Ich möchte an dieser Stelle nicht über meinen Hund Donna schreiben. Ich liebe sie und könnte dann einen Roman über die Gründe schreiben.
Viel lieber möchte ich euch von Chance erzählen. Chance war der Hund meiner Gastfamilie, als ich mit 19 Au Pair in Cincinnati war. Bei all den Erinnerungen an sie, laufen mir die Tränen über die Wangen. Am schlimmsten war, dass der Tag kam, an dem ich abreisen musste und sie zurücklassen musste. Da ist mein Herz gebrochen.
Das besondere an ihr war, dass ich "ihr Mensch" war. Gibt es ein größeres Kompliment??
Sie gehört zu den armen Hunden, die irgendwann mal für ein Kind angeschafft wurden und nun ein tristes Dasein fristen. Sie bekommen ihr Futter und werdenn auch regelmäßig in den Garten gelassen, um ihr Geschäft zu verrichten. Aber das war es dann auch schon.
Gleich am ersten Tag habe ich sie mir geschnappt (ich bin mit Hunden groß geworden und war froh, diese Möglichkeit zu haben) und bin mit ihr spazieren gegangen und habe die neue Gegend erforscht. Jemanden bei mir zu haben, der keine Fragen stellt (in einem unmöglichen Dialekt, dem man nur hochkonzentriert folgen kann, und der einem nicht versucht, mit irgendetwas zu beeindrucken) war in dieser Situation genau das Richtige. Tröstlich und verlässlich.
Im Laufe der Zeit hat sich dann ganz heimlich still und leise ein Band zwischen uns geknüpft. Ich hab das getan, was ich für einen Hund angemessen halte, kaum waren die Kinder früh aus dem Haus, saßen wir auch schon im Auto Richtung Wald. Und ich konnte mich 100%ig auf sie verlassen. Wenn irgendwo Rehe kamen hat sie sich auch in 5 Metern Entfernung hingestzt und abgewartet. Ich musste sie noch nicht einmal anleinen. Irgendwie hat sie immer den Eindruck gemacht, bloß nicht irgendwo anecken zu wollen. Und mit Rückblick auf ihr bisheriges Leben, hat sie auch allen Grund zu dieser Annahme gehabt.
Und dann gab es die Momente, in denen alles schiefläuft und man einfach nur noch weg will. Dann saß ich auf den Stufen zum Garten und war traurig und es hat nicht lange gedauert, da kam Chance und hat sich 20 cm vor mein Gesicht gesetzt, mit dem Ausdruck "nun mach schon, nimm mich in den Arm und heul dich aus, dann wird es dir gleich besser gehen".
Sie war da wohl der einzige wahre Freund, den ich hatte. Und leider bin ich der einzigste wahre Freund für sie. In ihrem ganzen Leben. Soll es mich trösten, dass sie wenigstens ein schönes Jahr hatte? Ich habe die Gasteltern gefragt, ob ich sie mit nach Deutschland nehmen kann, aber natürlich nicht. Sie ist ja der Hund der ältesten Tochter. Und was würde man den von einer 9jährigen für eine Antwort auf diese Frage bekommen???
Ach ich könnte noch so viele schöne Erlebnisse berichten.
Sie war einfach ein klasse Hund, weil sie mir so oft gezeigt hat, wie dankbar sie für mein Auftauchen in der Familie war. Mit all den Selbstverständlichkeiten habe ich ihr Herz erobert. Und ich muss nicht hinzufügen, dass sie das mit meinem Herzen natürlich genau so gemacht hat.
Nach fünf Jahren hab ich die Familie wieder besucht und als Chance mich auf Anhieb erkannt hat ist mein Herz ein zweites mal gebrochen!!!