Unsere Hausstandsregeln sehen es vor, dass im Haus bröselige Köstlichkeiten wie getrocknete Rinderlunge an den Hundeplätzen gefuttert werden.
Unsere Hunde haben eigentlich und uneigentlich –Hausstandsregel Nr. 2 – nie was geklaut. Auch auf Hundenasenhöhe konnten wir ein Schinkenbrot abstellen und den Raum verlassen. Die Umgebung war dann vielleicht etwas sabberbefeuchtet, das Schinkenbrot blieb unberührt. Worauf die Geschichte hinausläuft, könnt ihr euch nun schon denken.
Neuankömmlinge wurden von unserem ältesten Rüden stets entsprechend belehrt. Er war eigentlich ein Cocker, aber vom äußeren Erscheinungsbild, das auch sein Inneres perfekt widerspiegelte, eine Mischung aus Wildsau und Fürst.
Nun hatten wir im Keller einen neuen Sack Rinderlunge, der oben mit Klebeband verschlossen war. Plötzlich höre ich es aus einem der Körbe knuspern. Mein Partner fragte mich, warum ich nur einem der Hunde Rinderlungen gegeben habe, aber... ich war es nicht, er war es nicht, also haben wir im Keller den Sack untersucht. Die Klebefolie war abgezogen und es fanden sich eindeutige Sabberspuren.
Hat sich der alte Kerl doch „brav“ nur ein einziges Stück geholt und das – noch braver! – dann am richtigen Platz gegessen. Dieses Gentleman-Verbrechen hat mich schwer beeindruckt. Wie ein Pirat, den am Ende trotz des Verbrechens alle Frauen anschmachten. Und irgendwie hat er ja fast alles richtig gemacht, da fällt die Diebestat kaum noch ins Gewicht.
Ich weiß, keine sensationelle Geschichte, aber trotzdem doch irgendwie eindrucksvoll. Viele Hunde hätten doch im Keller gefressen bis der Arzt kommt und Cocker haben da ja eher keine Fressbremse.