Hallo Myzer,
wie vermittelt man Hunden, dass sie nichts zu regeln haben? - eine gute Frage, hier mal ein paar Anhaltspunkte dazu:
Meiner Meinung nach führt das Gefühl, etwas alleine regeln zu müssen, bei den meisten Hunden zu Stress. Aus dieser Überforderung resultiert meines Erachtens eine große Unsicherheit, die sich hauptsächlich in unerwünschten Verhaltensweisen äußert. Z. B. Ressourcenverteidigung: Wenn ein Hund regeln muss, dass ihm kein anderer sein Futter, Spielzeug oder seinen Schlafplatz streitig machen kann, dann wird er es entsprechend verteidigen. Vielleicht ist es bei einigen Hunden noch so, dass sie es erst verteidigen, wenn es ihnen tatsächlich versucht wird streitig zu machen, bei einigen anderen heißt es eventuell vielleicht schon, dass Angriff die beste Verteidigung ist. Deswegen bin ich der Meinung, dass ein Hund in diesem und auch in vielen anderen Punkten nichts zu regeln hat - denn diese Aufgabe übernehmen wir als ihre Halter. Das tun wir, indem wir dafür sorgen, dass sich ein Hund seiner Ressourcen sozusagen sicher sein kann. Wir teilen das Futter ein und zu und sorgen vor allem dafür, dass ein Hund in Ruhe fressen kann, ebenso teilen wir das Spielzeug ein, genauso wie wir das Spiel beginnen und beenden, wir weisen Liegeplätze zu und verweisen den Hund auch darauf (z. B. wenn die Couch gerade Tabu sein soll) und vieles mehr. In dieser Konsequenz bestimmt also der Halter eine ganze Menge alltägliche Dinge im Leben eines Hundes, aber eben nicht unter dem negativ konnotierten Blickwinkel "Mensch befiehlt und Hund spurt", sondern eher um dem Hund eine sichere Struktur zu bieten, daher also eher ein "Mensch führt und Hund orientiert sich an ihm". Genauso verhält es sich ja beispielsweise auch draußen, wenn wir die Sozialkontakte unseres Hundes regeln und ihm ggf. auch Schutz vor Übergriffen bieten, etc. Daraus resultiert für mich bzw. für den Hund logischerweise eine gewisse Sicherheit und auch wiederum ein entsprechendes Sozialverhalten. Meiner Ansicht nach folgt daraus wieder der Schluss, dass je souveräner ein Hund in und mit seiner Umwelt agiert, er auch entsprechende Freiheiten eingeräumt bekommt - immer bis zu der Grenze, bis wohin er es dann wiederum schafft "Dinge alleine zu regeln". Dazu mal ein Beispiel, das meine Hunde betrifft: Einer meiner Hunde kommt aus äußerst schlechter Haltung und bringt entsprechend eine mangelnde Sozialisierung mit seiner Umwelt und ein mangelhaftes Sozialverhalten hauptsächlich in Bezug auf seine Artgenossen mit. Dieser Hund reagiert aus Unsicherheit heraus nach dem Motto "Angriff ist die beste Verteidigung" sobald seine Individualdistanz unterschritten wird. Dieser Hund regelt zur Zeit (so gut es eben geht dank der vielen uneinsichtigen Hundehalter heutzutage) null seiner Sozialkontakte und ist gerade dabei zu lernen, dass er sich dabei an uns orientieren und auf uns verlassen soll. Wir arbeiten zusammen mit einer Trainerin an diesem Problem und man merkt schon deutliche Fortschritte bzw. er fährt schon deutlich schneller runter und kann mit dem für ihn richtigen Abstand nun schon bei den meisten Hunden relativ gelassen deren Anwesenheit ertragen. Was ich damit sagen will ist, dass er es eben nicht selber regeln kann, weil er es einfach nie gelernt hat Hundekontakte souverän zu meistern. Könnte er sie souverän meistern mit der entsprechenden Palette an Körpersprache, auch zur Konfliktvermeidung, dann dürfte er natürlich seine Sozialkontakte weitaus freier ausleben... Des Weiteren dürfen meine Hunde auch sehr gerne auf der Couch liegen und tun dies auch nach Belieben, wenn sie es möchten, aber sie gehen eben auch beiseite, wenn ich es ihnen sage... Somit ist das Privileg Couch ja auch durch mich geregelt... usw.
Ich hoffe, ich habe mich verständlich ausgedrückt und die Sache mit dem Regeln bzw. den Regeln ist ein wenig deutlicher geworden... :-)