Beiträge von Fineli

    Hallo Meike


    Entschuldige, ich bin dir noch eine Antwort schuldig.. ;)
    Clomicalm ist ein klassisches Psychopharmakon. Es wirkt an den neuronalen Synapsen und blockiert die Wiederaufnahme von Serotonin und Noradrenalin, so wie ich es im Kopf habe. Ich muss aber gestehen, im Detail weis ich es gerade nicht. Es wird auch häufig bei Trennungsängsten verschrieben und braucht mindestens 6 Wochen bis es wirkt.
    Meine Tierärztin meinte, es wirkt wie ein Antidepressivum beim Menschen.


    Noch kurz etwas zur Angst beim Tierarzt:
    Da bin ich bei Elly auch immer noch am Suchen der besten Alternative. Sie lässt sich von Tierärzten gar nicht anfassen und verletzt sich auch beim versuch, sich mit den Pfoten den Maulkorb abzustreifen. Zudem bewegt sie sich so extrem dass es nicht möglich ist, sie zu spritzen.
    Der erste Tierarzt war völlig überfordert mit uns und hat Elly ein richtiges Trauma verpasst. Ich gönne euch von Herzen, dass ihr, so wie es klingt, einen sehr vernünftigen Tierarzt habt. :smile:
    Wir haben nun auch eine super Praxis mit Erfahrungen in diesem Bereich gefunden. Ich habe gelernt: Wenn Zwangsmassnahmen, dann so kurz wie möglich. Bei uns siehat das so aus, dass Elly zuhause etwas zur Beruhigung bekommen hat. Vor der Tierarztpraxis kommt sie dann in den Kofferraum und wird an Geschirr und Halsband mit zwei Leinen gesichert. Ich nehme die eine Leine über die Rückbank nach vorne und mein Freund die zweite Leine durch den Kofferraum nach draussen. Dann spannen wir an, so dass Elly weder vor noch zurück kann. In diesem Moment sediert der Tierarzt und macht dann die Klappe zu, so dass Elly einschlafen kann.
    Klingt zwar etwas fies, wenn es aber wirklich gut gemacht wird ist es eine Sache von 10 Sekunden und für Elly viel besser als irgendwelches Festhalten oder ähnlich.
    Kleineres wie Impfen macht eine befreundete Tierärztin zuhause.


    Ich finde aber die Empfehlung deines Tierarztes sehr vernünftig, den Hund mit Blut abnehmen nicht zusätzlich zu belasten.


    Liebe Grüsse, Katrin

    Hallo Meike


    Dann beschreibe ich einmal unsere Erfahrungen hier. :smile:
    Ich gebe meiner Hündin seit bald zwei Jahren Clomicalm.
    Sie war schon als Welpe verhaltensauffällig und ihre Ängstlichkeit steigerte sich stetig bis sie beinahe ein Jahr alt war. Nach einem Tierarzt besuch verliess sie dann über Wochen das Badezimmer freiwillig nicht mehr und versteckte sich auch vor uns. Schon anleinen war sehr schwierig, sonstiges anfassen fast unmöglich. Da sie in dieser Zeit auch beinahe garnichts frass und immer dünner wurde, war für uns klar, dass wir etwas tun müssen. Sie wurde (nebst zwei Trainern) von einer Tierärztin und Verhaltensspezialistin abgeklärt und eine Deprivation wurde festgestellt. Da wir sie nicht verhungern lassen wollten sind wir gleich mit einer relativ hohen Dosis eingestiegen. Dazu haben wir aber auch unsere Erwartungen an den Hund angepasst. Zu Beginn bin ich jeden Tag an die selbe Lichtung mitten im Wald, wo sie sich an der Schleppleine frei bewegen konnte. Das Wichtigste war, einige Wochen keine Angst aufkommen zu lassen, damit sie überhaupt einmal zur Ruhe kommt.
    Falls du Interesse hast erzähle ich gerne mehr über unser Training, aber eigentlich geht es ja um das Medikament.. ;)
    Bei uns hat es gute zwei Monate gedauert, bis ich eine Wirkung bemerkt habe. Ich war aber sehr zufrieden damit, keine Nebenwirkungen, Elly war auch nicht müde oder so, es dauerte nur etwas länger bis sie explodierte oder nicht mehr ansprechbar war. Ich habe also mehr Zeit, die Situation zu verändern oder sie aus der Situation zu führen. Mehr bemerke ich davon bis heute nicht.
    Nach einem Jahr habe ich probeweise die Dosis schrittweise reduziert aber extra niemandem etwas davon gesagt. Unabhängig von einander haben mich sowohl die Mitbewohnerin als auch der Freund (der auch mit ihr arbeitet) darauf angesprochen dass Elly viel schwieriger zu händeln ist und mehrere Spaziergänge abgebrochen werden mussten weil sie in Panik geriet.
    Darauf hin habe ich die Dosis wieder erhöht und Alles war wie vorher. Nach einem Jahr (vor ca. 2 Monaten) habe ich dann die Dosis wieder reduziert und nun war Elly bereit. Sie explodiert zwar vieleich wieder etwas schneller, ich habe aber nicht das Gefühl, dass es sie belastet. Darum geht es ja schliesslich. Nun bekommt sie noch die Dosis für die Hälfte ihres Körpergewichtes und das wird sicher einige Zeit so bleiben. Wichtig ist noch zu wissen, dass, wenn man das Medikament ganz ausgeschlichen hat, man es nicht wieder einsetzen kann. Irgendwie wirkt es wohl nicht mehr.


    Wir haben also, wie erwartet, keine Wunder erlebt.,Alle Probleme müssen hart trainiert werden, es gibt immer wieder schlechte Phasen, sie werden aber schneller überwunden und ich kann überhaubt mit dem Hund arbeiten.
    Der (sehr grosse) Rest ist dann Management und Training.


    Ich hoffe dir damit zu helfen.
    Herzliche Grüsse, Katrin

    Hallo


    Ich schreibe dir, weil es mir vor 2 Jahren sehr ähnlich ging. Ich bin in eine neue Stadt gezogen, hab mit dem Studium begonnen, kannte fast Niemanden und mein Freund, mit dem ich zusammenzog, war unter der Woche bei der Arbeit und am Wochenende oft weg.
    Auch ich wollte schon als Kind einen Hund und dachte mir, jetzt ist der Moment gekommen. Ich wollte durch den Hund Struktur in mein unregelmässiges Studentenleben bringen, viel spazieren gehen, auf dem Hundeplatz neue Leute kennen lernen und ihn überall hin mitnehmen. Da ich einen etwas grösseren Hund wollte habe ich mich für einen Golden Retriewer-Mix Welpen aus dem Tierschutz entschieden.
    Die ersten Wochen mit Welpen ist mir dann ziemlich die Decke auf den Kopf gefallen. Ich war meist alleine und konnte nicht einmal mehr einkaufen gehen weil Elly ja natürlich nicht alleine sein konnte. Und den Welpenblues hatte ich nicht zu knapp.. ;)
    Mit 10 Wochen zeigte mein Hund Verhaltensauffälligkeiten, vor allem Angstaggression. Im Detail ist das für dich nicht wichtig, es hat sich aber sehr extrem auf mein Leben ausgewirkt. Ich war etwa ein Jahr bis zu 5x in der Woche auf dem Hundeplatz oder in Trainingsgruppen unterwegs. Dabei habe ich aber keine Zeit gehabt, Leute kennen zu lernen, da ich mich extrem auf dem Hund konzentrieren musste (und einen gewissen Abstand wahren..). Ich habe festgestellt, dass ich nicht genau die Hundeschule gefunden habe, in die ich passe, und dass ich wohl auch nicht so der Hundeschultyp bin. Da es für Elly aber sehr wichtig war bin ich brav auch Samstags um 8 auf dem Platz gestanden (sicher nicht meine Lieblingszeit). Ich habe mich dort auch ausbilden lassen und ein Jahr als Trainerin mitgearbeitet. Dazu habe ich das ATN Fernstudium begonnen, bin jetzt gerade beim Abschluss.
    Was will ich dir damit sagen?
    Ich glaube vor allem, dass du darauf gefasst sein musst dass ein Hund dein Leben ganz Anders beeinflussen kann als du denkst. Falls du einen etwas schwierigeren Hund bekommst sowieso. Aber auch sonst werden Ausflüge mit Junghund im ersten Jahr meist keine Entspannung, da kannst du nicht noch mit einer Kollegin und ihrem Kind spielen sondern musst oft ganz beim Hund sein. Es gibt durchaus auch Hunde die viel Stress haben beim Wandern in fremder Umgebung oder in der Stadt. Oder solche die nicht alleine bleiben können.
    Beim nächsten Hund würde ich viel viel mehr Zeit mit dem Aussuchen einer Rasse und eines Züchters verbringen. Bei verschiedenen Rassenclub Treffen dabei sein und die Rassen spüren.
    In meiner Situation würde ich einen kleinen Hund holen. Das Mitnehmen ist viel einfacher, egal ob ÖV oder Auto. Wenn du einen Schäfer als Junghund hast der sich daneben benimmt bringt das als Ersthundehalter viel mehr Druck als wenn du einen kleineren Vertreter hast, dem du körperlich immer gewachsen bist. Gerade wenn du einen Partner haben willst, mit dem du Alles ausprobieren kannst aber auch mal ruhigere Tage haben möchtest ist ein Schäfer vielleicht nicht optimal.
    Ich würde mir also entweder einen kleinen Hund von einem sehr guten Züchter oder einen grösseren der schon alter ist aus dem Tierheim holen. Dann kannst du den vorher kennen lernen und testen ob es passt.
    Den Hund zu haben habe ich nie bereut. Aber mein Leben wäre sonst sicher völlig anders und bestimmt manchmal einfacher. Meine Familie hasst Hunde, wir haben uns desshalb schon etwas auseinander gelebt. Mir war aber klar dass ich, wenn ich mir einen Hund hole, niemals aufgebe und mich nach dem Hund richte.
    Liebe Grüsse,
    Katrin

    Hallo Ribanna
    Ich habe eine kleine Deprivatin zuhause. Wobei Deprivation ja ein Überbegriff ist der viele Verhaltensformen auslösen kann. Eigendlich bedeutet er eine Art Lernschwäche. Der Hund ist sehr schnell reizüberflutet und dann oft nicht mehr in der lage die Reize so zu verarbeiten, dass eine Gewöhnung statt findet. Er wirkt also in der selben Situation deutlich länger aufgeregt als ein "normaler" Hund. Zudem ist ein Deprivat oft sehr schlecht im Generalisieren. Während andere Hunde beim 10. Auto z.B. denken: "Ach, auch schon gesehen, kein Problem." ist ein deprivierter Hund immer wieder aufs Neue aufgeregt, auch wenn er sich an ein Auto oder Autos an einem bestimmten Ort schon gewöhnt hat.
    Es ist nicht aussergewöhndlich in irgend einem Bereich eine Deprivation aufzuweisen. Meine Tierärztin (mit Schwerpunkt auf Verhalten) meinte einmal, man kann sich das so vorstellen, wie z.B. viele ältere Menschen eine Art Deprivation im Bezug auf Computer zeigen. Sie haben in jüngeren Jahren nie dem Umgang damit gelernt und sind jetz sehr schnell überfordert und unsicher. Das Beispiel hat mir gut gefallen, ich glaube Jeder kennt hier ein Beispiel. :D
    Die alteren Menschen können sich nun durchaus an Computer gewöhnen. Oft wird aber nie so eine Selbstverständlichkeit erreicht wie bei jüngeren Computernutzern und wenn etwas nicht wie gewohnt funktioniert sind sie schnell unsicher. Nun kommt es auch sehr auf das Individuum an, Einige tun sich schwerer, Andere leichter und für wieder Andere bleibt der PC schlicht ein rotes Tuch.
    Wichtig ist ausserdem, wie die Person die virtuelle Welt erlebt. Leitet sie jemand mit viel Geduld an? Muss sie schwierige Aufgaben erledigen, wird gefrustet und fühlt sich alleine und überfordert? Diese Erfahrung kann dazu führen dass ein Mensch negative Assoziationen mit dem Computer generell entwickelt und immer in Stress kommt, auch wenn Alles normal funktioniert.
    Das Gedankenspiel kann jeder durchspielen und so die menschliche Seite nachvollziehen. Nun ist der Hund natürlich kein Mensch, das darf nicht vergessen werden. Er kann sich nicht sagen: "Alles gut, ruhig Blut, es ist gar nicht schlimm." Er wird auf die überfordernde Situation mit Nervosität oder Angst reagieren. Sier kann ein Besitzer wahnsinnig viel Hilfe leisten, in dem er eine klare Führung signalisiert und so Orientierung bietet. Oft bedeutet das zu Anfang auch, einfach einen Weg aus der Situation zu bieten, um so Vertrauen zu schaffen. Hier muss imer abgewogen werden, ob der Hund noch lernbereit ist und vorallem ob die Situation positiv für den Hind endet. Nichts ist für viele Hunde verunsichernder als wenn der Besitzer sehenden Auges in eine Katastrophe läuft. Aberdas gilt ja für Angsthunde allgemein. ;)
    Nun zu meinen persöndlichen Erfahrungen. Elly ist jetz 2,5 Jahre alt. Ich habe ihre Geschichte in einigen Threads angesprochen, falls du sie nachlesen magst. Natürlich zeigt sich hier auch meine Entwicklung, sie ist mein erster Hund und ich habe vieles zu Beginn nicht oder falsch gesehen.
    Unser Tiefpunkt war vor etwa 1.5 Jahren, als sie im Frühling nicht mehr aus dem Badezimmer kommen oder fressen wollte. Damals begann ich nach Absprache mit besagter Tierärztin mit der Gabe von Clomicalm, ein leichtes Psychopharmaka, dass die Reizüberflutung etwas hinauszögern soll. Sie reagiert sehr gut darauf, ist nicht müder als sonst aber doch ausgeglichener. Im Training war es wichtig den Druck heraus zu nehmen, dass Alles möglich sein muss. Ich stehe dazu dass mein Hund grosse Mühe hat an fremden Orten wie z.B. Banhöfen oder zuerst ins Zimmer muss wen Besuch kommt, weil sie sich sonst zusehr aufregt und zur Gefahr für sich und den Besuch wird.
    Das üben an Banhöfen oder ähndlichem ist auch etwas ein Abwägen. Ich bin nicht bereit meinen Hund derart massivem Stress auszusetzen, den sie hätte bis eventuell langsam eine Gewöhnung einsetzen würde. Unser Alltag muss klappen, zum Beispiel musste sie sich ans Autofahren gewöhnen, aber ich gehe schon Kompromisse ein. Es kann gut sein dass es irgendwann möglich wird, weil wir uns weiterentwickelt haben, ich erzwinge aber Nichts. Riesen Fortschritte haben wir erzielt, unter Anderem können wir heute mit dem Auto an einen fremden ruhigen Ort fahren und spazieren, früher war sie da ein nervöses hibbeliges Bündel mit Durchfall.
    Müde wird sie auch sehr schnell, nach 1h sportliches Spazieren im Wald mit Freilauf ist sie platt. Im Moment merkt man die vielen Fluginsekten, die verängstigten sie früher sehr, heute geht es ganz gut, ist aber immernoch anstrengend.
    Nach Training (Busfahren, durchs Dorf spazieren oder Auto fahren) machen wir 1 Tag Pause und dann 2-3 Tage auf dem immer gleichen bekannten Spazierweg wo sie auch einmal richtig rennen kann und sehr wenige Stressauslöser hat. Dieser Rythmus hat sich bei uns sehr bewährt.
    Vielleicht konnte ich etwas helfen, bei Fragen melde dich doch einfach.
    Liebe Grüsse,
    Katrin

    Genau dieses sich vor dem "Nichts" fürchten ist sehr schwierig für viele nachzuvollziehen. Ich habe nun für uns einen guten Weg gefunden, damit umzugehen, in dem ich mir nicht eine bestimmte Strecke sondern eine Zeit zum Spazieren vornehme. So sind wir manchmal eine Stunde auf den gleichen 50 Metern am absuchen, schnüffeln und spielen, einfach weil mir das lieber ist als sie 100m motivieren zu können und dann kriegt sie Panik und will nur noch nach hause. So konnten wir unseren Radius enorm ausdehnen und im Frühling sind wir eben wieder dazu übergegangen, jetz im Herbst können wir uns wieder weiter wagen. Aber man sieht grosse Fortschritte im Vergleich zu vor einem Jahr. Damals sind wir extra in eine Wohnung mit kleinem Garten gezogen damit sie auch mal einige Tage dort zur Ruhe kommen kann wenn sie garnicht raus will. Das ist heute absolut nicht mehr nötig.
    Gerade kommen wir aus den Sommerferien, wir waren in einem Häuschen mit sehr grossem eingezäunten Garten und eigenem kleinen Schwimmteich. Das war ideal für Elly. Sie durfte sich ohne Leine frei bewegen (Geht sonst nur selten weil sie im ersten Moment angstaggressiv auf fremde Menschen, vorallem Kinder reagiert.) und Alles in ihrem Tempo erkunden und erleben.
    Unser Ziel ist, das Elly sich in bekanntem Umfeld völlig sicher bewegen kann. Da sind wir nun schon do weit dass wir auch Ausflüge an ruhige Orte machen können ohne dass sie übervordert ist. Im Moment freue ich mich dass sie gerade so eine offene Phase hat, Schwerpunkt ist im Moment die Körperpflege. Ich konnte diesen Monat eine Zecke an der Nase greifen und entfernen ohne dass sie in Panik geriet, ein super Erfolg für uns! :smile:
    Aber das Lernverhalten wird wohl immer speziell bleiben.

    Schön hier auf Jemanden mit einer ähndlichen Geschichte zu treffen. :smile:
    Manchmal denke ich schon was wohl noch Alles drin gewesen wäre hätten wir früher geschaltet. Wenn wir nicht auf eine Hundeschule gehört hätten die uns gesagt hat dass wir keine Welpenprägestunden brauchen, nur weil sie keinen Platz und keine anderen Welpen hatten. Die Einzelstunden bei uns in der Wohnung haben was die Sozialisation angeht wirklich Nichts gebracht. Und weil Elly mein erster Hund war und in der ersten Zeit dauergestresst habe ich lange garnicht gemerkt dass ihre Körpersprache voller Alarmzeichen war. Ich habe bis zur 16. Woche Gedacht sie hätte Paraditen, weil wir keine 2m weg vom Haus laufen konnten weil sie sich nur noch kratzte.. :muede:
    Aber wie du sagst, es gibt im Hund ja auch nicht nur die Deprivation. Ich habe einen Terrier gesehen, der hat (natürlich nur in seinem Umfeld) sehr terriertypisch gewirkt. Erst wenn er in einer neuen Situation war hat man gesehen dass er auch eine Deprivation hat. War aber sehr viel Arbeit der Besitzerin!
    Auf den ersten Blick kann man das ja auch so schlecht zuordnen. Man muss den Hund in verschiedenen Situationen sehen und den Lernprozess beurteilen.
    Auch bei Elly sind nur die hälfte der Geschwister verhaltensauffällig. Schliesslich ist die Entwicklung des Gehirns sehr individuell von Hund zu Hund. Und Niemand weis, was Elly im Stall noch erlebt hat. Sie war auch die kleinste und zarteste.

    Guten Morgen mit einander!
    Bubuka:
    Der Hinweis auf die Spot On`s ist super, genau so was habe ich mir erhofft. Ich werde mich nächsten Frühling darauf achten wann genau ich Elly behandle. Hast du Erfahrungen wie lange so was nachwirken kann?


    Was die Deprivation angeht hat Kareki sicher recht, es gibt nicht "die" Deprivation.
    Ich habe mich in den letzten 2,5 Jahren sehr intensiv mit Hunden beschäftigt (ein Jahr in einer Hundeschule ausbilden lassen und bei ATN den Hundepsychologen gemacht) und viele Hunde gesehen. Gerade bei den Welpen sieht man den riesen Unterschiede zu Elly in der Welpenzeit. Zudem kann ich heute (nach Kontakt mit Fachleuten und anderen Hundehaltern mit Deprivaten) vieles besser einordnen.
    Die Unsicherheit ist ja auch nur ein Symptom der Deprivation. Bei Elly sieht man sehr schön den Unterschied:
    Die Deprivation ist eine generelle Überforderung der Aufnahme- und Verarbeitungsfähigkeit des Hirns. Elly macht da weder Jahreszeitlich noch tagesformabhängige Unterschiede, wenn ich mit dem Bus in die Stadt fahre ist das immer zu viel. Sie kann damit nicht umgehen, ihre völlige Überforderung zeigt sich in Bellen, Zittern, Durchfall permanentem herumrennen und sie ist nicht mehr ansprechbar. Dieser Zustande ist nur sehr bedingt und langsam durch Gewöhnung überwindbar. Vor 2 Jahren war sie immer, egal wo wir mit dem Auto hingefahren sind, beim Aussteigen so überfordert, dass sie in diesen Zustand verfallen ist, auch wenn niemand zu sehen war. Heute kann sie mit menschenarmen Umgebungen langsam umgehen.
    Man sieht ihr aber sehr genau an (wenn man sie kennt) ob sie noch "denkt" oder schon darüber ist, dann kann man sie nur noch aus der Situation nehmen.
    Angst und Unsicherheit hingegen zeigen sich in Situationen, in denen sich noch erreichbar ist und erfolgen auf einen bestimmten Auslöser gerichtet. Daran können wir viel einfacher arbeiten, hier ist es möglich eine Gewöhnung im (mehr oder weniger) normalen Zeitfenster zu erreichen. Die Gewöhnung an solche Unsicherheiten ist in unserem Fall Basis für die Arbeit an der generellen Deprivation.
    Natürlich werden immer wieder neue Synapsen gebildet. Als wir Elly geholt haben war ich aber totaler Hundeanfänger. Ich habe damals nicht gesehen, dass der HUnd permanent total überfordert war und nicht in der Lage, irgendwelche Reize zu verarbeiten. Die richtige Hundeschule dafür haben wir erst mit 16 Wochen gefunden und da habe ich dann erst einmal über 2 Monate üben müssen, dass wir so nahe bei der Trainerin sein konnten um das Training mitzubekommen, da Elly sonst so ausser sich war dass an Lernen nicht zu denken war. Natürlich hat auch intensives Einzeltraining stattgefunden.
    Das aber nur so am Rande zum Thema Deprivation.. ;)


    Liebe Grüsse,
    Katrin

    Ach ja, die Deprivation trifft auch am Meisten den Bereich der sozialen Interaktion (Blickkontakt, egal ob bei Hunden, Katzen, Kindern oder Erwachsenen) und schneller Reizüberflutung, die sich zu Durchfall, Zittern, Panik und nach vorne gerichteter Aggression äussert.

    Die Geschwister waren auf einem abgelegenen Bergbauernhof alleine in einem dunklen Stall. Die Mutterhündin war praktisch nicht vorhanden (zu jung, erst ca. 1-jährig) und völlig desinteressiert, so dass die Welpen sie nur ganz selten gesehen haben, sonst war sie bei der Familie im Haus ca. 500m entfernt. Ab und an wurden die Hunde aus dem Stall auf den Vorplatz gelassen, sonst keine äusseren Einflüsse vorhanden.