zeit schwer vorstellbar, dass Linus so ruhig bleibt, sollte ein anderer Hund sich derartig nähern... Bisher konnten wir neben Ausweichen auch meistens die Distanz wahren bzw. ging es mit "Schönfüttern" ganz gut, Abblocken haben wir ja auch schon mal gemacht, aber es war von beiden Seiten nicht so dramatisch bzw. der fremde Hund kam GsD nicht nahe genug, um festzustellen wie Linus darauf reagiert und seinerseits blieb es da bei Knurren und Nackenhaare aufstellen... *grübel*

    Ellen2014: Vielen herzlichen Dank für deinen sachlichen Beitrag! Das, was du schreibst, ist genau das, was es ist und auch der einzig richtige Weg, wie mir scheint. Wenn ich mir eine Frage erlauben darf: Wenn dein Hund ähnlich reagiert hat, wie hast du fremde auf euch zulaufende Hunde noch so geblockt gekriegt, dass dein Hund (halbwegs) ruhig blieb und es eben nicht zu dieser heftigen Übersprungshandlung kam? Linus hat meinen Mann ja nicht absichtlich verletzt, mein Mann stand leider so unglücklich, dass das Schnappen in die Hosenbeine leider tiefer durchgegangen ist -